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Neudau


Die damalige Wasserburg Neudau scheint 1371 erstmals urkundlich auf. Damals vermachte Gottschalk von Neuberg in seinem Testament seiner Frau Elisabeth die Feste zu „Neydow“ mit dem dazugehörigen Dorf. Den Neubergern diente die Burg als Verwaltungssitz für ihre Besitzungen im Lafnitztal. Gemeinsam mit der benachbarten Feste Burgau hatte sie aber auch die steirische Grenze gegen Angriffe aus dem Osten zu schützen. Das heute unmittelbar anschließende Burgenland ist nur durch das Flüsschen Lafnitz von Neudau getrennt. Es war damals Feindesland und gehörte zu Ungarn. Hinter den beiden eher kleineren Burgen lagen die stärkeren Befestigungen Hartberg und Fürstenfeld. Durch seine unmittelbare Grenznähe gehörte Neudau zu den am häufigsten umkämpften Orten der Oststeiermark. Es gehörte damals den Herren von Neuberg. Ihre Nachkommen blieben bis 1500 im Besitz der Herrschaft. Nach ihrem Aussterben gelangte Neudau teils als Erbschaft, teils durch Kauf an die Familie Polheim. Ungarn, Türken, Haiducken und Kuruzzen sorgten zwischen 1418 und 1711 für die Ermordung und Verschleppung eines Großteils der Bevölkerung. Daran konnten auch die zahlreichen Kreidfeuerstationen der Umgebung nichts ändern. Bei einem Angriff der Ungarn richteten diese bereits 1418 schwere Schäden an. Obwohl die durchziehenden Türken 1532 den Ort verwüsteten, dürfte die Burg standgehalten haben, da es keine Berichte über ihre Zerstörung gibt. Wegen der Nähe zur damals ungarischen Grenze diente die Vorburg als wichtiger Zufluchtsort für die Bevölkerung. 1574 erwarb Wilhelm Freiherr von Rottal die Herrschaft. Als 1683 die Türken auf ihrem Marsch nach Wien an Neudau vorbeikamen, gelang es der Besatzung der gut bewehrten Burg, sich erfolgreich zu verteidigen. Die Türken führten keine schweren Geschütze mit sich, da sie ihr Ziel Wien möglichst rasch erreichen wollen. Aus dem gleichen Grund vermieden sie langwierige Belagerungen und zogen es vor, lediglich die Bevölkerung zu massakrieren, sofern sich diese nicht in die größeren Burgen geflüchtet hatte. In den Kuruzzenkriegen erlitt die Burg schwere Schäden. So werden im Schlossarchiv Briefe des Verwalters Pänckler aufbewahrt, aus denen hervorgeht, dass die Anlage 1704 in Flammen aufging. Ihre Verteidiger konnten einen Überfall der Truppen des Generals Alexander Graf Károlyi nicht standhalten.

Doch bereits 1605 hatten die untertänigen Bauern der Herrschaft wieder einmal unter einem Haiduckeneinfall zu leiden gehabt. Die Burg hatte damals mehr Glück. Sie kam weitgehend unbeschädigt davon. 1707 kamen neuerlich 5000 ungarische Aufständische unter ihrem Führer Emmerich von Bezeredy Sie verwüsteten dreizehn Dörfer der Umgebung, konnten aber die Wasserburg nicht einnehmen. Dies gelang ihnen erst 1711, wobei sie Neudau neuerlich in Brand setzten. Inzwischen hatte 1706 der aus Schlesien stammende Graf Franz Karl Kottulinsky die Herrschaft erworben. Da die Türken 1683 vor Wien vernichtend geschlagen worden waren, war es mit ihren militärischen Gelüsten den Habsburgern gegenüber, bald weitgehend vorbei. Es gab für Neudau auch keine Grenze mehr, da Ungarn mit dem türkischen Rückzug weitgehend österreichisches Territorium geworden war. Auch die Kuruzzen konnten militärisch und politisch in Schach gehalten werden. Die Grafen Kottulinsky konnten daher 1720 den Architekten Josef Carlone mit der Modernisierung, also der Barockisierung der Anlage beauftragen. Damals wurden die Nord- und Westseite, sowie Teile der Südseite völlig neu erbaut. An Stelle der Wassergräben, Bastionen und Wehrmauern wurde ein großer Park angelegt. Ende des 19. Jahrhunderts versah man alle Fronten des Hauptgebäudes mit neobarocken Fassaden. An das Schloss des 16. Jahrhunderts erinnert heute nur noch die Vorburg mit ihrem Tortrakt und den runden Kanonenturm. Die Kottulinsky sind auch heute noch im Besitz von Schloss Neudau, das sie auch bewohnen. Die Prunkräume können für Veranstaltungen und Feste gemietet werden.

Schloss Neudau liegt am Nordende des langgestreckten gleichnamigen Straßendorfes. Wenn man den Vischer-Stich von 1681 betrachtet und ihn mit dem heutigen Aussehen des Schlosses vergleicht, so glaubt man, dass es sich um zwei verschiedene Objekte handelt. 1681 war es noch eine spätmittelalterliche Wasserburg. Heute ist es ein gepflegtes Landschloss. Die gründliche Barockisierung hat die einstige Wehrhaftigkeit der Anlage komplett verschwinden lassen. Lediglich der runde Kanonenturm steht noch immer an der Einfahrt zur geräumigen hufeisenförmigen Vorburg. Nördlich davon liegt das dreigeschossige Wohnschloss. Sein ältester Teil ist der Osttrakt, in dem sich noch einige spätgotische Fenster erhalten haben. Hier befindet sich auch die Schlosskapelle. Das Schloss hat einen trapezförmigen Grundriss. Seine vier Trakte umgeben einen ebenfalls annähernd trapezförmigen Innenhof. Die ursprüngliche Burg hatte einst einen hohen Bergfried. Er wurde im 18. Jahrhundert gekappt und ist heute im erhöhten Mittelrisalit der Gartenfassade verbaut. Dieser Risalit wird durch einen Mittelbalkon und eine Attika betont. Die Fassaden des Schlosses sind durch Doppelpilaster und bogige Fensterstürze gegliedert. Das Sockelgeschoß ist gebändert. Die hier liegenden Fenster sind mit Schmiedeeisengitter versehen. Ein steingerahmtes Rundbogenportal befindet sich – asymmetrisch angeordnet – im Sockelgeschoß des Eingangstraktes. Es wird von Pilastern flankiert. Darüber ist das Familienwappen der Kottulinsky angebrachtt. Schauseite ist jedoch die zehnachsige Gartenfassade. Der Innenhof wurde nach 1720 mit dreigeschossigen Pfeilerarkaden ausgestattet. Sie wurden im 19. Jahrhundert verglast und mit zwei vorgeschobenen Treppen versehen. Die Repräsentationsräume liegen im zweiten Stockwerk. Zur gepflegten Innenausstattung gehören einige Öfen aus der Renaissance- und der Barockzeit. Im ausgedehnten Schlosspark steht ein spätbarocker, ebenerdiger Pavillon mit Pilastergliederung, das einstige Schlosstheater. Es enthält nur einen einzigen Raum. Leider hat sich seine Ausstattung nicht erhalten. An der Zufahrt zum Schloss bemerkt man ein prächtiges schmiedeeisernes Gartentor.

Lage: am Nordostrand des gleichnamigen Ortes, ca. 8 km östlich von Bad Waltersdorf

Ort/Adresse: 8292 Neudau

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


27.07.2017