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Horn - Thurnhof


Der Thurnhof wurde 1394 erstmals urkundlich erwähnt, als der Burggraf Stephan Pucher, der zu den Gefolgsleuten der Maissauer Grafen zählte, den Hof seiner Frau als Morgengabe übergab. Der Turm und der damals dazugehörende Hof dürften aber deutlich älter und bereits im 13. Jahrhundert entstanden sein. Die Familie Pucher blieb bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts in seinem Besitz. 1440 fiel Horn und damit auch der Hof an die Puchheimer. Dorothea von Pottendorf, die Witwe des Hans von Puchheim überließ den Thurnhof Hans von Krews zur Nutzung. Hartneid von Puchheim verkaufte ihn schließlich dem bayrischen Kloster St. Nicola bei Passau. Dieses besaß ihn bis zu seiner Aufhebung 1804, benutzte ihn aber nur als Zehenthof für die untertänigen 613 Häuser sowie als Pfandobjekt. 1517 wurde er um das Nachbarhaus vergrößert. Um 1580 verpfändete das Kloster den Thurnhof an Caspar Krafft von Helmbsau. Dieser ließ große Teile abreißen und einen zweigeschossigen Neubau errichten. Nach der Säkularisierung von 1804 gelangte der Hof in Staatsbesitz und wurde 1812 an Ernst Graf Hoyos-Sprinzenstein verkauft. Letzterer brachte das Gebäude in seine Herrschaft Horn ein. Es diente nun wieder Verwaltungszwecken und als Wirtschaftsobjekt, war aber doch entbehrlich, da das große Schloss in der Stadt diese Aufgaben problemlos erfüllen konnte. 1849 kam es daher zum Verkauf an die Stadtgemeinde Horn, die im Thurnhof das Rathaus und den Sitz der Bezirksverwaltung einrichtete. 1868/69 wurde es für diese Zwecke zum Bürohaus umgebaut und aufgestockt. Vorübergehend war hier auch die Sparkasse einquartiert. 1957 bezog die Bezirkshauptmannschaft ein neues Gebäude, so dass der Thurnhof seither ausschließlich der Stadt als Rathaus dient. 1996 erfolgte seine bisher letzte Modernisierung.

Das ziemlich große Gebäude liegt an der Ecke Rathausplatz/Thurnhofgasse im nordwestlichen Bereich der Altstadt. Die unmittelbar daneben verlaufende Stadtmauer ist hier noch in großen Teilen erhalten. Der Turm hatte einst die Aufgabe, das benachbarte Mödringer Tor zu sichern. Dieses wurde 1347 erstmals genannt. Der kleine Wehrbau führte in das landwirtschaftlich genutzte Gebiet im Norden der Stadt, war aber nicht von militärischer Bedeutung. 1867 wurde es völlig abgetragen. Die Stadtmauer war wesentlich älter als das Tor. Sie wurde in diesem Bereich im 13. Jahrhundert von den Herren von Maissau ausgebaut. Der dreiflügelige Thurnhof ist in seiner heutigen Form dreigeschossig. Er weist ein genutetes Sockelgeschoß und zwei glatte Hauptgeschoße auf. Seine Fassaden wurden mehrfach verändert. Heute sind sie betont schlicht gehalten. An der Südwest- und der Südostecke springen zwei übereck gestellte, übergiebelte Breiterker leicht vor. Sie werden von starken Konsolen gestützt und stammen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der südwestliche Erker ist mit einer von Georg von Schönerer 1881 gewidmeten bronzenen Gedenktafel ausgestattet, die an die Aufhebung der Leibeigenschaft durch Kaiser Josef II im Jahr 1781 erinnert. Ein stark erneuertes Rundbogentor befindet sich an der Westfront. Unmittelbar daneben ist eine alte Inschrifttafel angebracht. Das sehr schön gearbeitete Renaissance-Steinrelief zeigt neben der Jahreszahl 1582 das von Hermenpilaster flankierte Doppelwappen des damaligen Bauherrn Caspar Krafft von Helmbsau und seiner Gattin Justina Lagelberger. Im Erdgeschoß des Thurnhofes sind die Innenräume mit Stichkappentonnen- und Kreuzgratgewölben vom Ende des 16. Jahrhunderts gedeckt. In den oberen Stockwerken findet man Platzlgewölbe aus dem 18. Jahrhundert sowie schlichte Stuckgurte aus der Zeit um 1580. In einem Vorraum des ersten Stocks haben sich zwei gemalte Wappenmedaillons (17. Jh.) des Erbauers und seiner Gattin erhalten.

Lage: an der Ecke Rathausplatz/Thurnhofgasse

Ort/Adresse: 3580 Horn, Niederösterreich, Rathausplatz 4 - 5

Besichtigung: während der Amtsstunden teilweise möglich


Weitere Literatur:


28.06.2017