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Salaberg


In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstand im „Ennswald“ die bischöflich-bambergische Hofmark Haag. Um 1310 hatten die Herren von Wallsee die Vogtei über den Bamberger Besitz inne. Sie dürften in den Jahren bis 1340 eine erste Burg errichtet haben, von der noch Mauerreste im Südtrakt des inneren Hofes nachzuweisen sind. Zu den Bewohnern der nächsten beiden Jahrhunderte gehörten die Häusler, die Rohrbacher und die Hinterholzer. 1531 erwarb der im Eisenhandel reich gewordene Steyrer Großkaufmann Niclas Kölnpöck den damaligen Pfandbesitz. Ab 1560 gehörte er ihm als freies Eigen. Er und seine Nachfolger ließen die mittelalterliche Burg in ein vierflügeliges Renaissanceschloss umbauen und schufen damit den inneren Hof mit seinen Arkaden. Als Nimrod Kölnpöck durch die Krise des Frühkapitalismus und durch alchemistische Versuche verarmte, kaufte ihm Heinrich Freiherr von Salburg 1619 die Herrschaft ab. Von nun an wurde sie nur mehr vererbt, aber nie wieder verkauft. Die baufreudigsten Mitglieder dieser Familie waren Georg Sigmund Graf Salburg und dessen jüngerer Sohn Franz Ferdinand. Sie schufen zuerst um 1640 den mittleren Hof, indem sie dem bisherigen Bau im Osten zwei dreigeschossige Trakte anfügten. Baumeister war Marus Martin Spatz. Aber auch der Ausbau des Wirtschaftshofes (1751) und die Modernisierung des frühbarocken Lustgartens geht auf die Grafen Salburg zurück. 1846 kam Salaberg durch die Heirat von Maria Angelika von Salburg mit Johann Ludwig Graf Sprinzenstein an dessen Familie. Sein Sohn Hermann Maria (1817-1882) ließ den heutigen Landschaftspark anlegen. Von den Sprinzenstein wurde Salaberg an die Grafen Saurma-Jeltsch vererbt. Als „Deutsches Eigentum“ wurde es nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der russischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Das Schloss, das noch 1940 voll ausgestattet war hatte während der folgenden Einquartierungen schwer zu leiden. Das Archiv wurde vernichtet und der größte Teil der Einrichtung zerstört. 1955 wurde es den rechtmäßigen Eigentümern wieder zurückgegeben. Nennenswerte Restaurierungsmaßnahmen konnten erst in den 70er-Jahren des 20. Jh. einsetzen. 1993 erbte der jetzige Besitzer, Dipl. Ing. Christian Freiherr von Mylius, das Schloss. Die Instandsetzungsarbeiten sind immer noch nicht vollständig beendet, doch kann sich Salaberg mittlerweile wieder sehen lassen. Einige Innenräume, so vor allem der venezianische Festsaal und die Schlosskapelle können für Veranstaltungen gemietet werden. Weitere Räume stehen für eine langfristige Nutzung als Büros zur Verfügung.

Die ausgedehnte Schlossanlage liegt auf einer baumbestandenen Terrasse über dem Schönmüllerbach. Wie bei einer Abschnittsburg besteht sie aus drei hintereinander gereihten Höfen, wobei der erste der jüngste ist. Der äußere Tortrakt wurde erst um 1755 fertiggestellt. Über dem rustizierten Rundbogentor befindet sich ein mit 1751 bezeichnetes Steinwappen. Rechts und links davon stehen geschweifte Steinsockeln mit riesigen Steinkugeln. Durch eine 12 m lange Durchfahrt gelangt man in den Vorhof, der von Wirtschaftsgebäuden und ehemaligen Remisen flankiert wird. Dieser Hof ist von den Gebäuden des zweiten Hofes durch einen Halsgraben getrennt. Eine Steinbrücke führt zum steingefassten Rundbogenportal des zweigeschossigen Eingangstraktes, der von zwei quadratischen Ecktürmen flankiert wird. Diese mit gebrochenen Zwiebelhelmen versehenen Türme kragen aus der Fassade deutlich vor. An den östlichen Turm ist die 1698 geweihte Kapelle quer angebaut. Ihr Oratorium ist vom Jagdsaal, der im ersten Stock des Osttraktes liegt, zugänglich. Dieser Raum ist mit Stuckdekorationen und Gemälden in der Art der Rubensschule reich ausgestattet. Sie zeigen die im 17. Jh. gebräuchlichen Jagdarten. Der Arkadengang des Nordflügels wurde nachträglich wieder zugemauert. Über ihm liegt eine Galerie mit einer bemalten Holzbalkendecke, in der eine Porträtgalerie eingerichtet war. An der Südseite des Hofes führt eine Freitreppe zu den Repräsentationsräumen im ersten Stock.

Das architektonische Prunkstück des Schlosses ist der 20 m lange Festsaal, der in einem eigenen Gebäude untergebracht ist, das quer zur Südfront des Hofes steht. Wegen des ansteigenden Geländes, betritt man den Saal an der Hofseite im ersten Stock, gelangt aber durch einen Ausgang an der Südseite direkt in den Garten. Auftraggeber dieses Saales, denn man eher in einem venezianischen Palazzo als in einem niederösterreichischen Schloss vermuten würde, war Generalfeldmarschallleutnant Franz Ferdinand Graf Salburg, der unter Prinz Eugen gegen die Türken gekämpft hatte und dann wegen seiner Verdienste als Gesandter nach Venedig geschickt wurde. Er war mit zwei Dogen persönlich befreundet, deren lebensgroße Porträts in die Saalwände eingelassen sind. Deshalb prangt auch ein stattlicher Markuslöwe über dem Kamin. Drei große Gemälde, deren Themen venezianische Seeschlachten sind, zieren den Plafond. Der Sims des Saales wird von einem umlaufenden Fries gebildet, der aus 84 Porträts bekannter Männer besteht. Einem Wunder gleicht es, dass die beiden riesigen venezianischen Kristalllüster die Nachkriegszeit heil überstanden haben. Im zum Saal führenden Treppenhaus bestehen die Wände und Geländer aus venezianischem Marmor. Unter dem Saal befindet sich eine Sala terrena und eine Quellengrotte mit Muscheldekoration. Der Westflügel des mittleren Schlosshofes gehört bereits zum dreigeschossigen Kernschloss. Über dem mit Keilsteinen in Form von Maskarons geschmückten Doppeltor ist ein Dachreiter mit Uhr angebracht. Der Innenhof hat einen trapezförmigen Grundriss. Er weist in allen Geschossen Arkaden auf. Die dorisch-toskanischen Säulen sind aus Granit und Sandstein gearbeitet. Im Gegensatz zu den gedrungenen Säulen des Erdgeschosses, sind jene im ersten und zweiten Stock recht zierlich. Die Arkadengänge sind kreuzgratgewölbt. In der Hofmitte liegt ein reich profiliertes Brunnenbecken aus der Zeit um 1700. Aus diesem Innenhof führt eine tonnengewölbte Einfahrt in den ummauerten Garten.

Franz Ferdinand Reichsgraf von Salburg ließ im neu angelegten Garten in den letzten Jahren des 17. Jh. von oberitalienischen Künstlern ein Sommerhaus errichten. Es besteht aus einem offenen Gartensaal und einem, drei Räume umfassenden Badebereich. Die Fassade ist mit bunten Stuckarbeiten geschmückt. Die dahinter liegende halbelliptische Sala terrena ist durch reichliche Verwendung von Stuck, Tuffstein und farbigem, mit bunten Glassplittern, Kieselsteinen und Schlacke durchsetztem Putz als Grotte gestaltet. Künstlerisch am bedeutendsten ist die farbenfrohe Architekturmalerei im Baderaum, in dem sich ein Marmorbecken befindet. Die Fresken zeigen eine zweigeschossige Säulenhalle, die zu einer antiken Thermenarchitektur an der Hauptschauwand führt. Im Nordkabinett ist mit Delfter Kacheln aus der Zeit um 1870 verfliest. Nach 1993 wurde das schon sehr desolate Sommerhaus restauriert, wobei die Kosten von der deutschen Messerschmitt Stiftung übernommen wurden. Die Mauer des trapezförmigen Gartens ist ein Rest der ehemaligen Ringmauer. Sie ist im Süden durch einen starken dreigeschossigen Rundturm mit Schlüsselscharten und einen schwächeren halbkreisförmigen Turm verstärkt. Im Garten befindet sich ein malerischer Delphinbrunnen, der von mythologischen Statuen umstanden ist. Im 72 Joch umfassenden Schlosspark hat die Stadt Haag 1972 einen Wildpark eingerichtet. Dieser Park wurde um 1870 vom Direktor des Fürst Pücklerischen Parks im schlesischen Bad Muskau, Petzold, gestaltet.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 1 km südwestlich der Stadt Haag

Besichtigung: nur von außen möglich. Lediglich das Badehaus kann an Wochenenden und Feiertagen um 15.00, 15.30 und 16.00 im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Täglich zugänglich ist der Tierpark (Okt.-März 09.00 – 16.00 und April-Sept. 08.30 – 17.30).


Weitere Literatur:


04.02.2003