Pottenbrunn wird bereits im Jahr 977 als Salzburger Besitz urkundlich erwähnt. Um 1268 erfolgte die erste urkundliche Nennung des Alachthofes. Damals wurden die Herren von Alacht mit dem Vorgänger des heutigen Schlosses belehnt. Bald nannten sie sich auch nach Pottenbrunn. Sie dürften die romanische Wasserburg erbaut haben. Die Alachter von Pottenbrunn waren ein bedeutendes Rittergeschlecht. Hans der Alachter war Hofmarschall Herzogs Albrecht IV, sein Sohn Niklas von Pottenbrunn war Untermarschall in Österreich. Da letzterem angeblich viele Gewalttaten im Tullnerfeld zugeschrieben wurden, belagerte 1408 Reinprecht von Wallsee im Auftrag des Herzogs Ernst die Burg – allerdings ohne Erfolg. Der echte Grund für die Belagerung lag aber wohl eher im Streit zwischen Herzog Ernst und seinem Bruder Leopold, der von den Pottenbrunnern unterstützt worden war. Jörg Pottenbrunner war Hofmarschall des Herzogs Albrecht V. Sigmund Pottenbrunner war um die Mitte des 15. Jahrhunderts Mitglied des Mailberger Bundes, bei dem es um die Freigabe des Ladislaus Posthumus aus der Vormundschaft seines Onkels, des späteren Kaisers Friedrich III ging. Nach dem Aussterben der Alachter 1521 gelangte Pottenbrunn durch Heirat mit Appolonia, der Erbtochter der Pottenbrunner, an den Ritter Sebastian Grabner, dem auch die Rosenburg gehörte. Er war ein führender Vertreter des protestantischen Adels in Niederösterreich. Kurz vor 1527 brannte die Burg nieder. Der Wiederaufbau zog sich über viele Jahre hin. Nach Sebastians Tod begann sein Sohn Georg mit dem Ausbau der Vorburg, die zuerst als Befestigungsanlage gedacht war. Den größten Anteil an den umfangreichen Ausbauarbeiten hatte aber sein Enkel, der ebenfalls Sebastian hieß. Er war auch als Bauherr auf der Rosenburg im Waldviertel bekannt. Auf ihn gehen die markanten Außengalerien zurück, die ihr Pendant auf der Rosenburg haben. Aus diesem Grund wird vielfach auch der gleiche Baumeister vermutet. Die Bauarbeiten wurden erst im frühen 17. Jahrhundert beendet. 1618 wurde Pottenbrunn an Hans von Jörger verkauft, da der damalige Besitzer Christoph Grabner als Protestant zur Auswanderung gezwungen worden war.
Da sich auch die Jörger gegen Kaiser Ferdinand II stellten, wurde ihr Besitz konfisziert. Sie erhielten Pottenbrunn aber 1627 wieder zurück. 1703 gelangte die Herrschaft durch Heirat an Hans Karl Kuefstein. Er legte hinter dem Schlossgarten einen Park an und ließ in den Jahren 1714 bis 1717 unweit des Schlosses, möglicherweise von Jakob Prandtauer, ein Lusthaus errichten, das mit Fresken von Daniel Gran geschmückt war. 1782 erwarb Johann Anton Graf Pergen, der 1804 der erste Polizeiminister Österreichs wurde, das Schloss. Er baute vor allem den Park aus, der bis zur Traisen reichte. Ab 1854 setzte ein rascher Besitzwechsel ein. Die nächsten Eigentümer waren Dusy de Lackowa, Karl Pirko und Max Mauthner. 1916 kaufte der mit galizischen Ölquellen zum Millionär gewordene David Fanto das Schloss. 1926 erwarb Ferdinand Graf Trauttmansdorff das Schloss. Danach blieb es bis heute im Besitz seiner Familie. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurden die damaligen Schlossbesitzer Josef und Helene Trauttmansdorff als Mitglieder einer Widerstandsgruppe von SS-Soldaten erschossen. Das Schloss lag im Kampfgebiet und wurde schwer beschädigt. Der Bergfried wies starke Risse auf und hätte unmittelbar nach Kriegsende noch gerettet werden können. Bedingt durch den Tod der Eigentümer und die unsichere politische und wirtschaftliche Lage in der Nachkriegszeit unterblieben aber vorerst alle Renovierungsversuche. Auch das Lusthaus wurde durch Artilleriebeschuss zerstört, wodurch das Deckenfresko, das die vier Jahreszeiten zeigte, verloren ging. Lediglich der unter dem Lusthaus befindliche Felsenkeller blieb erhalten. Bis 1955 war Schloss Pottenbrunn von der russischen Besatzungsmacht besetzt. Im April 1961 stürzte der bereits kriegsbeschädigte Bergfried des Altschlosses ein, wodurch auch dieses schwere Schäden erlitt. Der Turm wurde bis 1968 nach dem Vorbild des Vischer-Stiches von 1672 wieder aufgebaut. Im zweiten und dritten Stock des Altschlosses war von 1970 bis vor wenigen Jahren ein mit 35.000 Figuren bestücktes Zinnfigurenmuseum eingerichtet, das inzwischen leider geschlossen wurde. Es wurde mittlerweile nach Katzelsdorf bei Wiener Neustadt transferiert. Schloss Pottembrunn ist heute vorbildlich gepflegt. Im Neuen Schloss wohnen die Besitzer. Das Altschloss dient einer Privatschule als Wirkungsstätte. In einem Nebengebäude ist eine Firma untergebracht, die sich mit der Projektierung von Windparks beschäftigt und dem Schlossherrn nahesteht.
Pottenbrunn ist ein gepflegtes Wasserschloss, dessen Gräben auch heute noch mit Wasser gefüllt sind. Es liegt inmitten des gleichnamigen Ortes, der seit 1972 ein Stadtteil von St. Pölten ist. Die sog. Schlossinsel ist ein von Wassergräben umgebenes vierseitiges Areal. An seiner Nordostecke liegt die in Renaissanceformen gehaltene „Alte Burg“, die im Kern aber auf das Mittelalter zurückgeht. Die Südostecke der Insel wird von einem zweiflügeligen Wohnschloss eingefasst. Es ist aus der einstigen Vorburg entstanden und hat einen hakenförmigen Grundriss. Mit seinen Außenfronten steht es direkt an einem Wassergraben. Seine beiden Flügel haben unterschiedliche Firsthöhen. Ihre Obergeschosse wurden erst um 1970 miteinander verbunden. Zum Eingang dieses Vorschlosses, das auch Neues Schloss genannt wird, weil es erst um 1600 entstanden ist und bis ins 20. Jahrhundert an ihm gebaut wurde, gelangt man über eine vierbogige Steinbrücke. Sie führt zu einer breiten rundbogigen Einfahrt. Georg Grabner hatte ursprünglich zwei vorspringende Rondelle an der Vorburg anlegen lassen, die die Verteidigung des Schlosses erleichtern sollten. Als in einem zweiten Schritt die Vorburg in ein Herrenhaus umgewandelt wurde, baute man die Rondelle zu achteckigen dreigeschossigen Türmen aus und stockte den heutigen Ostflügel um ein Geschoß auf. Er ist siebenachsig. Sebastian Grabner d. J. ließ nach 1583 einen dreigeschossigen Torturm errichten, der das mit einem Mannloch versehene Haupttor bewachen sollte. Er wurde im frühen 19. Jahrhundert weitgehend abgetragen. Seine Reste wurden 1945 durch Kriegseinwirkungen endgültig zerstört. Heute ist die gewölbte Durchfahrt in den Hof nicht einmal mehr durch ein Tor verschlossen. Der zweigeschossige Eingangstrakt ist mit einer kräftigen Putz-Rustizierung versehen. Von der Durchfahrt führt eine Renaissance-Türe zum Stiegenhaus, in dem ein qualitätvolles Steingeländer den Weg zu den Wohnräumen im Obergeschoß weist. An den Eingangstrakt ist im rechten Winkel der parkseitig neunachsige Südtrakt angebaut, der ebenfalls zweigeschossig ist, aber einen etwas niedrigeren Dachfirst hat. Zu ihm führt hofseitig eine doppelarmige Freitreppe mit Balustrade. Er wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts sowie um 1920 umgebaut, wobei das Dachgeschoß ausgebaut wurde. Der Südtrakt hat hofseitig ein fensterloses Erdgeschoß, während das Obergeschoß siebenachsig ist. Im Westen schließt an der Giebelfront eine Säulenloggia mit Balustrade aus dem frühen 20. Jahrhundert den Südtrakt ab. Die Innenausstattung des Wohnschlosses ist wenig spektakulär. Ein als Wintersalon bezeichneter Raum weist einen Steinkamin aus dem frühen 17. Jahrhundert mit manieristischen Reliefs auf.
Die gegenüberliegende Seite des großen Hofes wird vom isoliert stehenden Altschloss eingenommen. Es ist ein viergeschossiger Renaissancebau aus dem Jahre 1594, der an drei Seiten vom Wasser umgeben ist. Der Zugang erfolgt über eine Holzbrücke. Das Gebäude hat einen etwas verzogenen rechteckigen Grundriss. Im Zuge der Ausbauarbeiten wurde dem alten Bau unter Sebastian Grabner d. J. damals ein neues Geschoß aufgesetzt. Es erhielt unter der Traufe des steilen Doppelwalmdaches eine auf Kragsteinen ruhende umlaufende Arkadengalerie vorgelegt. Sie ist allerdings so schmal, dass sie wohl nur der Repräsentation und nicht der Verteidigung dienen konnte. Der kreuzgratgewölbte Umgang zeigt schlanke toskanische Säulen. Die Fassaden sind mit einer aufgeputzten Quaderung versehen. Die Fenster sind mit Steingewänden und geraden profilierten Verdachungen ausgestattet. An der fünfachsigen Nordfront sind drei vermauerte gotische Fenstergewölbe zu erkennen, von denen eines noch ein Steinkreuz aufweist. Die Südfront ist durch den eingebauten Bergfried auf drei Fensterachsen verkürzt. Hier liegt das Eingangstor, dem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine eingeschossige Vorhalle mit Altane vorgesetzt wurde. Ein Wappenstein mit Inschrift stammt aus dem Jahr 1594. Im Inneren wird das Erdgeschoß der Nordseite zum größten Teil von einer zweischiffigen dreijochigen Pfeilerhalle eingenommen. Ihr Kreuzgratgewölbe stammt aus dem 16. Jahrhundert. Der gotisierende Baudekor mit den floralen Schlusssteinen wurde jedoch vermutlich erst um 1920 angebracht. Damals wurden auch die achteckigen Pfeiler mit Kunststein ummantelt. Ihre Kapitelle zeigen üppige Blattmotive. Zwischen dem Turm und dem Südteil des Alten Schlosses lag ursprünglich ein kleiner Hof, doch wurde dieser um 1600 zu einem Treppenhaus verbaut. Aus Platzmangel ist die Treppe im Erdgeschoß steil und gewendelt. Sie stammt, wie ihre Steinwangen zeigen, aus der frühen Barockzeit. Die dreiläufige Stiege ab dem ersten Obergeschoß ist aber eine moderne Konstruktion von 1966. Bemerkenswert ist das qualitätvolle Schmiedeeisengeländer. Sebastian Eissenbuel schuf 1643 den marmornen Wandbrunnen im Erdgeschoß. In den Wohnräumen des ersten Stocks haben sich zwei Stuckdecken von Christoph Kirschner (um 1720/40) und eine Holzdecke mit Lärchentramen erhalten. Von der alten Einrichtung ist nichts mehr vorhanden.
Die Nordostecke des Alten Schlosses wird von der Dominante des Ensembles, dem siebengeschossigen Bergfried eingenommen. Dieser quadratische Wehrturm ist eigentlich der jüngste Bauteil der Schlossinsel, da er in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts erneuert wurde. Im Kern stammt er aber aus dem 13. Jahrhundert und ist in seinen Fundamenten romanisch. Wie die übrigen Trakte des Altschlosses hat auch der Turm um 1594 in seinem letzten Geschoß eine offene Galerie mit Steinbalustrade erhalten. Sie wird von gedrückten Rundbogen getragen, die auf Konsolen aufsitzen. Der Turm trug spätestens seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts einen barocken Zwiebelhelm. Dieser wurde zwischen 1825 und 1847 durch eine pseudomittelalterliche Wehrplatte mit Zinnenkranz ersetzt. Da dies eine Veränderung im Stil des Historismus war, erhielt er beim Neuaufbau von 1964 wieder seinen ursprünglichen Zwiebelhelm. Natürlich musste zuvor erst die eingestürzte Galerie erneuert werden. Die Fassaden erhielten die gleiche Putzquaderung wie jene der Mauern des Alten Schlosses. Hinter der Schlossinsel erstreckte sich ein ausgedehnter Park, der um 1800 von Graf Johann Anton von Pergen angelegt worden war. Der später nicht mehr gepflegte Englische Garten sollte eine Erweiterung des im frühen 18. Jahrhundert unter Hans Karl Kuefstein entstandenen barocken Parks sein. Er war mit Statuen und mehreren romantischen Bauten (u. a. eine Gloriette, ein Badehaus und eine Eremitage) ausgestattet, von denen aber nur noch der Gotische Tempel, ein achteckiger Pavillon aus der Zeit um 1800, erhalten ist. Verschwunden sind auch die meisten Steinskulpturen. Von einem Garten oder einem Park ist heute nicht mehr viel zu sehen. Die einst kultivierte Anlage ist mittlerweile längst wieder zum Auwald geworden.
Lage: Niederösterreich/St. Pölten – inmitten des in die Landeshauptstadt eingemeindeten gleichnamigen Ortes.
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
12.12.2016