Als im Zuge des Investiturstreites zwischen Kaiser und Papst die alte Bregenzer Stadtburg des Grafen Ulrich von Bregenz 1079 gemeinsam mit der Stadt von den Truppen der kaisertreuen Stadt St. Gallen zerstört worden war, ließen die Udalrichinger, die Grafen von Bregenz, beides wieder aufbauen. Als zusätzliche Sicherung ließen sie aber – zumindest der Überlieferung nach - über der Stadt am heutigen Gebhardsberg eine Feste errichten, die zuerst Burg Bregenz und später Hohenbregenz genannt wird. Allerdings gibt es dafür weder einen archäologischen noch einen urkundlich abgesicherten historischen Beweis. Wenn es hier bereits im 11. Jahrhundert einen, vermutlich bescheidenen Wehrbau gegeben haben soll, so müsste dieser später völlig abgegangen sein. Möglicherweise gibt es aber eine Verwechslung mit dem Bregenzer Stadtsitz der Udalrichinger. Graf Ulrich X, der Gründer des Benediktinerklosters Mehrerau, war der hervorragendste Vertreter seiner in Bregenz residierenden Familie. Mit seinem Sohn Graf Rudolf von Bregenz starb diese 1153 aus. Über seine Tochter Elisabeth gelangte die Herrschaft 1170 als Heiratsgut an den Pfalzgrafen Hugo von Tübingen, doch musste dieser seine Rechte erst gegen seinen Schwager Graf Rudolf von Pfullendorf und die Herzöge Welf VI und Welf VII durchsetzen. Letztere setzten ihn sogar eine zeitlang auf der Feste Neuburg gefangen. Hugo von Tübingen nannte sich bereits auch Hugo I von Montfort. Jene Burg, deren Reste man heute am nahezu 600 m hohen Gebhardsberg erblickt, wurde allerdings erst in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch Graf Hugo II von Montfort erbaut. Er dürfte möglicherweise die Grundmauern eines Vorgängerbaues mitbenutzt haben. Die erste urkundliche Erwähnung der Burg stammt aus dem Jahr 1338. Der Name Gebhardsberg wurde übrigens erst im 19. Jahrhundert gebräuchlich.
Im späteren Mittelalter wurde die Burg zum Hauptsitz der Grafen von Montfort-Bregenz. Die Grafen von Montfort beherrschten im Hochmittelalter ein riesiges Gebiet, das von Dornbirn und der Ostschweiz bis in den Allgäu reichte, doch wurde dieses durch die Aufteilung der Familie in mehrere Linien bald zersplittert. Nachdem Graf Hugo V von Montfort 1338 ohne männliche Erben verstorben war, fiel Bregenz an Wilhelm III, der zum Stammvater der jüngeren Bregenzer Linie wurde. Ihre Mitglieder nannten sich Grafen von Montfort-Bregenz. Graf Wilhelm heiratete in dritter Ehe Margarete von Schaunberg, wodurch er in den Besitz großer Güter in Kärnten und der Steiermark gelangte, die zuvor Margaretes ersten Gatten Johann von Pfannberg gehörten. Wilhelms Söhne Konrad und Hugo XII teilten 1379 nicht nur die Grafschaft sondern auch die Burg. Graf Konrad erhielt das obere Haus, wo sich heute die Kirche befindet und der als Minnesänger bekannte Hugo XII von Montfort-Bregenz das untere, an dessen Stelle das Restaurant steht. Durch die gemeinsame Nutzung der Burg wurden größere Umbauarbeiten erforderlich. Im Appenzellerkrieg von 1407/08 wurde Hohenbregenz durch den Bund ob dem See belagert und beschossen. Graf Konrads Enkelin Elisabeth, die mit einem Markgrafen von Baden-Hachberg verheiratet war, veräußerte 1451 ihre Hälfte an der Grafschaft Bregenz an Herzog Sigmund von Tirol, wodurch diese habsburgisch wurde. Die zweite Hälfte blieb noch über 70 Jahre im Besitz der Montforter Grafen, bis sie Hugo XVII 1523 an Erzherzog Ferdinand von Österreich verkaufte. Damit wurden die langjährigen Streitigkeiten der Montforter mit den habsburgischen Vögten beendet, die zu einer argen Vernachlässigung der Burg geführt hatten. Der Vogt Hans Werner von Raitenau hatte aber noch 1605 von der Tiroler Landesregierung die Erlaubnis erhalten, sich eine geeignete Wohnung in Bregenz zu suchen, da die Burg damals bereits baufällig war.
Die Herrschaft wurde nun von österreichischen Vögten verwaltet, die dem Tiroler Landesfürsten unterstanden. Die 25 Vögte hatten ihr Amt aber meist nur wenige Jahre inne. Erzherzog Maximilian III, der Deutschmeister, war bestrebt, seine Westgrenze militärisch zu sichern. Daher wurden um 1608 durch den Architekten Giovanni Domenico Prato größere Umbauten vorgenommen, die vor allem der Verteidigungsbereitschaft dienten. Außerdem wurde hinter dem Brunnenturm vom Innsbrucker Hofbaumeister Bartolomeo Lucchese eine Bastei angelegt. Ein neuerlicher Ausbau erfolgte bereits in den Jahren 1612 bis 1614. Hohenbregenz war nun zu einer modernen Festung geworden. Dennoch konnten sie schwedische Truppen unter dem Feldmarschall Carl Gustav Wrangel 1647 kampflos einnehmen. Beim Rückzug der Schweden wurde sie mit fünf Minen gesprengt. Die einst wehrhafte Burg blieb bis heute Ruine. Erzherzog Ferdinand Karl verkaufte sie mit den dazugehörigen Ländereien an die Stadt Bregenz. Um 1670 siedelten sich im noch bewohnbaren Teil des Palas Eremiten an. Aus der kleinen Klause entwickelte sich im Laufe der Zeit die heutige Wallfahrtskirche. Ihr Schutzpatron ist der Hl. Gebhard, ein Spross der Udalrichinger-Familie. Entgegen der Legende wurde dieser aber nicht hier, sondern 949 in der alten Stadtburg geboren. Er war Bischof von Konstanz und Berater des Kaisers. Seine Reliquien ruhen seit 1802 in der Kirche. Zwischen Westtor und Kirche wurde im 19. Jahrhundert das 1740 erbaute Mesnerhaus abgerissen und an seiner Stelle eine kleine Gaststätte eingerichtet, die dann vergrößert, aber 1964 ebenfalls abgebrochen wurde. An ihrer Stelle wurde zwei Jahre später das große Burgrestaurant eröffnet. Bis 2002 wurde die Wallfahrtskirche restauriert und die noch erhalten Ruinenteile konserviert. Sowohl die Kirche, als auch das Burgrestaurant werden für Hochzeiten gerne genutzt.
Die Ruine von Hohenbregenz liegt in beherrschender Lage auf einem teils überhängenden Felssporn hoch über dem rechten Ufer der Bregenzer Ache. Die Feste war daher zum Teil sehr gut gegen Angriffe geschützt. Die Kernburg hat die Form eines Tropfens, der nach Osten hin spitz zuläuft. Von der Burg des frühen 13. Jahrhunderts haben sich aber nur Teile des Palas sowie kleinere Bereiche im Mittelabschnitt der aus großformatigen Quadern (Megalithmauerwerk) errichteten Ringmauer erhalten, die das etwa 3.000 m² große Burgareal begrenzte. Der Stumpf des vermutlich im 15. Jahrhundert errichteten Brunnenturms in der Nordostspitze des Burgareals hat bei einer Mauerstärke von ca. zwei Meter einen Grundriss von 8 x 8 m. Er beherbergte eine 36 m tiefe Zisterne. An seiner Stelle stand zuvor der „große Turm“. Von ihm stammen vermutlich die großformatigen Buckelquader aus rötlichem Sandstein, die beim Brunnenturm als Eckquader wiederverwendet wurden. Der Turm ist heute mit einem wenig passenden Zeltdach gedeckt. Daneben lag ursprünglich das mit einer Zugbrücke versehene alte äußere Burgtor. Da dieses vom Kanzelfelsen aus leicht unter Beschuss genommen werden konnte, ließ der Architekt Giovanni Dominico Prato 1608 an der Südwestecke einen neuen repräsentativen Torbau errichten. Durch zwei weitere Tore gelangte man vom alten Burgtor in den geräumigen ersten Innenhof, wo mehrere Wirtschaftsgebäude, wie Küche, Backstube, Mühle, aber auch die Stallungen an die Innenseite der Ringmauer angebaut waren. Die zum Schutz des Tores angelegte vorgeschobene Bastei ist fast verschwunden. Hingegen haben sich Teile der Umfassungsmauer aus dem 15. und 16. Jahrhundert erhalten. Die Nordwestmauer wurde im frühen 15. Jahrhundert durch zwei Rondelle verstärkt. Die bergseitige Bastei stammt aus den Jahren zwischen 1608 und 1614. Wenige Jahre zuvor schuf man an der senkrecht abfallenden Felskante der Nordwestseite das neue Hauptportal.
Dieses heutige Hauptportal ist ein zweigeschossiger, durch Zerstörungen und Umbauten stark reduzierter Renaissance-Torbau zwischen zwei vorspringenden halbrunden Flankierungstürmen. Als zusätzlichen Schutz wurde ihm auch eine Zugbrücke vorgelegt. Allerdings diente diese wohl eher der Repräsentation als der Verbesserung der Wehrhaftigkeit. Die Toranlage wurde vermutlich nach Plänen des Baumeisters Giovanni Dominico Prato auf den Ruinen des einst dreigeschossigen Palas errichtet. Hofseitig schlossen eine Freitreppe und das Mesnerhaus an. Betritt man den oberen Burghof, so erkennt man, dass der wie ein Palas wirkende große Bau in Wirklichkeit eine Kirche ist. Sie ist dem hl. Georg geweiht und scheint 1383 erstmals urkundlich auf. Als die Burgkapelle nach einem Brand 1791 neu erbaut wurde, benutzte man aus Kostengründen teilweise die Außenmauern des in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichteten Palas. Dadurch ist auch der auf drei gestuften Konsolen ruhende fünfseitige spätgotische Erker (um 1400) am Südostgiebel der Burgkirche erklärlich. Es handelt sich bei ihr um eine einschiffige Saalkirche, die aus einem vierjochigen Langhaus und einem zweijochigen Chorraum besteht. Einige Buckelquader dürften noch vom ehemaligen Palas stammen. Der mit einem Satteldach gedeckte Palas war das mit Abstand größte Gebäude der Hochburg. Das steingerahmte gotische Portal dürfte aus der Zeit um 1300 stammen Das achteckige Glockentürmchen über der Westfassade wurde 1820 durch Franz Fessler errichtet. Der Hochaltar stammt aus der Zeit um 1795. Er zeigt auf seinem Altarblatt die Geburt des hl. Gebhard. 1895/96 wurde die Kirche großzügig restauriert. Ihre Deckenfresken stammen vom Münchner Maler Gebhard Fugel. Sie haben als Thema die Lebensgeschichte des Hl. Gebhard. An der Südwand sind die Sakristei und der Aufgang zur Empore angebaut. Vom Westteil der Burg haben sich nur die Grundmauern erhalten, auf denen jetzt das Burgrestaurant steht. Als Folge der Besitzteilung von 1379 gab es an der westlichen Ringmauer einen zweiten, heute völlig verschwundenen Palas. Das aus Quadern der abgebrochenen Ringmauer errichtete Südrondell wurde vermutlich im Zuge des Appenzellerkrieges 1407 erbaut. Das Nordrondell wurde um 1420 hinzugefügt.
Lage: – am Gebhardsberg, einem Ausläufer des Pfänders oberhalb der Stadt Bregenz
Ort/Adresse: 6900 Bregenz
Besichtigung: Die Ruine ist frei zugänglich, ebenso die Kirche. Falls diese geschlossen ist, kann der Schlüssel im Restaurant ausgeborgt werden.
Weitere Literatur:
05.08.2017