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Übelbach - Hammerherrenhaus Nußthalerhube


Das Tal des Übelbaches ist trotz seines anrüchigen Namens heute wegen seines Waldreichtums ein beliebtes Urlaubsdomizil bei Leuten, die Ruhe und gute Luft suchen. Dies war im 18. und 19. Jahrhundert nicht der Fall. Grund dafür war ebenfalls der Waldreichtum, der den Brennstoff in Form von Holzkohle für zahlreiche Nagel-, Ketten und Pfannenschmiede sowie Sensenwerke bot. Der Übelbach lieferte die notwendige Energie zum Betrieb der Schmiedehämmer. Es ist daher nicht überraschend, dass im Tal auch etliche Hammerherrenhäuser bestanden, von denen sich noch einige erhalten haben. Die Nußthalerhube ist zwar nicht das größte von ihnen, doch weist die Adresse Übelbach Nr. 1 auf ihre einstige Bedeutung hin. Schon vor 1630 existierte hier ein Bauernhof, der 1748 durch die damaligen Eigentümer, der Familie Perschler im Stil des Spätbarocks umgebaut wurde, aber weiterhin seinem ursprünglichen Zweck diente. 1801 erwarb der Gewerke Johann Georg II Zeilinger gemeinsam mit seiner Gattin Theresia den Hof. Die Familie Zeilinger war vor allem durch die Produktion von Sensen bekannt und reich geworden. 1805 erfolgte der Umbau in einen repräsentativen Hammerherrensitz. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machte sich jedoch das Fehlen einer Roheisenerzeugung, die die Schmiede finanziell abgesichert hätte, negativ bemerkbar. Auch die technologische Entwicklung war an Übelbach vorbeigegangen. Das Sensenwerk Zeilinger musste 1877 geschlossen werden. Das Herrenhaus wurde 1886 von der nahe gelegenen Guggenbacher Papierfabrik erworben, die hier ihre Arbeitnehmer unterbrachte, was zu einer langen Periode der Vernachlässigung führte. Diese Entwicklung setzte sich auch nach der Betriebseinstellung im Jahr 1972 fort. Heute dient das inzwischen restaurierte Gebäude als Restaurant.

Das an der Längsfront fünfachsige Gebäude ist zweigeschossig. An der vierachsigen Giebelfront zeigt es ein ausgebautes Dachgeschoß. Das Erdgeschoß sitzt auf einem niedrigen Sockel aus Bruchsteinen. Während vor allem die Ostseite durch einen später vorgelegten verglasten Wintergarten und ein großes unpassendes Dachfenster ihr ursprüngliches barockes Aussehen leider verloren hat, ist dieses an der West- und der Südseite erhalten geblieben. Das stattliche Schopfwalmdach ist heute mit Eternitplatten gedeckt. Schauseite ist die Westfront. Ihre rechteckigen Erdgeschoßfenster sind mit weißen Farbstreifen gerahmt, aber ansonsten unauffällig. Hingegen zeichnen sich die Fenster des Obergeschosses durch ihre kunstvoll geschmiedeten Fensterkörbe aus. Besonders prächtig ist das Mittelfenster über dem Eingang. Die unmittelbar über ihm ersichtliche Jahreszahl 1748 erinnert an den barocken Umbau des Hofes. In den schmiedeeisernen Verzierungen des Korbes sind die vergoldeten Buchstaben HGZ/IZ eingearbeitet. Sie wurden nach 1805 angebracht und beziehen sich auf den Gewerken Johann Georg Zeilinger, der den bisherigen Bauernhof zum Herrensitz umbauen ließ. Der Platz zwischen den Fenstern ist mit Putzfeldern bedeckt, deren graue Farbe mit der ansonsten hellen Fassade kontrastiert. Die Gebäudeecken werden durch eine aufgeputzte Eckquaderung betont. Die Fassade der Südfront ist in gleicher Weise gestaltet, doch verhindert hier ein Blendfenster die Symmetrie. Bemerkenswert ist auch eine Schnitzerei an einem Deckenbalken im Restaurant, die aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts stammt und drei geschwungene Säbel, das Markenzeichen der Zeilinger-Sensen zeigt.

Lage: Steiermark, Bezirk Graz-Umgebung - am östlichen Ortsende des Marktes Übelbach

Ort/Adresse: 8124 Übelbach

Besichtigung: im Rahmen des Restaurantbetriebes möglich


Weitere Literatur:


17.09.2017