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Steuerberg


Die Burg Steuerberg war im Mittelalter als „Touernich“ oder „Dovernik“ bekannt. Sie wurde vermutlich von den Eppensteinern, den damaligen Herzögen Kärntens, im 11. Jahrhundert erbaut. Als diese 1122 ausstarben, fiel die Herrschaft an die Spanheimer. Sie wurde erstmals in einer undatierten Schenkungsurkunde des Klosters Admont in der Zeit zwischen 1130 und 1145 erwähnt. Mit der Burg wurden Ministeriale belehnt, die sich nach ihr „von Touvernich“ nannten. Der 1140 erstmals genannte Reginher von Touvernich beteiligte sich 1147 mit seinem Lehensherrn Graf Bernhard von Spanheim-Trixen am Zweiten Kreuzzug, den König Konrad II organisiert hatte. Graf Bernhard erreichte sein Pilgerziel nicht, da er bereits in der Türkei bei einem Überfall der Seldschuken getötet wurde. Reginher gelangte aber als einer der wenigen Kärntner Kreuzfahrer unversehrt in seine Heimat zurück. Als Dank dafür schenkte er dem Kloster Admont Teile seiner Besitzungen. Reginhers Sohn Liutold war bereits zuvor in das Kloster eingetreten. 1166 wurde er vom Salzburger Erzischof Konrad II zum dortigen Abt geweiht. Markgraf Otakar III von Steyr beerbte Graf Bernhard von Spanheim und wurde damit auch neuer Lehensherr des Reginher von Touvernich. Dessen Stammsitz wurde von nun an Steyerberg oder Styberg genannt. Folgerichtig nannte er sich ab 1169 Reginher von Steyerberg. Um 1180, kurz vor seinem Tod, trat er in das Kloster Admont ein. Einige Familienmitglieder taten es ihm gleich und gingen ins Admonter Kloster. Mit seinen Brüdern Amelrich und Heinrich dürften die Steuerberger um 1238 ausgestorben sein. Sie wurden von den Herren von Pettau beerbt.

Das Lehen gelangte nach dem Tod des Hartnid I von Pettau 1254 an den Grafen Friedrich von Ortenburg. Dessen Verwandter Graf Heinrich von Pfannberg, der seit 1253 Landeshauptmann der Steiermark war, benützte Steuerberg als Stützpunkt im Kampf gegen den Bischof von Gurk, mit dem er in einem langjährigen Streit um die benachbarte Herrschaft Albeck lag. Er zog jedoch den Kürzeren, da die Burg Steuerberg schließlich von den Vasallen des Bischofs gestürmt und in Brand gesetzt wurde. Nach dem Erlöschen der Ortenburger fiel die Herrschaft auf Grund von Erbverträgen zuerst 1418 an die Grafen von Cilli und dann 1456 an die Habsburger. Kaiser Maximilian I schenkte sie 1517 dem von ihm gegründeten Orden der St. Georgs-Ritter in Millstatt. Dieser konnte die Erwartungen des Kaisers, der sich durch den Ritterorden ein Bollwerk im Kampf gegen die Türken gewünscht hatte, nicht erfüllen. Seine Besitzungen und damit auch Steuerberg wurden vorerst von kaiserlichen Kommissaren verwaltet. 1588 verpfändete Erzherzog Karl die Burg gemeinsam mit dem Landgericht seinem Hofkammerrat Hans von Basseyo, als Deckung für ein von diesem erhaltenes Darlehen. 1598 gelangte das Jesuitenkolleg Graz als Rechtsnachfolger der St. Georgs Ritter in den Besitz von Steuerberg, das ab 1607 wieder von den Jesuiten in Millstatt aus verwaltet wurde. Die Burg dürfte ab dem späten 17. Jahrhundert nicht mehr bewohnt gewesen sein, Der Jesuitenorden wurde 1773 durch Maria Theresia aufgehoben, so dass die Herrschaft Steuerberg an die Studienfondsherrschaft Millstatt kam. 1797 erwarb der Gurker Fürsterzbischof Franz II Xaver Altgraf von Salm-Reifferstein-Krautheim den Besitz. Aus seiner Verlassenschaft gelangte das bereits zur Ruine herabgekommene Steuerberg mit dem Gut Poitschach 1825 durch Kauf an Matthias Liebenwein. Gut und Ruine befinden sich noch heute im Eigentum seiner Besitznachfolger, der Familie Senitza.

Die einstige Burg liegt auf einer heute stark bewaldeten Felskuppe am Eingang zur Engen Gurk bei Wabl im Bezirk Feldkirchen. Sie ist auch als Marbauerschloss bekannt. Die bereits völlig verfallene langgestreckte, rechteckige Ruine war 1603 noch teilweise bewohnt. Fünfundachtzig Jahre später verzichtete Johann Weichard von Valvasor, dem wir die meisten Ansichten von Kärntner Burgen im 17. Jahrhundert verdanken, darauf sie zu zeichnen, da sie bereits unbewohnt und völlig verkommen war. Steuerberg war ein reiner Wehr- und Nutzbau ohne Repräsentationsräume. Die Anlage ist ca. 70 m lang und maximal 20 m breit. Der Zugang liegt im Westen, inmitten der Ringmauer. Ein mit einer Zugbrücke passierbarer Graben trennte den bewohnten Südteil der Burg vom Wirtschaftsareal im Norden. Durch eine gemauerte Zisterne im Graben war die Wasserversorgung der Bewohner sichergestellt. Der Wohntrakt besaß einen großen, in den Felsen gehauenen Keller, über dem ein Getreidekasten, die Küche und die Gesindestube lagen. Da die Burg in den Kämpfen des Mittelalters von militärischer Bedeutung war, konnten im Stall, der im Norden den Burghof abschloss, etwa 20 Pferde untergebracht werden, was für einen Wehrbau dieser Größenordnung relativ viel war. Von der einstigen Burgkapelle stehen noch drei der vier Außenmauern. Sie war dem Heiligen Geist geweiht. Der freistehende Sakralbau (5,6 x 7,6 m) liegt unweit des Burgtores an der breitesten Stelle des geräumigen Hofes quer zur Gesamtanlage. Damit wurde erreicht, dass die Apsis nach Osten ausgerichtet werden konnte, was im Hochmittelalter sehr wichtig war. Die erste Kapelle wurde noch im 12. Jahrhundert erbaut, doch wurde sie gegen Ende des 13. Jahrhunderts etwas weiter nach Westen verlegt.

Lage: Kärnten - Gurktal zwischen Feldkirchen und Gurk

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


07.06.2017