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Palais Blankenstein


Das Palais Blankenstein geht auf ein mittelalterliches Wohnhaus zurück, das später im Barockstil erneuert wurde. In den Jahren 1791/92 wurde es aufgestockt und mit einer frühklassizistischen Fassade versehen. Damals erhielt es weitgehend sein heutiges Aussehen. In den Jahren 1887/89 wurde es modernisiert und 1995 letztmals restauriert. Von den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Vorgängerbauten haben sich bemerkenswerte Reste im Kellerbereich erhalten. Der hohe Bekanntheitsgrad des Gebäudes ist aber vor allem darauf zurückzuführen, dass es seit 1887 Sitz der Hofzuckerbäckerei Demel ist. Diese wurde 1786 durch August Dehne am unweit gelegenen Michaelerplatz gegründet und 1857 an seinen Angestellten Christoph Demel verkauft. Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war sie ein beliebter Treffpunkt des Wiener Hochadels, der Finanzaristokratie und der Schauspieler des Burgtheaters. Die gut erhaltene Innenausstattung der Salons wurde von der bekannten Wiener Innenarchitekturfirma Portois & Fix im Neo-Renaissancestil gestaltet. Portois & Fix waren im 19. Jahrhundert für die gediegene Einrichtung zahlreicher Schlösser, Palais und öffentlicher Gebäuden bekannt. Auch im 20. Jahrhundert legte man großen Wert auf die Möblierung und Präsentation des Palais. Baron Federico von Berzeviczy-Pallavicini war der Schwiegersohn der legendären Anna Demel, der 1957 als erster Frau Österreichs der Titel Kommerzialrat verliehen wurde. Der Baron war wesentlich für das Erscheinungsbild der Konditorei und seiner Schaufenster verantwortlich. 1972 verkaufte er jedoch sowohl das Palais als auch die Konditorei. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts gelangte beides in den Besitz des vor allem bei sozialistischen Politikern geschätzten Abenteurers Udo Proksch. Nach dessen gerichtlicher Verurteilung übernahm der Raiffeisenbankensektor dieses Wiener Wahrzeichen.

Das Palais ist ein fünfgeschossiges Gebäude unweit der Hofburg. Dieser Teil des Ersten Wiener Gemeindebezirkes war immer schon eng verbaut. Es gibt daher keinen Garten oder größeren Innenhof. Obwohl das Palais sieben Achsen aufweist, wirkt es wegen seiner Höhe relativ schmal. Die ersten beiden Geschosse sind gebändert. Bis auf das eher unscheinbare Portal wird das gesamte Erdgeschoß heute von der Konditorei Demel in Anspruch genommen. Um die Lichtverhältnisse in den engen Gassen der Innenstadt zu verbessern, hat man die Beletage im zweiten und nicht wie allgemein üblich im ersten Stock eingerichtet, worauf der üppige Stuckdekor über den Fenstern sowie die diesen vorgestellten Blendbalustraden hinweisen. Die hier befindlichen Salons, werden auch heute für Veranstaltungen und gesellschaftliche Treffen genutzt. Dieses zweite Obergeschoß ist mit dem darüber liegenden, wesentlich niedrigeren Stockwerk durch große Riesenpilaster verbunden. Ein starkes Gesims trennt den Repräsentations- bzw. den ehemaligen Wohnbereich vom letzten Geschoß, das deutlich niedriger ist und dessen Räume von kleineren quadratischen Fenstern beleuchtet werden. In den Kellerräumen ist das Demel-Museum untergebracht, in dem neben Erinnerungsstücken auch zahlreiche Modelle und Entwürfe von Baron Federico von Berzeviczy gezeigt werden.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Kohlmarkt 14

Besichtigung: Die Räume der Konditorei können natürlich währende der Geschäftszeiten besucht werden. Die übrigen Teile des Gebäudes sind nur nach direkter Kontaktaufnahme zugänglich.

Homepage: www.demel.com


Weitere Literatur:


12.01.2018