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Büchsenhausen


Im Jahre 1503 übernahm der Erzgießer Peter Löffler die kurz vorher gegründete Gusshütte am Gänsbühel, wo er u. a. die erste Statue für das Grabmal Kaiser Maximilians I in der Innsbrucker Hofkirche (Ferdinand von Portugal nach einem Modell von Gilg Sesselschreiber) goss. Besonders großen Erfolg hatte er aber mit seinen Glocken und vor allem den Kanonen, die sehr gefragt waren. 1539 ließ sich sein Sohn Gregor neben der Gusshütte einen Ansitz, das heutige Schloss Büchsenhausen errichten. Er gilt als der bedeutendste Geschützgießer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Baumeister war Gregor Türing, der auch am Goldenen Dachl tätig und wesentlich am Umbau der Innsbrucker Altstadt beteiligt war. 1605 erwarb Erzherzog Maximilian III (der Deutschmeister) Gusshaus und Ansitz und verpachtete beides an den Büchsengießer Heinrich Reinhart. Er goss u. a. die Säulen und Figuren für das Grabmal des Erzherzogs im Innsbrucker Dom. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel kaufte 1641 der Hofkanzler Dr. Wilhelm Bienner das Schloss. Er ließ einen neuen Gebäudeteil im Osten und einen Verbindungstrakt erbauen und in einigen Nebengebäuden eine Brauerei einrichten. Der Ansitz wurde im Inneren repräsentativ ausgestattet. Es gab eine große Bibliothek, eine Gemäldegalerie sowie Sammlungen von Landkarten, Kupferstichen und Musikinstrumenten. Dr. Bienner war ein tüchtiger Beamter, der sich an die Spitze der Regierung Tirols hochgearbeitet hatte. Er wurde von Claudia von Medici, der Witwe des Erzherzogs Leopold V gefördert, schuf sich aber wegen der Strenge seiner Amtsführung viele Feinde. Nachdem ihr Sohn, Erzherzog Ferdinand Karl, die Herrschaft übernommen hatte, wurde Bienner 1651 in Rattenberg vor Gericht gestellt und nach einem mehr als zweifelhaften Verfahren hingerichtet. Das Richtschwert, mit dem Bienner enthauptet wurde, hängt heute noch in Büchsenhausen. Sein Vermögen wurde eingezogen, doch erhielt seine Witwe schließlich das Schloss zurück. Von 1686 bis 1833 waren die Ritter von Lama im Besitz von Büchsenhausen. Sie ließen das Gebäude um 1700 durch den Hofbaumeister Johann Martin Gumpp d. Ä. im Barockstil umbauen und erweitern. Michael de Lama, der mit drei Kanonen aus Büchsenhausen Scharnitz während des „Boarischen Rummels“ von 1703 verteidigt hatte, war siebenmal Bürgermeister von Innsbruck. 1833 übernahm der vielseitig begabte Gastwirt Johann Nepomuk Mahl-Schedl die Anlage und ließ sie 1837 im neugotischen Stil renovieren. Er war Schriftsteller, Freiheitskämpfer und Mineraloge. Von ihm stammt die erste Schwimm- und Badeanstalt Tirols, die er auf dem Gelände von Büchsenhausen einrichtete. 1865 kaufte Robert Nissl das Schloss, das zwischen 1887 und 1889 umfassend restauriert wurde. Bei dieser Gelegenheit entstand die Freitreppe mit den Loggien. Während der französischen Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg kam es bis 1954 zu schweren Schäden am Gebäude, die nur mühsam behoben werden konnten. Das Schloss befindet sich nach wie vor im Privatbesitz, doch wurde 1993 der Ostteil des Gebäudes von der Kulturabteilung der Tiroler Landesregierung angemietet und den Tiroler Künstlern für Ausstellungen und Ateliers zur Verfügung gestellt.

Schloss Büchsenhausen liegt im Innsbrucker Stadtteil St. Nikolaus, unterhalb des Alpenzoos. Bis weit in das 20. Jh. hinein stand es völlig frei am sonnigen Südhang der Nordkette. Mittlerweile ist es längst von den Häusern der Stadt eingeholt worden. Büchsenhausen ist eine weitverzweigte Anlage mit vielen Nebengebäuden an der Straße und um die Höfe, die verschiedenen Zwecken dienten. Noch 1910 wurden zwei Häuser für das Personal und eine Gastwirtschaft angebaut. Durch die vielen Umbauten, die im Laufe der Zeit stattfanden, hat nur der Westtrakt bis heute das Aussehen eines Tiroler Edelsitzes bewahrt. Die fünfseitigen Eckerker sind mit Kuppelhauben gedeckt. Der östliche Bau wurde im 19. Jh. stark erneuert. Über dem barocken Haupttor von 1688 sind eine Sandsteinstatue des hl. Nepomuk und darunter eine Wappenkartusche der Familie de Lama angebracht. Vom kleinen Vorhof führt eine Treppe zum Eingang empor. Daneben erhebt sich ein Uhrturm mit Zwiebelhelm und Laterne, der in seiner heutigen Form aus der Zeit um 1700 stammt. Er überragt die beiden viergeschossigen Schlossflügel um zwei Stockwerke. An einer Mauer des Innenhofes ist das Fresko einer Sonnenuhr mit dem Wappen der de Lama angebracht. Vom Umbau Bienners ist noch der große Saal im zweiten Stock mit reichem Deckenstuck und Mittelfresko erhalten. 1698 wurde im Osttrakt die neu errichtete Schlosskapelle dem hl. Johannes Nepomuk geweiht. Sie birgt neben zahlreichen Reliquien und alten Paramenten mehrere Bilder von Tiroler Malern. Das Altarblatt ist ein Werk von Martin Knoller. Die Bandlwerkstukkaturen schuf Anton Gigl.

Lage: Tirol/Innsbruck – Weiherburggasse 5-13, 6020 Innsbruck

Besichtigung: mit Ausnahme des Künstlerhauses ist das Schloss innen nicht zugänglich


Weitere Literatur:


29.01.2003