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Pixendorf


Das Gebiet um Pixendorf gehörte bereits zur Zeit der Karolinger dem Bistum Regensburg. Es blieb bis 1803 ein Lehen der Regensburger, das an diverse Hochadelige vergeben wurde. So werden um 1350 die Grafen von Hals und 1450 die Landgrafen von Leuchtenberg genannt. Sie lebten aber nicht hier, sondern vergaben die bescheidene Herrschaft als Afterlehen an örtliche Kleinadelige, die sich meist nach Pixendorf nannten. Bereits 1209 wird hier ein Ruger von Poschendorf erwähnt. 1366 nannte sich der Schützenmeister Berthold d. J. nach Pixendorf. Um 1395 scheinen die Brüder Hans und Mert Püchsendorfer urkundlich auf. 1493 war Erasmus Tumperger im Besitz des Regensburger Lehens. Zu diesem Zeitpunkt dürfte die auf einem Hügel südöstlich des Ortes gelegene Burg bereits verfallen gewesen sein. Von ihr haben sich lediglich Reste von Gräben und Erdwällen im Gelände erhalten. Erst die Ritter und späteren Reichsfreiherren Rueber, die Pixendorf 1511 als Lehen erworben hatten, erbauten das repräsentative Schloss im Ort und nannten es Pücksenstein. Als 1672 Georg Matthäus Vischer das Neuschloss zeichnete, gehörte es dem Grafen Ferdinand Rueber. Auf diesen folgte 1689 Graf Johann Heinrich Dünnewald, der 1700 von Josef Maximilian von Trautmannsdorf und dann 1716 von Johann Georg Kampmüller von Metzburg abgelöst wurde. 1739 war das Schloss im Besitz der verwitweten Herzogin Maria Theresia von Savoyen, einer geborenen Prinzessin Liechtenstein. Als 1752 das Dominikanerinnenkloster in Tulln abbrannte, stellte die Herzogin den obdachlos gewordenen Nonnen Schloss Pixendorf zur Verfügung, die hier bis 1754 wohnten. Nach dem Tod der Herzogin erbte Franz Josef Fürst von und zu Liechtenstein die Herrschaft und vereinigte sie mit seiner benachbarten Herrschaft Judenau. In den Franzosenkriegen von 1805 und 1809 wurde das Schloss als Lazarett benutzt. Im 19. Jahrhundert war das Gut Pixendorf meist verpachtet. Der Wiener Seidenfabrikant Christian Gottlieb Hornbostel richtete 1811 im Schloss eine Seidenproduktion ein.

Nach der Produktionseinstellung stand das Wohngebäude leer und geriet in Verfall. 1837 wurde es nur mehr als Schüttkasten verwendet und 1851 abgerissen. Da der Gutsbetrieb beibehalten wurde, blieben die Wirtschaftsgebäude weitgehend erhalten. Erst 1950 wurden die zum Schloss gehörenden Grundstücke an die bisherigen Pächter verkauft. Das abgerissene Schloss lag an der Nordseite eines nach Süden hin offenen Dreiseithofes. Seine zehnachsige Hauptfassade war dem Hof bzw. der gegenüberliegenden Kapelle zugewendet. Vischer zeichnete das Gebäude als rechteckigen Vierkanter ohne Innenhof. Es war von einem Wassergraben umgeben, dessen Reste noch heute einen Gemüsegarten bewässern. Die vier mit Zeltdächern gedeckten Bastionstürme an den Ecken desselben sind verschwunden. Ebenso die Wehrmauer, die das Schloss umgab. Erhalten haben sich zwei langgestreckte zweigeschossige Nebengebäude, deren südliche Giebelseiten der unmittelbar daran vorbeiführenden Durchgangsstraße zugewendet sind. Sie dienen Wohn- bzw. landwirtschaftlichen Zwecken und sind bestens restauriert. Beim östlichen Trakt handelt es sich um das im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammende ehemalige herrschaftliche Brauhaus, das 1860 vom Bierbrauer Georg Schneeberger privatisiert und später zu einem Gasthof umgebaut wurde. An der Westseite wird der Hof vom einstigen Meierhof begrenzt. In seinem Obergeschoß hat sich eine Trambalkendecke sowie eine Stuckfelddecke aus der Zeit um 1700 erhalten. Die Giebelwände der beiden Gebäude sind gleichartig gestaltet. Sie weisen eine Putzfeldgliederung und eine Ortsteinquaderung auf. Ihre Dreiecksgiebel werden von Pilastern gestützt. Auffallend sind die anschließenden übergroßen Voluten. Die Fassaden der Giebelwände unterscheiden sich heute lediglich durch die Art der später eingesetzten drei Erdgeschoßfenster. Der 1739 hinter dem Schloss angelegte Fasangarten ist schon lange wieder zu einer landwirtschaftlich genutzten Fläche geworden.

Lage: Niederösterreich/Tullnerfeld – ca. 11 km nordwestlich von Tulln

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


22.09.2017