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Gamlitz (Obergamlitz)


Wie viele kleinere Schlösser in Kärnten und der Steiermark ist auch Gamlitz aus einem – wohl leicht befestigten – größeren Bauernhof hervorgegangen, der vom Landesherrn oder einem anderen gut situierten Adeligen als finanzielle Basis seinem Hauskloster geschenkt wurde. In diesem Fall war es Markgraf Engelbert von Sponheim, der gemeinsam mit seinem Bruder 1091 das Benediktiner-Kloster St. Paul im Lavanttal gegründet hatte. Seine vier Söhne übertrugen wenige Jahre später ihre Besitzungen in Gamlitz dem Kloster. 1145 wird der Ort als Gomilnitz erstmals erwähnt. Schon damals war der Weinbau der wichtigste Erwerbszweig in Gamlitz. Der Messwein für das Stift wurde zum Teil hier gekeltert. Militärisch war der Hof nie von Bedeutung. Seine Verwaltung lag stets bei befreundeten Kleinadeligen, die dafür zu sorgen hatten, dass die in der Umgebung ansässigen Untertanen ihre Abgaben rechtzeitig zu entrichten hatten. Die Lehensnehmer nannten sich weiterhin „Herren von Gamlitz“. Zu ihnen gehörten im Jahr 1200 die Herren von Trixen, die ansonsten auf ihren Burgen im Kärntner Glantal saßen. 1272 folgte Seyfried von Mahrenberg und 1319 Ulrich von Wallsee. Auch die Grafen von Cilli werden genannt. Irgendwann in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gelangte die Herrschaft neuerlich an den Landesherrn, der sie aber weiterhin als Lehen vergab. Ab 1443 saß hier die Familie Sarl, die 1544 nach ihrem Aussterben und längeren Erbstreitigkeiten von dem mit ihr verwandten Hans Rulko abgelöst wurde. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts dürfte Gamlitz bereits ein größerer Besitz gewesen sein. Darauf deutet zumindest eine Steuerschätzung aus dieser Zeit hin. Allerdings waren auch die Schulden beträchtlich.

Von 1621 bis 1630 gehörte der Ansitz nacheinander dem Freiherrn Sigmund von Eibiswald, Veit Sigmund von Herberstein und dann für drei Jahre Johann Ulrich Fürst von Eggenberg. 1630 erwarb der Grazer Bürgermeister und Eisenhändler Georg Klingendrath den Besitz. Seine Nachkommen gaben dem Schloss seine heutige barocke Gestalt. Allerdings gerieten sie dabei in finanzielle Schwierigkeiten, so dass nach einer öffentlichen Versteigerung 1786 Franz Xaver von Angerburg die Herrschaft übernahm. Er verkaufte sie bereits acht Jahre später an Franz Xaver Prandstätter. Seit 1788 war Gamlitz freies Eigen. 1816 kam es zu einer neuen Versteigerung. Meistbieter war Anton Graf Attems. Er vereinigte das Gut mit seiner Herrschaft Ehrenhausen. Im 19. Jahrhundert wechselten die meist bürgerlichen Eigentümer recht häufig. . Die Wehrmauern wurden eingeebnet und das Schloss für seine neuen Verwendungszwecke umgebaut. Zeitweise diente es als Kavalleriekaserne und Volksschule. Im 19. Jahrhundert befand sich in einem Nebengebäude ein Heimatmuseum. Nach dessen Schließung wurden die Exponate nach Pettau (Slowenien) und ins Grazer Joanneum transferiert. Seit 1904 ist das Schloss im Besitz der Familie Melcher, die hier ein großes Weingut betreibt. Die anderen landwirtschaftlichen Aktivitäten wurden aufgegeben. Um 1959 wurde das Gebäude umfassend restauriert. 1990 fand in ihm die steirische Landesausstellung „Wein und Kultur“ statt. Seit damals befindet sich in einem Anbau ein interessantes Weinbaumuseum. Der derzeitige Besitzer führt das Schloss als kleines aber feines Schlosshotel, das sich auch für Hochzeiten sehr gut eignet.

Der auch Obergamlitz genannte Edelsitz Gamlitz liegt auf einer leichten Erhebung südlich des gleichnamigen Marktes. Der Schlosshügel fällt an drei Seiten steil ab, wobei die Böschungen zum Teil künstlich abgegraben wurden. An der Bergseite war der einstige kleine Wehrbau durch einen Graben gesichert. Noch im 17. Jahrhundert war der Wirtschaftshof von einer Mauer umgeben. An ihrer Stelle befinden sich heute Nutzgärten. Die einfachen Verteidigungseinrichtungen, die vorwiegend aus Gräben bestanden, sind heute im Gelände kaum mehr zu erkennen. In seiner heutigen Form ist das Schloss ein schlichter viereckiger Baukörper aus dem 17. Jahrhundert mit einer einfachen Barockfassade. Das dreigeschossige Gebäude ist einflügelig und weist daher auch keinen Innenhof auf. Mit vier Fensterachsen an der Längsseite und zwei Achsen an den Giebelseiten zählt Gamlitz zu den kleineren Schlössern der Steiermark. Die Fassade stammt vom Wiederaufbau des Gebäudes nach dem Brand von 1681. Nach 1800 wurde sie aber durch den Baumeister Thomas Ebner teilweise historistisch verändert. An der Südseite grenzt ein malerischer Wirtschaftshof an das Schloss, der von Nebengebäuden umgeben ist. Die schweren Tonnengewölbe des Erdgeschosses und des Kellers stammen wohl noch von einem Vorgängerbau. Beide Geschosse dienen heute dem Hotelbetrieb. Unter anderem befindet sich hier auch ein Restaurant, das durch sein Ziegelgewölbe sehr stimmungsvoll wirkt. Für die Lagerung der Weine und ihre Präsentierung stehen ausgedehnte Keller unter dem Wirtschaftshof und einem benachbarten Gebäude zur Verfügung. Die Gästezimmer befinden sich nicht nur im eigentlichen Schloss sondern auch im restaurierten Presshaus.

Lage: ca. 8 km südlich von Leibnitz

Ort/Adresse: 8462 Gamlitz

Besichtigung: ganzjährig möglich

Homepage: www.melcher.at


Weitere Literatur:


24.11.2017