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Palais Bellegarde


Das Palais Bellegarde ist heute ein großes Zinshaus mit zwei Innenhöfen und fünf Stiegen. An seiner Stelle befand sich einst ein großer Garten, in dem um 1529 Donau-Schiffe für die Türkenkriege gebaut wurden. Später gehörte der Garten Kaiser Maximilian II, der ihn Graf Nadasdy überließ. 1635 wurde der Garten in vier Teile geteilt und parzelliert. Johann Wilhelm Lueger von Wasserhoven erbaute hier ein Haus, das später an den Apotheker Günther von Sternegg kam. Um 1780 wurde der zweistöckige Trakt an der damaligen Jägerzeile und heutigen Praterstraße von einem unbekannten Baumeister errichtet. Seinen Namen hat das Palais von der gräflichen Familie Bellegarde, die 1846 das Gebäude erwarb. Sie stammt aus Savoyen, wo sie bereits 1263 erstmals urkundlich in Erscheinung trat. Im Lauf der Zeit verbreitete sie sich über halb Europa. Das bekannteste Mitglied des österreichischen Zweiges ist Heinrich Graf Bellegarde, der 1778 in den österreichischen Kriegsdienst eintrat und es bis zum Feldmarschall und Vizekönig von Lombardei-Venetien brachte. Schließlich wurde er Präsident des Hofkriegsrates. Da er aber bereits 1845 starb, war es wohl August Graf Bellegarde, der im folgenden Jahr den dreistöckigen Hoftrakt durch den Baumeister Phillip Brandl nach Plänen des Architekten Amadé Demarteau erbauen ließ. Dadurch entstand eine große Zinshausanlage, die bis zur Großen Mohrengasse reicht. Das Palais wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer schwer beschädigt und nach Kriegsende wieder bewohnbar gemacht. Eine detailgetreue Restaurierung konnte erst 1984 abgeschlossen werden.

Die spätbarocke Fassade des Haupttraktes an der Praterstraße weist zehn Fensterachsen auf. Vor ihr steht ein Denkmal des Wiener Theaterdichters und Schauspielers Johann Nestroy. Über dem rundbogigen profilierten Portal springt ein, von drei geschwungenen Konsolen gestützter Balkon vor, der von einem schönen schmiedeeisernen Gitter begrenzt wird. Das Erdgeschoß wird durch nicht sehr geschmackvolle Geschäftsauslagen und –portale beeinträchtigt. Die hohen französischen Fenster der Beletage sind ebenfalls mit niedrigen Schmiedeeisengitter der gleichen Art ausgestattet, die auf von Konsolen gehaltenen Fensterbänken sitzen. Die beiden Wohngeschosse werden durch die geraden Fensterverdachungen des ersten Stocks und dem sie verbindendem einfachen Gesims getrennt. Lediglich die Balkontüre weist eine segmentbogige Verdachung auf. Die Fenster des zweiten Obergeschosses haben keine Verdachungen, aber einfache Parapete. Die Fassade in der Großen Mohrengasse ist schlicht und entspricht eher der eines Miethauses als der eines Wiener Palais. Einziger Schmuck sind die geraden Fensterverdachungen und das vorkragende Gurtgesims. Auch hier wurde das Sockelgeschoß durch den späteren Einbau von bescheidenen Geschäftslokalen ungünstig verändert.

Ort/Adresse: 1020 Wien, Praterstraße 17

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.01.2017