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Frauenstein (Kärnten)


Nordwestlich von St. Veit an der Glan, wo seit 1170 die Kärntner Herzöge ihren Sitz hatten, entstanden in der zweiten Hälfte des 12. Jh. vier romanische Burgen. Drei davon (Freiberg und die beiden Kraiger Schlösser) sind seit Jahrhunderten Ruinen. Frauenstein hingegen, damals die kleinste und bedeutungsloseste dieser Vesten, gehört heute zu den schönsten und besterhaltenen Schlössern Kärntens. Die Frauensteiner, die von der Mitte des 12. Jh. bis 1386 hier eine erste, romanische Wehrburg besaßen, gaben der Burg auch den Namen, den sie bis heute behielt. 1195 wird als Zeuge einer Urkunde ein Gundachir de Frovnstaine genannt. Mit Hans von Frauenstein, der 1376 Burggraf zu Kreig war, starb das Geschlecht aus. Seine Tochter Anna vermählte sich mit Heinrich Värber. Nachdem 1504 auch dieses Geschlecht erloschen war, heiratete Christoph I Welzer von Eberstein ein, der von 1519-1521 als wichtigster Bauherr des Schlosses gilt. Auf ihn gehen die Renaissancebauten zurück, wodurch die Südmauer des Hofes fast bis zur Turmhöhe angehoben wurde und den bereits bestehenden Rundturm mit einbezog. Auch das mit 1521 datierte Portal und der Ausbau des dreistöckigen Wohntraktes dürften von ihm veranlasst worden sein. Im zweiten Stock befanden sich zwei große Prunksäle mit flachen Decken. Ausgebaut wurden auch der Fallturm und der Kapellenturm. Christoph I Welzer war nicht nur Bauherr, sondern auch Feldherr. Er kämpfte gegen die Venetianer und war 1525 an der Niederschlagung des Bauernaufstandes beteiligt. Sein Sohn Moritz errichtete die Arkadengänge des Hofes. Vor der Westfront erbaute er zum besseren Schutz des Tores ein Vorwerk. Möglicherweise ließ er auch die Renaissance-Kassettendecke im Saal des ersten Stockes 1561 aus Großkirchheim hierher verlegen. Als 1586 Veit Christoph Welzer wegen seines protestantischen Glaubens das Land verlassen mußte und kinderlos in Basel starb, wurden zwei Jahre später die eingeheirateten Trauttmannsdorff mit Frauenstein belehnt. 1636 kam es an den Leibarzt Kaiser Ferdinands II Adam Gabelkoven. Der letzte seiner Familie, Freiherr Ludwig von Gabelkoven, verkaufte die Herrschaft 1794 an Theresia Freiin von Rechbach. Im 19. Jh. wurden einige ehemalige Wohnräume als Getreidespeicher verwendet. 1863 erwarb Wilhelmine Gräfin von Abensberg-Traun das bereits stark vernachlässigte Schloß und ließ es gründlich restaurieren. 1909 erwarb Dipl. Ing. Otto Wirth den Besitz. Seinen Nachkommen gehört Frauenstein noch heute.

Frauenstein war einst eine Wasserburg, doch wurden die Gräben zugeschüttet, als sie keinen Schutz mehr gegen die aufgekommene Artillerie bieten konnten. Das Schloß hat seinen Burgencharakter bis heute bewahrt. Recht wehrhaft wirkt der Zugang – eine Rampe, die über den einstigen Halsgraben zum äußeren Burghof führt und von einem alten Vorwerk bewacht wird. Ältester Teil der Anlage ist der romanische Rundturm an der Südseite. Ihm gegenüber, am Nordflügel des zweigeschoßigen Laubenganges, liegt der runde Kapellenturm. Auch der Trakt, durch den heute die Einfahrt erfolgt, ist relativ alt. Die übrigen Bauteile entstanden unter den Welzern. Dazu gehören auch die drei Rundtürme an den Ecken. Abgesehen vom Tortürmchen des 19. Jh. wurde später kaum noch etwas angebaut. Die in Österreich oft unvermeidliche Barockisierung beschränkte sich auf gemalte Tapisserieimitationen im Jägerzimmer (18. Jh.) und die Stuckierung des Gewölbes der bereits 1521 vollendeten Allerheiligenkapelle im Obergeschoß des Nordturmes (1725). Der trapezförmige Innenhof ist an drei Seiten von Arkaden umgeben. Ihre relativ spitze Bogenführung weist darauf hin, daß zum Zeitpunkt ihrer Erbauung, das Zeitalter der Gotik in Kärnten noch nicht sehr lange vorbei war. Im Innenhof stehen einige interessante Römersteine. Wie allgemein üblich waren im Erdgeschoß die Wirtschaftsräume untergebracht, während die Wohnzimmer und Repräsentationsräume im Obergeschoß lagen. Bemerkenswert sind hier vor allem die Renaissancetäfelungen sowie einige Öfen. Sehr gemütlich wirkt das Zirbenkabinett im nördlichen Runderker.

Lage: Kärnten – nördlich von St. Veit/Glan auf einer Terrasse unterhalb des Kraiger Berges

Besichtigung: Das Schloß wird zeitweise von den Besitzerfamilien bewohnt und kann nur von außen besichtigt werden.


Weitere Literatur:


24.08.2002