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Matrei in Osttirol - Ansitz Lasser von Zollheim


Die Familie Lasser von Zollheim war ein osttiroler-salzburgisches Adelsgeschlecht, das auf seinem Ansitz Zellhaim in Matrei in Osttirol saß. Es wurde seit 1525 in den Adelsmatrikel der Salzburger Landstände geführt. 1708 wurden ihre Mitglieder durch Kaiser Josef I mit dem Prädikat von Zollhaimb in den Reichsritterstand erhoben. Für die Adelserhebung war wohl auch die konsequente Haltung des Pflegers Wolfgang Andreas Lasser bei der Vertreibung der protestantischen Bevölkerung des Defreggentales maßgeblich. Im 17. und 18. Jahrhundert diente die Familie Lasser nämlich häufig den Salzburger Fürsterzbischöfen als Pfleger auf ihren Besitzungen in Osttirol, aber auch als Vicedome im kärntnerischen Friesach. Ihren Familiensitz hatten die Ritter von Zollheim in Windisch-Matrei, wie das heutige Matrei n Osttirol genannt wurde, um Verwechslungen mit Matrei am Brenner vorzubeugen. Das Pflegeamt war von 1721 bis 1804 sogar erblich. Bekanntestes Familienmitglied war wohl Josef Lasser Freiherr von Zollheim, der es im späten 19. Jahrhundert zum k. k. Innenminister und Statthalter von Tirol brachte. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Familie Lasser aber bereits ihren Stammsitz in Matrei verlassen. Josef Lasser Freiherr von Zollheim lebte hauptsächlich in Wien und Salzburg. Ein weiteres Familienmitglied war Johann Baptist Lasser, Ritter von Zollheim, der 1873 zum Abt des Stiftes Lambach gewählt wurde.

Der dreigeschossige Ansitz liegt mitten im verbauten Gebiet des Marktes Matrei unweit des Zentrums. Er ist heute ein normales Wohn- und Geschäftshaus, an dem nur noch die hübsche Lüftlmalerei an der Straßenfront an seine einst adeligen Bewohner erinnert. Der Ansitz ist im Kern ein mittelalterliches Haus, das 1980 umfassend restauriert worden ist. Die unregelmäßige Fensteranordnung der fünfachsigen Hauptfront deutet aber auf das hohe Alter des Gebäudes hin. Auch das Portal mit seinem abgefasten Rundbogen ist nicht ganz mittig angeordnet. Störend wirkt das moderne Geschäftsportal im Erdgeschoß. Die Gliederung der schlichten Fassade erfolgt durch einfache Putzfaschen, die auch die eher kleinen Fenster umgeben. An der Ostseite versuchte man die Stabilität des Baues durch Mauerstützen zu verbessern. Das Haus ist mit einem flachen Satteldach gedeckt. Bemerkenswert ist der Freskenschmuck am ersten Obergeschoß der Schauseite. Neben einer Sonnenuhr erkennt man das Allianzwappen des Ulrich Zoller und der Susanna Schmittner sowie die Jahreszahl 1571. Beeindruckend ist das große Wappen mit dem Doppeladler und dem Gekreuzigten davor. Rechts unten ist ein kleines Einhorn im Wappenbild zu sehen. Wie bei Tiroler Ansitzen üblich, läuft im Inneren ein breiter Flur durch das Gebäude, in dem sich einige gotische Baudetails erhalten haben. Der mit einem schönen gratigen Tonnengewölbe ausgestattete Gang verbindet die einzelnen Räume. Im Flur haben sich Reste von gemalten Konsolen mit quadratischen Mustern erhalten. Der gewölbte Stiegenaufgang zeigt im Obergeschoß ein Stichkappen-Tonnengewölbe mit Stuckkonsolen.

Ort/Adresse: 9971 Matrei in Osttirol, Hintermarkt 6

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


25.05.2017