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Palais Zeppezauer


Das Palais Zeppezauer war eines der ganz wenigen Palais an der Ringstraße, deren Bauherren keine Adelige waren und auch später nicht geadelt wurden. Die Familie Zeppezauer stammte ursprünglich aus Bad Ischl, wo auch heute noch mehrere Zeppezauers wohnen. Sie waren sehr erfolgreiche Seidenfabrikanten und belieferten von hier aus sogar den Wiener Kaiserhof. Die Übersiedlung nach Wien führte zu einer Ausweitung der Absatzmärkte und einer wesentlichen Geschäftssteigerung. August Zeppezauer, der in Wien bereits mehrere Häuser besaß, beauftragte 1861 den Wiener Architekten Wilhelm Westmann für sich und seine Firma Anton Fries & Zeppezauer ein Mietpalais am Kärntnerring zu errichten. Ausführender Baumeister war Paul Wasserburger. Seit seiner Erbauung ist im Erdgeschoß das Café Schwarzenberg beheimatet. Die Familie Zeppezauer war sehr kaisertreu. August und ein nahestehender Verwandter zeichneten sich bei der Niederschlagung der Wiener Revolution von 1848 aus. Ein Bruder kämpfte für Kaiser Maximilian in Mexiko, was er aber nicht überlebte. Wie bei vielen Industriellen des 19. Jahrhunderts, wurde auch das beträchtliche Vermögen der Familie Zeppezauer durch den Zerfall der Monarchie im Ersten Weltkrieg und den damit verbundenen Wegfall der Absatzmärkte sowie durch die folgenden Inflationsjahre drastisch reduziert. Die meisten Immobilien mussten verkauft werden. Es blieb nur das Palais am Kärntnerring.

Das Palais begrenzt die stadtseitige Schmalseite des Schwarzenbergplatzes. Auf den ersten Blick sieht es wie ein normales Geschäfts- oder Mietshaus aus der Zeit des Strengen Historismus aus. Betrachtet man es aber genauer, so erkennt man, dass die meisten Details einem Wiener Stadtpalais entsprechen. Etwas ungewöhnlich ist nur die Höhe von fünf Geschoßen. Das Palais ist ein dreiseitig frei stehender Bau, der seine Schauseite dem Schwarzenbergplatz zuwendet. Von ihren elf Fensterachsen entfallen fünf auf den breiten Mittelrisalit, der um eine Fensterachse vorspringt. Die ersten beiden Geschoße sind gebändert. Das Erdgeschoß wird durch große Rundbogenfenster aufgelockert, die heute zum Teil hinter Geschäftsportalen verschwunden sind. Das ebenfalls rundbogige Portal liegt in der Mitte des Risalits. Über ihm ragt ein auf Konsolen sitzender steinerner Balkon vor. Die Fenster der ersten drei Obergeschoße zeigen gerade Verdachungen. Das oberste Stockwerk des Risalits wird von einer Attikabalustrade abgeschlossen, die mit Statuen und Steinvasen besetzt ist. In ihrer Mitte ist eine, von zwei Putten flankierte Kartusche angebracht, die mit den beiden vergoldeten und ineinander verschlungenen Buchstaben A und Z auf den Bauherrn August Zeppezauer hinweist. Repräsentativ ist die Einfahrt, die sich zum Vestibül erweitert, an das zwei Stiegenhäuser anschließen. Ihr Kreuzrippengewölbe ist mit Groteskenmalereien geschmückt. Gusseisenkandelaber und bronzierte Blechfiguren sollten schon beim Eintritt einen Hinweis auf den finanziellen Status des Bauherrn geben. Zum Dekor des rechteckigen Innenhofes zählt ein freistehender Steinbrunnen mit einer weiblichen Statue. In der im Erdgeschoß angesiedelten Apotheke hat sich die Geschäftsausstattung von 1910 erhalten. Das Café Schwarzenberg ist das älteste Kaffeehaus an der Ringstraße. Seine Marmorverkleidung und Möblierung geht teilweise auf die 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts zurück, soweit sie nicht von russischen Besatzungssoldaten nach 1945 zerschossen wurden.

Lage: 1010 Wien, Kärntnerring 17

Ort/Adresse:

Besichtigung: mit Ausnahme der Apotheke und des Kaffeehauses nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.02.2017