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Göttweig - Altes Schloss


Göttweig ist für alle kunsthistorisch interessierten Menschen ein typisches hochbarockes Benediktinerstift auf einem beherrschenden Hügel hoch über dem Eingang zur Wachau. Die wenigsten Besucher wissen aber, dass sich auf dem Klosterareal gar nicht so kleine Reste einer mittelalterlichen Wehranlage erhalten haben. Der markante Berg über der Donau war schon zur Römerzeit besiedelt und bereits vor der Klostergründung im Jahr 1072 befestigt. So werden in der Lebensbeschreibung des Klostergründers Bischof Altmann von Passau bestehende Gräben und Wälle erwähnt. Über diese hochmittelalterliche Anlage gibt es aber keine urkundlichen Nachrichten. Allerdings haben archäologische Grabungen ergeben, dass an der Stelle der benachbarten, aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammenden Erentrudiskapelle eine Saalkirche bestand, die auf die Zeit der Klostergründung zurückgehen dürfte. Die damals bereits vorhandenen Befestigungen wurden vom 14. bis zum 16. Jahrhundert zu einer respektablen Burg ausgebaut, die sogar den Angriffen türkischer Streifscharen anlässlich der ersten Türkenbelagerung Wiens von 1529 standhalten konnte. Der Wehrbau, der im 18. Jahrhundert den Namen „Altes Schloss“ bekam, wurde in der Folge weiter ausgebaut. Ein Plan aus dem 18. Jahrhundert zeigt ihn als trapezförmige Burg. Diese fiel jedoch noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts weitgehend dem Neubau des barocken Südtraktes des Stiftes zum Opfer. Dass ungefähr ein Drittel der Wehranlage erhalten blieb, ist lediglich auf die Sparmaßnahmen im Zuge des Österreichischen Erbfolgekrieges und jene unter dem Kaiser Josef II zurückzuführen, die die monströsen Ausbaupläne des Stiftes von Lukas von Hildebrandt schließlich stoppten.

Das Alte Schloss liegt an der Südgrenze des riesigen Stiftareals, das die gesamte Kuppe des Hügels einnimmt. Es hatte die Aufgabe, die dort befindliche Einfahrt in den großen Hof zu sichern. Von seiner einst viertürmigen Anlage haben sich nur die beiden westseitigen Rundtürme erhalten, die ursprünglich als dreigeschossige Schalentürme errichtet worden waren. Sie stammen aus dem späten 15. Jahrhundert und waren in mehreren Wehrgeschoßen zur Verteidigung mit Feuerwaffen bestimmt, wie die noch vorhandenen oder bereits vermauerten Schießscharten zeigen. Die klobigen Türme sind mit flachen Kegeldächer ausgestattet. Ältester Teil der spätmittelalterlichen Burg ist jedoch ein ca. 20 x 12 m großes, annähernd rechteckiges Gebäude, das die beiden Türme verbindet. Es wird auch als Pförtnerhaus bezeichnet, obwohl es bereits im 14. Jahrhundert erbaut wurde, also zu einem Zeitpunkt, als die übrigen Bauten der Burg noch gar nicht existierten. Der mit einem hohen Vollwalmdach gedeckte Kastenbau wurde vermutlich erst 1529 durch Abt Matthias in die bereits ausgebaute Burg einbezogen. Nach Fertigstellung des Alten Schlosses diente er vermutlich als zweigeschossiger Palas. In seinem ersten Obergeschoß hat sich eine gelb bemalte Balkendecke aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Seine Fenster weisen gotische Steinrahmen auf. Das Pförtnerhaus wurde 2002 restauriert und an seiner Westfront modernisiert. Hier sind die Graphischen Sammlungen des Stiftes Göttweig untergebracht. Ein Teil ist an die Donau-Universität Krems vermietet. Der alte Wehrgraben, der den Außenmauern vorgelegt war, wurde größtenteils zugeschüttet. Geringe Mauerreste aus dem 12. Jahrhundert lassen im Bereich des Alten Schlosses einen Vorgängerbau aus der Zeit der Klostergründung vermuten. Die beeindruckenden Befestigungen, die ab 1719 nach Plänen Hildebrandts und später Franz Anton Pilgrams besonders an der ohnehin weitgehend sturmfreien Westseite des Stiftes hochgezogen wurden, dienten bereits vorwiegend repräsentativen Zwecken. Sie haben mit dem Alten Schloss keinen Zusammenhang.

Lage: Niederösterreich/Wachau - gegenüber von Krems auf einem Hügel über dem rechtsseitigen Donauufer

Besichtigung: das Alte Schloss ist nur vom Stiftshof oder von außen zu betrachten

Homepage: www.stiftgoettweig.at


Weitere Literatur:


04.10.2017