ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






St. Donat - Stadlhof


Der Name „Stadlhof“ ist fast eine Beleidigung für das prächtige, von einem weitläufigen Park umgebene spätbarocke Schloss an der von Klagenfurt nach St. Veit führenden Straße. Er zeigt aber, dass der Ansitz bäuerliche Wurzeln hat. Allerdings leitet sich sein Name nicht von einem Heustadel ab, sondern von Hans Stadler, einem Besitzer des 16. Jahrhunderts. Damals stand hier ein Wirtschaftshof der zuvor dem Kloster St. Georgen am Längssee und dann der Familie Jabornegg als Lehen gehörte. Nach dem Tod von Hans Stadler verkauften ihn seine Erben 1599 dem Kärntner Erblandhofmeister Siegmund von Keutschach. Als dieser 1607 starb, wurde sein gesamter Besitz, zu dem auch die Schlösser Tanzenberg und Möderndorf gehörten, vom Kärntner Landeshauptmann an Adam zu Ratzenegg und Hallegg verpfändet. Damals wurde der Stadlhof erstmals als solcher genannt. Das Gut gelangte dann in den Besitz des Landschaftssekretärs Johann Weber von und zu Ehrental. Nach dessen Tod verkaufte der Vormund seiner Kinder 1655 den Hof an Erasmus Seyfried Khrüner von Khrünegg. Nun folgte ein rascher Eigentümerwechsel, der bis in das 20. Jahrhundert anhielt. Bedeutendster Besitzer war der Bischof von Gurk, Josef Franz Anton Graf Auersperg, der ab 1772 das heutige Schloss als Privatbesitz errichten ließ, bevor er 1780 als Fürstbischof nach Passau berufen wurde, wo er sechs Jahre später vom Papst zum Kardinal ernannt wurde. Architekt war vermutlich der Salzburger Baumeister Johann-Georg Hagenauer, der für den Grafen Auersperg mehrere Schlösser erbaute. Zu den späteren Schlossbesitzern, die aber allesamt keine Veränderungen am Äußeren vornahmen, zählten neben einer Reihe von Bürgerlichen u. a. Graf Gustav Egger (1846 – 1852), Freiherr Dionys Braigher von Jachelutta (1886 – 1896), Viktor Friedrich Ernst Prinz von Schönburg-Waldenburg (1896 – 1909), Ernst Freiherr von Vivenot (1909 – 1923) und Oswald Freiherr von Dreihann-Holenia (1951 - 1973), danach Elisabeth Fräss-Ehrfeld. In den Jahren 1994/96 erfolgten eine Generalsanierung sowie ein Umbau im Inneren. 2001 übernahm das Land Kärnten den Besitz, verkaufte ihn aber bereits 2009 an den Unternehmer Hermann Fleischhacker aus St. Veit, der die in den 1990er Jahren begonnenen Renovierungsarbeiten mittlerweile vollendete.

Das dreigeschossige Schloss besteht aus einem siebenachsigen Haupttrakt, an den zwei kurze, zurückspringende einachsige Seitenflügeln anschließen. Diese wurden unter Bischof Auersperg dem Vorgängerbau angefügt. Die Hauptfassade ist dem Tal zugewendet. Ihr Erdgeschoß wird vom ersten Obergeschoß durch ein Kordongesims getrennt. Die Erdgeschoßfenster weisen schmiedeeiserne Fensterkörbe auf. Jene im ersten Stock, hinter denen sich die Beletage erstreckt, sind mit dreieckigen und segmentbogigen Verdachungen versehen. Die Fassade wird hier durch acht Pilaster gegliedert, die sich auch im zweiten Obergeschoß fortsetzen. Die dortigen Fenster sind klein und länglich, was darauf hindeutet, dass sich dahinter Neben- oder Lagerräume befanden. Ein dreiachsiger, vierfach geschwungener Giebelaufsatz schließt die Schauseite nach oben ab. Vor dem Portal steht am Rand der Terrasse ein Rundpavillon, der vom Aussehen her wie der Giebel und die Fensterverdachungen an chinesische Pagoden erinnert. Die beiden Seitenflügel entsprechen in ihrem Dekor der Hauptfront. Die Räume sind gut möbliert. Der einfache Deckenstuck stammt meist aus der Bauzeit. Er wird dem Stukkateur Martin Karl Keller zugeschrieben, der auch in Schloss Pöckstein für Bischof Auersperg arbeitete. Die Eingangshalle wurde erst 1909 mit barockisierenden Rankenstukkaturen geschmückt. Die Wände eines Raumes im ersten Stock sind mit tapetenartigen Ölmalereien aus der Zeit um 1775 bedeckt, die verschiedene Stadtansichten u. a. von Klagenfurt zeigen. Neben und hinter dem Schloss haben sich einige gut restaurierte Wirtschaftsbauten erhalten. Dahinter erstreckt sich der Park.

Lage: Kärnten/Bezirk St. Veit – knapp außerhalb der Gemeinde St. Donat

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.12.2016