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Dornach (an der Donau)


Schloss Dornach ist ein typischer Bau des späten Historismus. Allerdings hat es eine mittelalterliche Vergangenheit. Ein Vorgänger von ihm dürfte bereits im 15. Jahrhundert bestanden haben. 1455 wird hier nämlich bereits ein Gutshof erwähnt. Auf einer Fotografie, die der Schriftsteller August Strindberg 1894 aufgenommen hatte, erkennt man ein stattliches dreigeschossiges Objekt mit einem U-förmigen Grundriss, das baulich fast vollkommen dem heutigen Schloss entsprach. Der schmucklose Bau war mit einem Satteldach gedeckt. Er gehörte damals dem Notar Dr. Cornelius Reischl, dem Großvater von Frieda Uhl, der Gattin Strindbergs. Wann dieses Gebäude in einen hübschen Landsitz umgewandelt wurde, ist nicht ganz klar. Vermutlich war es nur wenige Jahre später durch die neue Eigentümerin, Prinzessin Maria Theresia von Thurn und Taxis. Manche lokale Historiker glauben aber, dass der Umbau erst 1901 unter einem Grafen Hardegg begonnen wurde. Freiherr Viktor von Offermann, der Schloss Dornach 1912 erworben hatte, ließ es vollenden. Er war ein bedeutender österreichischer Industrieller, der vor allem in Brünn tätig war. Durch die bereits 1898 eröffnete Eisenbahnlinie zwischen Mauthausen und Grein, deren Trasse an der Schauseite des Schlosses vorbeiführt, wurde der Gesamteindruck natürlich beeinträchtigt Zu den späteren Eigentümern zählten Dipl.-Ing. Dr. Robert Koller (1937 – 1971) und die Familie Taubländer. 2003 erwarben die aus Tirol stammenden Familien Gschösser und Ebenbichler das Gebäude und ließen eine umfangreiche Renovierung durchführen. In einem Nebengebäude des ehemaligen Gutshofes hatten von 1893 bis 1896 August Strindberg, seine Frau und seine hier geborene Tochter ihren Wohnsitz.

Das Schloss liegt fast unmittelbar an der Donau, doch ist es von dieser durch die Bahnlinie und die Bundesstraße getrennt. Die häufigen Donauhochwasser, die immer wieder zu Überschwemmungen führten, machten die Errichtung einer Wasserschutzmauer, einem weiteren trennenden Element, zwischen Schloss und Fluss erforderlich. Dennoch wirkt das zwei- bis dreigeschossige Schloss Dornach vom gegenüber liegenden Ufer aus gesehen, wie eine malerische Kulisse. Der späthistoristische Umbau um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert bezog sich vorwiegend auf das Äußere. Der symmetrische dreiflügelige Grundriss, aber auch die Raumstruktur des alten Gutshofes wurde beibehalten. Durch das Hinzufügen von Erkern, Giebeln und Türmen entstand ein unregelmäßiger asymmetrischer Bau, der auf den ersten Blick den Eindruck eines Märchenschlosses macht, an dem jahrhundertelang gebaut wurde. Bei näherer Betrachtung erkennt man aber, dass hier die unterschiedlichsten Baustile bewusst vermengt wurden. So macht ausgerechnet der jüngste Bauteil, nämlich der achteckige Turm am östlichen Ende der Anlage einen mittelalterlichen Eindruck, obwohl er trotz seines Zinnenkranzes für einen Wehrturm oder gar einen Bergfried viel zu schwach gewesen wäre. Der anschließende schmale Seitenflügel mit seinem Volutengiebel erinnert an einen Wohnbau des 17. Jahrhunderts. Die repräsentative Fassade des Mittelteiles mit seinem prächtigen neobarocken Giebel und dem zur Donau hin orientierten Ehrenhof wirkt wie ein hochbarockes Landschloss. Dem breiten Mittelrisalit ist eine auf fünf Pfeilerarkaden ruhende Terrasse vorgelegt. Der im 19. Jahrhundert sehr beliebte Baustil der Neo-Renaissance wurde für den linken Seitenflügel herangezogen, was durch die vielen Details seiner Fassade unverkennbar ist. Das einzige verbindende Element neben der einheitlichen gelben Färbelung des Schlosses ist die Pilastergliederung der Fassaden über dem gebänderten Erdgeschoß. An der Rückseite ist ein eingeschossiger hakenförmiger Wirtschaftstrakt angebaut. Hier lagen einst die Stallungen und Remisen. Die Räume des Obergeschosses, zu denen drei schöne Säle gehören, sind mit Stuckdecken, Möbeln und Bilder aus dem 19. und 20. Jahrhundert ausgestattet. Nordwestlich des Schlosses liegt eine 1894 durch den Steinbruchbesitzer Anton Schlepitzka errichtete neugotische Gruftkapelle.

Lage: Mühlviertel - ca. 4 km südöstlich von Saxen

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.03.2018