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Kalksburg


Kalksburg ist heute ein Teil des 23. Wiener Gemeindebezirks. Bis 1938 war es eine selbständige Gemeinde in Niederösterreich. Im Mittelalter bestand hier ein kleiner Wehrbau, der 1188 an die Babenberger fiel. Zuvor hatten hier die bayrischen Grafen von Sulzbach die Gerichtsbarkeit inne. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wohnte hier Stephan II Stuchs von Kalksburg. Die Lehensoberhoheit ging um die Mitte des 14. Jahrhunderts von den Babenbergern auf die Habsburger über. Der Ansitz war nur schwach befestigt und hatte keine militärische Bedeutung, doch hatte sich um 1460 hier der berüchtigte Söldnerführer Johann Schweinzer festgesetzt und die gesamte Umgebung terrorisiert. Daraufhin eroberte eine Wiener Bürgerwehr im Auftrag von Erzherzog Albrecht VI die Kalksburg. Das Gebäude wurde dabei völlig verwüstet, abgerissen und nicht mehr aufgebaut. Um 1500 gelangte die Herrschaft durch Tausch an die Herren von Eberndorf, die dafür ihren Stammsitz (Kaiser)Eberndorf an Kaiser Maximilian I abtreten mussten. Um 1600 gelang es der damaligen Herrschaftsinhaberin Donna Margaretha geb. Lasso di Castiglio die Lehensrechte des Kaisers abzuschütteln. Sie übergab 1609 die Grundherrschaft dem Jesuitenorden, der sie bis zu seiner Auflösung 1773 durch Papst Clemens XIV behielt. Der Orden war 1434 durch Ignatius von Loyola gegründet worden und hatte sich während der Gegenreformation große Verdienste erworben. Schließlich war er aber dem Papst zu mächtig geworden. Bereits 1529 und 1683 hatten türkische Streifscharen den Ort und das Gut weitgehend vernichtet. Nach der Ordensauflösung ging der Besitz der Jesuiten an die Österreichische Staatsgüterdirektion, die ihn an die Fürstin Karoline Trautson verkaufte. Diese war eine Hofdame und enge Vertraute der Kaiserin Maria Theresia. Sie bewohnte hier ein schlossähnliches Landhaus, das sie im Sinne von Jean Jacques Rousseau „Mon Pérou“ nannte. Dies war eine Metapher für eine glückliche Wildnis. In der Zeit zwischen 1760 und 1786 veranstaltete sie auf ihrem Landsitz in Adelskreisen beliebte Musik- und Theateraufführungen.

1790 erwarb der Wiener Hofjuwelier Franz Edler von Mack ihr Erbe. Er galt als bedeutendster Grundherr und größter Förderer von Kalksburg. Unter anderem investierte er auch in das Landschloss. Als er 1805 starb, übernahm sein Sohn Valentin die Herrschaft. Macks Enkelin Helene heiratete in die Familie Godefroy ein. Sie erbte Mon Pérou. 1856 wurde dieses neuerlich an den Jesuitenorden verkauft, der 1814 von Papst Pius VII wieder zugelassen worden war. Die Jesuiten richteten im Schloss ein Konvikt für adelige Schüler ein, das in den folgenden Jahrzehnten immer weiter ausgebaut und vergrößert wurde. 1906 wurde vor der Hauptfront des Schulgebäudes eine lebensgroße Immaculatastatue errichtet, die 1954 neu vergoldet wurde. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich musste die Schule geschlossen werden. Das Gebäude diente nun als Polizeischule und Magazin. Unter der russischen Besatzungsmacht waren in der einstigen Elite-Schule ein Rückwanderungssammellager und dann eine Kaserne untergebracht. 1951 wurde die Anlage wieder geräumt und den vorigen Eigentümern zurückgegeben. Nach einer umfassenden Restaurierung ist seither wieder im einstigen Landsitz mit dem Kollegium Kalsburg eine der besten Privatschulen Europas untergebracht. Bedingt durch den fast ununterbrochenen Ausbau ist vom beschaulichen „Mon Pérou“ nichts mehr zu erkennen. Lediglich die Grundmauern sind noch teilweise vorhanden. Zum Hauptgebäude gehören mehrere Kapellen. In der 300 Personen fassenden Konviktskapelle befindet sich das Altarbild der Hl. Immaculata von Leopold Kuppelwieser. Interessant ist auch, dass der Altar der Kongregationskapelle aus dem Sterbezimmer Napoleons auf St. Helena stammen soll.

Ort/Adresse: 1230 Wien, Promenadeweg 3

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


22.12.2017