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Innsbruck - Hofburg


Die Hofburg in Innsbruck war neben der Wiener Hofburg und dem Schloss Schönbrunn eine der drei wichtigsten Habsburger-Residenzen in Österreich. Ihre Anfänge gehen auf das 14. Jahrhundert zurück, als die Tiroler Landesfürsten noch auf Schloss Tirol bei Meran residierten und nur gelegentlich nach Innsbruck kamen. Sie entstand ab dem Ende des 14. Jahrhunderts aus mehreren Wohnhäusern. Herzog Leopold IV sicherte sich 1396 ein Wohnrecht im Starkenbergischen Haus, das ein Teil der Innsbrucker Stadtbefestigung war. Es gelang ihm wenige Jahre später dieses sowie einige benachbarte Liegenschaften zu erwerben. Unter Herzog Friedrich III wurden bis 1429 weitere Gründe erworben und verbaut. Eigentlicher Gründer der Hofburg war aber Herzog Sigmund, der Münzreiche, ein Neffe von Herzog Leopold. Er war Tiroler Landesfürst von 1446 bis 1490. Sigmunds Vater war Herzog Friedrich IV, auch als „Friedl mit der leeren Tasche“ bekannt. Er gilt als Begründer der Tiroler Linie der Habsburger. 1420 hatte er seinen Regierungssitz von Meran nach Innsbruck verlegt, wo er im von ihm errichteten Neuen Hof, der später durch das Goldene Dachl berühmt wurde, residierte. Herzog Sigmund bekam schließlich durch Zukäufe die gesamte Südfront der heutigen Hofburg in seinen Besitz. Um sich einen standesgemäßen Wohnsitz zu schaffen, ließ er die von seinem Onkel erworbenen Häuser erweitern und zu einer Burg zusammenfassen. Im Osttrakt, der heutigen Rennwegfront lagen seine Repräsentationsräume. 1463 wird ein Saalbau (Dürnitz) erwähnt, in dem damals ein Festmahl stattfand. 1469 wurde die dortige Kapelle geweiht. In den Bau wurde auch das „Saggentor“ der Stadtbefestigung einbezogen. Der Ausbau der Hofburg wurde im 15. Jahrhundert vorwiegend durch Kredite des Augsburger Handelshauses der Fugger finanziert, die sich damit für das Privileg der Silber- und Kupferproduktion in Tirol revanchierten. Die aufwändige Hofhaltung Sigmunds führte aber dennoch zu ernsten Finanzproblemen, so dass er schließlich auf Druck der Tiroler Landstände zurücktreten musste.

Sein Nachfolger war sein Neffe Maximilian I, der zuerst Tiroler Landesfürst und dann ab 1502 deutscher Kaiser wurde. Als er 1490 die Herrschaft in Tirol übernahm, konnte er bereits eine großzügig angelegte spätgotische Residenz beziehen. Er erweiterte sie um 1510 noch um wesentliche Teile, wie der „hinteren Burg“ im Norden, und hielt hier prächtig Hof. Die hintere Burg diente seiner zweiten Gattin Bianca Sforza 17 Jahre lang als angemessene Residenz. Aus der maximilianischen Zeit stammen die ersten Abbildungen der Hofburg. Albrecht Dürers Schlosshofansichten zeigen den Zustand der Hofburg noch vor 1495. Die Decke des von Maximilian um 1510 erneuerten „Großen Saales“, des heutigen Riesensaales, wurde 1534 durch Feuer zerstört. Kaiser Ferdinand I ließ den Saal durch den italienischen Architekten Lucius de Spaciis wiederherstellen. Die Umgestaltung des Osttraktes geht auf den gleichen Baumeister zurück. Ferdinands Gattin, Anna von Ungarn, wohnte zehn Jahre lang in der Burg. Unter Ferdinand II setzte sich der italienische Einfluss in der Schlossarchitektur durch. Die Hofburg erhielt den Charakter eines prächtigen Renaissanceschlosses. Giovanni Lucchese ließ den Großen Saal erhöhen und mit einer Flachdecke versehen. Die Fassaden der Burg mussten 1536 an der Seite des Stadtgrabens mit halbrunden Türmen verstärkt werden, da die Mauern durch Erdbeben bereits schwere Schäden aufwiesen. Der Hoffront wurden ebenfalls zwei Türme vorgelegt. Ferdinand II legte großen Wert auf die gärtnerische Gestaltung seiner Schlösser. Von 1565 bis 1572 ließ er gegenüber der Hofburg aber auch unterhalb seines Lieblingsschlosses Ambras große Renaissancegärten anlegen. Die Nachfolger Ferdinands II hatten kaum noch Verwendung für die Residenz ihrer Vorfahren. Erzherzog Leopold V wollte sie 1628 sogar abreißen und durch einen modernen Bau ersetzen lassen. Glücklicherweise war ihm wegen der hohen Kosten des 30-jährigen Krieges das Geld ausgegangen. Nach dem Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger im Jahr 1665 verlor die Burg weiterhin an Bedeutung und wurde kaum noch benutzt. Ihre Bestimmung als ständige kaiserliche Residenz hatte sie endgültig verloren. Sie diente lediglich bei Italienreisen des Hofes als willkommener Stützpunkt. Allerdings hatte Kaiser Leopold I 1679 seinen Schwager, dem aus seinem Herzogtum Lothringen vertriebenen Carl V von Lothringen, als Statthalter von Tirol eingesetzt und ihm sowie seiner Familie die Hofburg als Wohnsitz zur Verfügung gestellt. Carls Sohn, Leopold von Lothringen, der Schwiegervater Maria Theresias wurde in der Hofburg geboren. Bauliche Veränderungen gab es bis in die Zeit Maria Theresias keine mehr.

Unter der Kaiserin erlebte die Hofburg ihre zweite Blüte und letzte größere Ausbaustufe. In den Jahren 1754 bis 1756 ließ sie den West- und den Südtrakt nach Plänen des bereits siebzigjährigen Johann Martin Gumpp d. J. umbauen. Es entstand eine einheitliche spätbarocke Anlage. 1765 wurde in ihr die prunkvolle Hochzeit ihres Sohnes, des Erzherzogs Leopold II, mit der spanischen Infantin Maria Ludovica gefeiert. Die kaiserliche Familie war zuvor mit 60 Kutschen und 368 Pferden aus Wien angereist. Für die Reise, die natürlich als Propaganda für das Kaiserhaus genutzt wurde, benötigte man 11 Tage. In Innsbruck hatte man bereits alles vorbereitet. Der Stadtgraben, der entlang der Burgmauer verlief, war zugeschüttet und die wichtigsten Straßen und Brücken saniert worden. Heute noch erinnert die große Triumphpforte in der Maria-Theresien Straße an die Hochzeit und den anschließenden Tod des Kaisers. Für das Kaiserappartement wurden Möbel aus Wien mitgebracht und nach der Hochzeit wieder retourniert. Die Feierlichkeiten waren auf 14 Tage angesetzt, wurden aber schon am 12. Tag beendet, da Kaiser Franz Stephan von Lothringen nach einem Opernbesuch einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitt und plötzlich verstarb. Maria Theresia ließ danach das Sterbezimmer ihres Gatten durch ihren Hofarchitekten Nikolaus Pacassi in eine Gedächtniskapelle umgestalten Nach dem Siebenjährigen Krieg wurden durch den Militärbaumeister Constantin Johann Walter zwischen 1766 und 1773 der Ost- und der Nordtrakt neu errichtet. An der barocken Gestaltung der Fassade der Hauptfront am Rennweg war auch Pacassi maßgeblich beteiligt. Er ist vor allem für die Barockisierung von Schloss Schönbrunn, die Erweiterung der Wiener Hofburg und den Ausbau der Prager Burg bekannt. Bei der Innsbrucker Hofburg ließ er die einzelnen Bauten aus dem Mittelalter und der Renaissance durch eine einheitliche barocke Fassade verschwinden. Danach wurden die Innenräume im Rokokostil instand gesetzt. Die Innenausstattung konnte aber erst 1776 abgeschlossen werden.

Nach dem Tod ihres Gatten hatte Maria Theresia nie wieder die von ihr ausgebaute Hofburg bewohnt. Sie hatte auch nie wieder Tirol besucht. Es wurde nun wieder ruhiger um die Residenz. Wenn auch der kaiserliche Hofstaat die Innsbrucker Hofburg mied, ganz ohne Habsburger ging es doch nicht. Maria Theresias Tochter Elisabeth, war nach einer Pockenerkrankung keine Heiratskandidatin mehr. Sie wurde Äbtissin des von ihrer Mutter gegründeten Adeligen Damenstiftes, bewohnte aber dieses nicht sondern bevorzugte mit einem kleinen Hofstaat von 1781 bis 1806 die Kaiserappartements, die sie neu möblieren ließ. Als 1806 durch Napoleons Gnaden bayrisch geworden war, diente die Hofburg dem bayrischen König Maximilian I als allerdings nur selten genutzte Zweitresidenz. Die Bevölkerung war mit den neuen Herren nicht einverstanden, so dass es immer wieder zu Aufständen und Scharmützeln mit den Besatzern kam. Die Hofburg wechselte mehrmals die Besitzer. Nach der dritten, für die Tiroler erfolgreichen Schlacht am Berg Isel zog Andreas Hofer vorübergehend als Regent oder provisorischer Regierungschef in die Hofburg ein. Vermutlich bewohnte er neun Wochen lang einige Räume im ersten Stock. Nach der Niederlage der Tiroler gegen die Franzosen in der vierten Berg-Isel-Schlacht musste Hofer Innsbruck verlassen. Er musste sich verstecken, wurde verraten und schließlich in Mantua erschossen. Tirol wurde wieder bayrisch. Im Kaiserappartement der Hofburg residierte bis 1814 der bayrische Kronprinz Ludwig. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam Tirol 1815 endgültig wieder ins Habsburgerreich zurück.

1838 fand die Erbhuldigung für Kaiser Ferdinand I im Riesensaal statt. Während der Wiener März-Revolution von 1848 flüchtete Ferdinand mit seinem Hofstaat nach Innsbruck, wo er für drei Monate in der Hofburg residierte. Ende der 50er-Jahre des 19. Jahrhunderts erfüllte diese wieder ihren ursprünglichen Zweck. Erzherzog Carl Ludwig, der jüngere Bruder Kaiser Franz Josefs, wurde zum Statthalter in Tirol ernannt. Er wohnte im Sommer auf Schloss Ambras, im Winter jedoch in der Innsbrucker Hofburg. Er veranlasste, dass die Kaiserappartements durch den Wiener Hofbildhauer August La Vigne im Stil des „Zweiten Rokokos“ überarbeitet wurden. Die Modernisierung war nicht für seine eigene Familie bestimmt, sondern für Elisabeth, die Gattin seines Bruders Franz Josef. Er selbst begnügte sich mit der Gouverneurswohnung im ersten Stock. 1861 dankte er als Statthalter ab und kehrte wieder nach Wien zurück. Bei seinen zahlreichen Tirolreisen, die Kaiser Franz Josef mit der Eisenbahn wesentlich schneller und komfortabler als seinerzeit Maria Theresia durchführen konnte, nützte er natürlich auch die Hofburg, wo vor allem Bankette und andere Feierlichkeiten stattfanden. Sie diente auch bei Staatsbesuchen den ausländischen Gästen als standesgemäßes Absteigequartier, wie z. B. 1873 dem Schah von Persien. Kaiserin Elisabeth machte bei ihren Reisen nach Meran nur kurz Station in der Hofburg. Die letzten baulichen Veränderungen im Inneren der Hofburg fanden 1917 statt, als Kaiser Karl moderne Badezimmer und Toiletten einbauen ließ. Seit 1918 befindet sich die Innsbrucker Hofburg im Besitz der Republik Österreich und wird von der Burghauptmannschaft verwaltet. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Burg schwer beschädigt aber danach wiederhergestellt. Schließlich wurde der große Baukomplex in einer 15-jährigen Generalrevitalisierung bis 2010 um mehr als 23 Millionen Euro vorbildlich restauriert. Die Repräsentationsräume sind als Museum gestaltet. Sie können auch für Veranstaltungen gemietet werden. Im Riesensaal finden gelegentlich Konzerte statt. Ein großer Teil der ca. 400 Räumlichkeiten ist als Wohnungen bzw. Büros adaptiert.

Die Hofburg liegt am Nordrand der Innsbrucker Altstadt. Sie ist eine langgestreckte, um einen großen mittleren Hof und zwei kleinere Höfe ausgerichtete Baugruppe. Die lange viergeschossige Hauptfront am Rennweg wird durch zwei leichte Risalite, sowie durch korinthische Riesenpilaster und je eine Attika gegliedert. Das Erdgeschoß ist durchgehend gebändert. Die Fensterverdachungen sind meist segmentbogig oder dreieckig. Die beiden 1536 zur Stabilisierung angebauten Ecktürme wurden beim maria-theresianischen Umbau in vorspringende kuppelgekrönte Eckrondelle umgewandelt. Berühmt war früher der Wappenturm vor dem alten Rumertorturm. Er wurde von Niclas Türing d. Ä. erbaut und um 1500 vom Hofmaler Jörg Kölderer mit 56 Wappen jener Länder großartig ausgeschmückt, die zu seiner Zeit zum Habsburgerreich gehörten oder zumindest von Maximilian beansprucht wurden. Der Wappenturm wurde später von Maria Theresias Hofarchitekt Nicolaus Pacassi ummantelt. Sein Kern steckt heute im südlichen Eckrondell. Ein Teil dieser Malereien ist an der Südseite erhalten geblieben und in einem Nebenraum des Restaurants zu sehen. Weitere Freskenreste sind vom Dachstuhl der Hofburg aus zugänglich. Die ursprüngliche Hauptfassade lag im Süden und war der Hofgasse zugewendet. Über dem Portal befindet sich hier zwischen Kolossalpilastern eine große Fensternische mit einem geschweiften Balkon und einem gesprengten, das Hauptgesims durchbrechenden Giebel. Dahinter liegen im Inneren eine Durchfahrt und ein breites Treppenhaus. In der Einfahrtshalle stehen vier Götter-Statuen von Lorenzo Mattielli aus der Zeit um 1730. Sie befanden sich ursprünglich als Attikafiguren am 1957 abgebrochenen Palais Rainer (Engelskircher) in Wien. In den Kellern des Westflügels und des nordöstlichen Eckteiles haben sich noch Spuren der spätmittelalterlichen Burg bzw. spätgotische Gewölbe erhalten. Noch vor 1495 entstand das „neue Frauenzimmer“, ein Bau, der der Fürstin und ihrem Hofstaat vorbehalten war. Er ist mauermäßig noch im Nordosttrakt bis zur Dachzone erhalten. Die heute als Keller verwendeten Gewölbe des Frauenzimmers bilden noch immer eine eindrucksvolle fünfschiffige Halle. Sie diente zur Erbauungszeit als Eingangshalle des Zugbrückentores und später in der Barockzeit als Hauptküche. Durch die Anhebungen des Straßenniveaus in den folgenden Jahrhunderten wurde sie zum „Gotischen Keller“. In diesen Teil der Residenz ist auch der nordöstliche Eckturm der Stadtbefestigung miteinbezogen, der zur sicheren Aufbewahrung des Hausschatzes diente. Der Große Burghof wurde von Pacassi mit dreigeschossigen barocken Bauten umgeben.

Das repräsentative barocke Stiegenhaus ist ein Werk von Martin Gumpp. J. Im ersten Stock liegt das Altmutterzimmer, das wegen seiner von Plazidus und Franz Altmutter um 1815 geschaffenen Wandmalereien so genannt wird. Dieser quadratische Raum diente zur Zeit Maria Theresias als Sitzungszimmer der Landesverwaltungsbehörde. Sein barocker Deckendekor stammt aus dieser Zeit. Auch das im Mitteltrakt befindliche spätklassizistische Statthalterzimmer liegt im ersten Obergeschoß. Die eigentlichen Schauräume liegen aber im zweiten Stock des Rennwegtraktes. Ihr Prunkstück ist der 30 m lange, zweigeschossige Riesensaal, der nicht wegen seiner Größe (ca. 428 m²), sondern weil er in der maximilianischen Zeit mit einem Herkules-Freskenzyklus ausgestattet war, so genannt wird. Maria Theresia waren die gemalten Götter und Halbgötter aber zu spärlich bekleidet. Sie bevorzugte die Bezeichnung „Familiensaal“, der sich aber langfristig nicht durchgesetzt hat. Er gilt als einer der prächtigsten Festsäle des Alpenraumes. Sein malerisches Programm hatte sich Kaiserin selbst ausgedacht. Nachdem die Riesen des Herkules-Zyklus der strengen Moral Maria Theresias zum Opfer gefallen waren, ließ sie die Wände mit 36 großen Ölgemälden der eigenen Familie dekorieren. Sie stammen aus der Schule des Hofmalers Martin van Meytens, zum Teil von Carl Auerbach und Wenzel Pohl. Auf eine Darstellung der Habsburger-Ahnen wurde verzichtet, da ja mit Maria Theresia eine neue Dynastie begann. An der nördlichen Stirnwand befinden sich die Porträts der Kaiserin, ihres Gatten Franz Stephan (im Zentrum) und ihre Sohnes und Thronfolgers Josef II. Die Längswände sind mit ebenfalls großformatigen Bildern ihrer zahlreichen Töchter und Söhne geschmückt. An der zweiten Schmalseite des Saales wird sogar den drei damals bereits verstorbenen Kleinkindern gedacht. Das Deckengemälde wurde 1776 von Franz Anton Maulpertsch geschaffen. Es ist eine Allegorie der neugegründeten Macht des Herrscherhauses, wobei das große Mittelbild den Triumph des Hauses Habsburg-Lothringen darstellt. Die beiden kleineren Felder dokumentieren den Reichtum des Landes. An der Stelle des Deckenfreskos befanden sich zuvor 35 Bilder, in denen die Taten der Kaiser Maximilian I und Karl V hervorgehoben wurden. Sie wurden später in das Schloss Ambras transferiert. Der Saal wird bei Bedarf von drei großen, aus Lindenholz geschnitzten und vergoldeten Kronleuchtern aus dem 19. Jahrhundert erhellt. Sie wurden vom Wiener Bildhauer Stark angefertigt. Die zahlreichen Wandleuchten wurden 1896 aus der Budapester Burg hierher übertragen. Bemerkenswert ist auch der dreifarbige barocke Fußboden des Riesensaales. Seine Steinplatten bestehen aus verschiedenen italienischen Marmorarten und Tiroler Kalksteinen.

Die beiden an den Riesensaal anschließenden Räume gehören ebenfalls zu den Repräsentationssälen. Sie sind dem Gedenken an Franz Stephan von Lothringen bzw. dessen Vorfahren gewidmet. Der Gardesaal diente als Vorraum zum Riesensaal bzw. als Empfangssaal. Seine Wände sind mit großformatigen Schlachtenbilder, die Szenen aus den Türkenkriegen zeigen, geschmückt. Sie erinnern an den Großvater Franz Stephans, Carl V von Lothringen, dem Sieger der Schlacht bei Mohács 1687. Die drei großen Bilder wurden von Jean Baptiste Martin 1715 geschaffen. Sie kamen erst zwischen 1773 und 1778 in den Gardesaal. Die kleineren Bilder der oberen Reihe wurden bereits zwischen1690 und 1700 von Charles Herbel angefertigt. Im Audienzzimmer steht der klappbare Reisethron des Kaisers. An den Wänden hängen neben lebensgroßen Gemälden des Kaiserpaares, Ganzkörperporträts und kleinere Bilder der Verwandten Fran Stephans. Letzter Repräsentationsraum ist das Ratszimmer, auch Kapitelzimmer genannt, das mit drei großformatigen Gemälden den großen Ordensgemeinschaften der damaligen Zeit, wie dem Orden vom Goldenen Vlies und dem St. Stephansorden gewidmet ist. In allen Prunkräumen stehen weiße oder weiß-goldenen Majolikaöfen. Die Räume der folgenden Kaiserappartements, die ehemaligen Privaträume der kaiserlichen Familie aus der Zeit Maria Theresias, sind nicht mehr im Original erhalten. Sie bestehen aus neun Räumen, die in Form einer Enfilade hintereinander liegen. Sie schließen an den Gardesaal an. August La Vigne erstellt um 1860 nicht nur das Gesamtkonzept, sondern entwarf auch die Möbel und Öfen im Geschmack des Historismus. Auch die Tischler- und Bildhauerarbeiten stammten aus seiner Werkstatt. Der Stil der Möblierung und wandfesten Ausstattung orientiert sich am Vorbild Schönbrunns. Wände und Möbel sind mit Damast und Seide überzogen. Die einzelnen Räume werden heute nach der Farbe ihrer Wandbespannung benannt. Um 2010 wurden die Textilbespannungen originalgetreu neu gewebt, nachdem die Erstausstattung nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt worden bzw. schon lange nicht mehr erhalten war. Wie in Barockschlössern üblich, gab es auch zur Zeit Maria Theresias in der Hofburg ein „Chinesenzimmer“. Reste der damaligen Tapeten konnten aufgedeckt und zum Teil erhalten werden. Bemerkenswert ist die Hauskapelle im Südflügel, das Sterbezimmer Kaiser Franz Stephans. Die Altarplastiken aus weißem Alabaster wurden von Antonio Giuseppe Sartori 1766 geschaffen. Die Reliefmalerei stammt von Franz Anton Leitersdorfer. Aus der Zeit Maria Theresias haben sich in der Burg nur Einzelstücke der Möblierung erhalten. Die meisten Möbel stammen aus dem 19. Jahrhundert. Es handelt sich dabei entweder um Biedermeiermöbel des Innsbrucker Tischlermeisters Johann Nepomuk Geyer oder um jene im Stil des Zweiten Rokokos von August La Vigne. Von den Kaiserappartements führt ein Gang zur Kaiserloge in der Empore der benachbarten Hofkirche. Gegenüber der Hofburg liegt der Hofgarten. Er geht auf die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück. Wie bei den meisten größeren Renaissancegärten und –parks wurde aber auch der Hofgarten zuerst in einen Barockgarten umgewandelt und dann um die Mitte des 19. Jahrhunderts als Landschaftspark gestaltet. Die darin befindlichen Bauten des Kunst- und des Musikpavillons wurden zwar mehrfach umgebaut, stammen im Kern aber noch aus der Renaissancezeit.

Ort/Adresse: 6010 Innsbruck, Rennweg 1

Besichtigung: Die Schauräume sind täglich von 09.00 bis 17.00 geöffnet

Homepage: www.hofburg-innsbruck.at


Weitere Literatur:


22.02.2017