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Bideneck


Die Entstehungsgeschichte der Burg liegt im dunkeln. Bideneck tritt urkundlich relativ spät in Erscheinung, nämlich 1339 mit „Heinrich der Potzner von Pybenekke“. Er dürfte aus der Familie der Rottenburger stammen und Richter auf St. Petersberg und Laudeck gewesen sein. Allerdings nennen sich bereits 1160 Ministeriale, die von Tarasp bzw. dem Hochstift Chur abhängig waren, nach dem benachbarten Ort Fließ. Es ist daher durchaus denkbar, dass hier bereits im 12. Jh. ein Vorgängerbau bestand, als es in Fließ eine Thingstatt gab. Heinrich der Potzner vererbte die Burg 1353 an seinen Neffen Georg von Schrofenstein. Dieser verkaufte sie 1378 an mehrere Personen. 1427 war sie wieder in einer Hand, der Familie Sigwein. 1499 war Bernhard Sigwein Lehensinhaber. Er war der letzte männliche Nachkomme seiner Familie. König Maximilian belehnte 1501 die Brüder Rueland und Sigmund von Schrofenstein mit Bideneck. In den nächsten 45 Jahren wurde vor allem der Wohnkomfort der Burg verbessert. Als 1546 mit Georg Philip auch die Schrofensteiner ausstarben, fiel das Lehen an Hans Trautson, Freiherr zu Sprechenstein. Er war Rat und Marschall von König Ferdinand I. Bereits nach sechs Jahren verkaufte er die Herrschaft an Erasmus Heidenreich. Durch Erbschaft kam sie 1693 an Isac Andre Benedikt von Pach, dessen Familie Bideneck bis 1994 besaß. In den Jahren zuvor hatte man im Erdgeschoß des Palas eine Jausenstation eingerichtet und sie zur Frühstückspension ausgebaut, um die Restaurierungskosten erträglicher zu gestalten. Schließlich kaufte Kommerzialrat Hans Pöll, ein Tiroler Industrieller, die Burg. Die Restaurierungsarbeiten wurden fortgesetzt und im Bergfried eine Bildergalerie etabliert. Die Einrichtung eines Heimatmuseums ist geplant.

Die relativ kleine Burg liegt wehrtechnisch fast ungeschützt auf einem mäßig ansteigenden Hang oberhalb des Ortes Fließ auf 1142 m Seehöhe. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jh. in einem Zug erbaut und später nur wenig verändert. Sie präsentiert sich heute so wie zur Zeit der Schrofensteiner und der Heidenreich. Bideneck ist ein eng zusammengedrängter ovaler Baukomplex um einen zentralen Bergfried. Ihm gegenüber, durch den schmalen Burghof getrennt, liegt der Palas. Die Bauten sind von einer inneren und einer äußeren Ringmauer umgeben. An der Innenseite der äußeren Ringmauer finden sich Wandmalereien, wie der Tiroler Adler und das österreichische Bindenschild. Das Erscheinungsbild der Burg wird vom fast 30 m hohen viergeschossigen Bergfried bestimmt. Sein Grundriss ist ein Quadrat von 10 x 10 m Seitenlänge. Seine mit 1,3 m (im Erdgeschoß) nicht allzu dicken Mauern sind aus Bruchsteinen errichtet, die Gebäudeecken aber mit zum Teil sehr sorgfältig gearbeiteten Buckelquadern verstärkt. Der ursprüngliche Turmeingang lag in 10 Meter Höhe an der Südwand. Die alte Eisentür aus dem 15. Jh. ist noch erhalten. Wie das deutlich schlechtere Mauerwerk des obersten Turmteiles zeigt, wurde er ebenso wie die zwölf 1,5 m hohen Schwalbenschwanzzinnen später aufgesetzt. Zuvor dürfte die Wehrplattform durch Viereckzinnen begrenzt gewesen sein. Der einstöckige Palas ist mit seiner breiten Front nach Süden gerichtet. Er ist ebenso alt wie der Bergfried, wurde aber unter den letzten Schrofensteinern ausgebaut und wohnlicher gestaltet. Auch Erasmus von Heidenreich ließ Verbesserungen vornehmen. Er wird von einer Wehrgalerie abgeschlossen, die heute allerdings von einem Dach abgedeckt ist, das sich vom Bergfried ausgehend, über den Hof und den Palas spannt. In seinem Obergeschoß befindet sich der bemerkenswerteste Raum der Burg, die Schrofensteinstube. Sie wird zu den schönsten Renaissance-Innenräumen Nordtirols gezählt. Sie ist getäfelt, hat eine Kassettendecke und schön gearbeitete Türen. In ihr steht ein weißer Kachelofen mit glasierten Waffenkacheln der Schrofensteiner und Schurff. Der letzte Schrofensteiner war mit Magdalena Schurff verheiratet. Im östlichen Teil des ersten Stocks befand sich ein größerer Saal, der aber 1930 unterteilt wurde.

Lage: Tirol/Oberinntal – oberhalb des Dorfes Fließ, ca. 6 km südöstlich von Landeck

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


02.02.2003