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Baden - Weilburg


Obwohl seit der Zerstörung des Schlosses mittlerweile 71 Jahre vergangen sind, gilt es immer noch als Wahrzeichen der Kurstadt Baden. Es ist zweifellos das am häufigsten gemalte Gebäude des Helenentals. Kein Künstler von Rang mit einem Bezug zu Baden hat es versäumt, das Schloss und seine Besitzer zu malen. Je mehr die Zeit vergeht, desto mehr aufwändige Publikationen erscheinen über die Weilburg, die ja nie eine Burg sondern immer schon ein prächtiges Schloss war. Erzherzog Carl war ein Enkel der Kaiserin Maria Theresia. Als dritter Sohn des Großherzogs der Toskana Leopold bzw. des späteren Kaisers Leopold II wurde er 1771 in Florenz geboren. Sein Bruder war Kaiser Franz II (I). Da Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen in seiner Ehe mit der Erzherzogin Marie Christine, der Lieblingstochter Maria Theresias, keinen Nachfolger hatte, adoptierte er den jungen Erzherzog Carl. Dieser schlug die militärische Laufbahn ein. Er war der erste europäische Feldherr, der Napoleon in einer Schlacht (Aspern) besiegen konnte und dementsprechend berühmt in Österreich und Deutschland. In Frankreich wurde er naturgemäß weniger geschätzt. Als kurzzeitiger Kriegsminister setzte er wichtige Reformen in der österreichischen Armee durch. Zwischen Carl und seinem kaiserlichen Bruder kam es bald zu Meinungsverschiedenheiten, was zum Rückzug des Erzherzogs aus der Politik und der Armee führte. 1815 lernte der 44-jährige Feldherr in Schloss Weilburg an der Lahn die erst 17-jährige Prinzessin Henriette Alexandrine, die Tochter des Fürsten Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg kennen und lieben. Das im heutigen Hessen gelegene Nassau-Weilburg war eines der zahlreichen kleinen Fürstentümer Deutschlands, die schließlich im Deutschen Reich aufgingen. Die Trauung fand noch im September des gleichen Jahres in Weilburg statt. Das kleine Fürstentum war mit diesem Großereignis etwas überfordert. Um die übliche militärische Präsenz darstellen zu können, mussten 200 Reservisten eingezogen werden. Mangels eigener Artillerie war man gezwungen, sich die Geschütze zum Salutschießen von der Marksburg auszuborgen.

Die protestantisch erzogene Henriette durfte ihren Glauben auch in ihrer Ehe mit dem katholischen Erzherzog behalten, was auch im Ehevertrag abgesichert war. Dies war damals durchaus nicht üblich. So gab es im 19.Jahrhundert nur drei Bräute, die in die Habsburgerfamilie einheirateten, die nicht zuvor zum Katholizismus übertraten. Henriette führte in Wien 1816 den ursprünglich protestantischen Weihnachtsbrauch des festlich geschmückten Christbaumes ein, der davor in Österreich unbekannt war. Er wurde umgehend vom österreichischen Kaiserhaus übernommen und setzte sich rasch im Wiener Bürgertum durch. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Erzherzog Carl bereits enttäuscht aus der Politik ins Privatleben zurückgezogen. Sein militärisches Engagement hatte er bereits nach der verloren gegangenen Schlacht bei Wagram 1809 aufgeben müssen. Das Paar verbrachte die Sommermonate gerne in der Kurstadt Baden bei Wien, wo es Henriette sehr gefiel. Erzherzog Carl erwarb, um ihr eine Freude zu machen, 1820 einen Bauplatz am Rande der Stadt vom Freiherrn von Doblhoff und ließ darauf ein großes Sommerschloss im klassizistischen Stil errichten. Er schenkte es seiner Gattin. Die hier stehenden 16 ärmlichen Häuser des Weilers Leiten wurden abgesiedelt und ihre Bewohner entschädigt. Der Erzherzog wollte keine neue Grundherrschaft mit Untertanen gründen, sondern das Schloss lediglich für Sommeraufenthalte und als Stützpunkt für gelegentliche Kuren in den Bädern der Stadt nutzen. Die allgemein als glücklich betrachtete Ehe hielt nur 15 Jahre, da Henriette bereits 1829 an Scharlach verstarb.

Als Baumeister verpflichtete Carl den Architekten Joseph Kornhäusel, der in Baden viele Villen und öffentliche Gebäude schuf und dem Kurort ein vorwiegend klassizistisches Gepräge gab. Er galt auch als bedeutendster Theaterarchitekt seiner Zeit. Nicht nur das alte Badener Stadttheater – der Vorgängerbau des jetzigen – sondern auch das Wiener Theater in der Josefstadt und das Theater in Olmütz zählen zu seinen bekanntesten Werken. Bevor er sich selbstständig machte, war er für den Fürsten Liechtenstein sechs Jahre lang als Baudirektor tätig In dieser Zeit schuf er u. a. den Husarentempel am Kleinen Anninger bei Mödling. Kornhäusel galt schon zu Lebzeiten als Stararchitekt des Biedermeiers bzw. des Klassizismus. Die Weilburg sollte sein Hauptwerk werden. Da das Gelände unterhalb der Ruine Rauheneck stark abschüssig war, mussten umfangreiche Erdaufschüttungen vorgenommen und Substruktionen errichtet werden. Dennoch war der Rohbau bereits im Herbst 1820 fertig. Die Maurerarbeiten hatte der Baumeister Anton Hantl erledigt. Ein von Kornhäusel bei seinen Bauten häufig beschäftigter Künstler war der Bildhauer Josef Klieber, der auch bei der Weilburg wesentliche Teile der klassizistischen Innenausstattung schuf. Dies zog sich noch drei Jahre hin. Im Sommer 1823 war das Gebäude vollendet. Erzherzog Carl war mit seinem Architekten sehr zufrieden. Als Folgeauftrag wurde Kornhäusel mit dem Umbau der Wiener Albertina beauftragt. Erzherzog Carl hatte dem Schloss als Erinnerung an die Heimat seiner Frau den Namen Weilburg gegeben, obwohl weder das Aussehen noch die Lage an ihr väterliches Schloss an der Lahn erinnerte. Als besondere Überraschung hatte er aus der deutschen Weilburg Einrichtungsgegenstände des dortigen Mädchenzimmers seiner Gattin besorgt und sie in ihrem neuen Domizil aufstellen lassen. Um ihr die Zeit nach der Hochzeit leichter zu machen, wurde sogar ein Teil der Dienerschaft von der hessischen Weilburg engagiert und nach Österreich übersiedelt.

Die weithin sichtbare Weilburg war von ihrem Architekten auf ihre Fernwirkung konzipiert. Der langgezogene Sommerpalast lag inmitten eines gepflegten Parks am Eingang zum Helenental. Nach mehreren zusätzlichen Grundkäufen reichte dieser 1834 schließlich vom Ufer der Schwechat bis hinauf zur Ruine Rauheneck. Das monumentale Schloss war 184 m lang und zeigte an seiner Hauptfassade 43 Fensterachsen.. Um diese Länge nicht langweilig wirken zu lassen, waren die Fronten pavillonartig gestaltet. Seine Schauseite war die gegen das Helenental gerichtete Nordfront, die vom mächtigen Mitteltrakt dominiert wurde. Über einem hohen Sockel erhoben sich zwei Geschosse, die durch ein einfaches Gesims getrennt waren. Unter dem flachen Kupferdach verlief ein Fries. Nach oben hin wurde der weit vortretende Hauptbau durch eine schlichte Attika abgeschlossen. Darüber thronte ein großes steinernes Allianzwappen mit dem Löwen von Nassau und dem Adler der Habsburger. Eine zweiarmige Freitreppe führte vom Park zu einer im Erdgeschoß gelegenen Terrasse. Zwischen ihren beiden Armen befand sich in der Mitte des Sockelgeschosses eine Brunnennische mit einem großen steinernen Neptun als Wasserspeier. Sowohl Neptun als auch das Wappen überdauerten die spätere Zerstörung des Schlosses. Dem Zentrum des Mitteltraktes waren acht monumentale ionische Säulen vorgesetzt, die die beiden Geschosse optisch zusammenfassten. Darüber befand sich ein mit steinernen Rosetten verzierter Fries. Die Rundbogenfenster des Hauptgeschosses waren mit Kreismedaillons und antikisierenden Masken verziert. An den Mittelbau schlossen sich an beiden Seiten eingeschossige Flügelbauten an. Vier turmartig erhöhte Eckpavillons begrenzten das Gebäude. Geländebedingt waren sie an der Nordseite dreigeschossig und an der Südfront lediglich zweigeschossig. Der Haupteingang und die Zufahrt lagen bergwärts in der Mitte der Südseite, so dass der Gesamteindruck nicht gestört wurde. Zwei Säulen begrenzten den Portikus der Südfront. Auch im Kleinen wurde beim Bau des Schlosses auf Qualität Wert gelegt. So hatten die Türschnallen die Form von Delphinen. Einige haben den Weg in die Städtischen Sammlungen Baden (Rollettmuseum) gefunden, wo sie die Vernichtung der Weilburg überlebt haben. Erzherzog Carl war durchaus den modernen Entwicklungen aufgeschlossen. Küchen, Bäder und Toiletten verfügten bereits über Fließwasser. Große Sammelbecken auf den Dachböden waren so dimensioniert, dass sie zusätzlich zum Wasser der vorbeifließenden Schwechat zur Bekämpfung von Bränden dienen konnten, was allerdings die Vernichtung des Hauses durch Feuer nicht verhindern konnte. Das Wasser wurde durch eine 2,6 km lange Leitung vom Quellgebiet zum Schloss gebracht.

An beiden Enden des Hauptbaues waren im Halbkreis eingeschossige Stallungen und Remisen angeschlossen. An der Rückseite der hufeisenförmigen Anlage lag ein durch Aufschüttung gewonnener geräumiger Innenhof, der bergseitig unverbaut war. In seiner Mitte befand sich ein Springbrunnen. Die Innenräume wurden durch Josef Kornhäusel im Biedermeierstil gediegen, aber ohne überflüssigen Prunk, ausgestattet. Sie waren zum Teil recht bunt gehalten. Bereits im Vestibül standen Statuen von Josef Klieber. Als Blickfang diente die vor der dreiarmigen Treppe aufgestellte Statuengruppe „Flora und Zephir“. Von den dort befindlichen Laternenträgerinnen sind leider nur noch drei Mädchenköpfe im Badener Rollettmuseum erhalten. Im ersten Stock lagen die Wohnräume. Nahezu die gesamte Möblierung wurde von der Firma Joseph Ulrich Danhauser, dem bedeutendsten Wiener Innenausstatter seiner Zeit, geliefert. Auf zeitgenössischen Gemälden und Fotographien ist die ursprüngliche Ausstattung der wichtigsten Räume zu sehen. Leider wurden die meisten Möbelstücke 1945 hier oder in Mosonmagyarovar, wohin sie Erzherzog Friedrich bringen hatte lassen, zerstört. Einige Einzelstücke findet man noch im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK). Henriette besaß im rechten Flügel eine Wohnung, die aus Empfangs-, Wohn-, Ankleide-, Schlaf- und Badezimmer bestand. Die Anordnung und Ausstattung war die gleiche, wie in ihrem Mädchenappartement im Schloss Weilburg an der Lahn. Im linken Gebäudeflügel lagen das Audienz-, sowie das Arbeitszimmer Erzherzog Carls. An der Nordseite des Erdgeschosses befand sich der Große Salon. Er hatte hohe Rundbogenfenster und mehrere Glastüren, die auf die Terrasse führten. Die Wandflächen waren durch korinthische Pilaster gegliedert und die Lünetten über den Türen waren mit Grisaillemalereien geschmückt, ebenso die für Gemälde vorgesehenen Wandfelder. Die Beleuchtung erfolgte durch zwei große Kristallluster. Das im Empirestil gehaltene Mobiliar war aus Mahagoniholz gearbeitet. Ähnlich war das große Speisezimmer eingerichtet. Im Musikzimmer stand ein Klavier des Wiener Meisters Andreas Stein. Im Westtrakt befand sich das Spielzimmer mit einem riesigen Billardtisch. Eine Wandnische mit einem verschließbaren Hausaltar diente ursprünglich als Kapelle. Während die meisten Räume im zarten Biedermeierstil ausgestattet waren, war der Ecksalon mit seiner mächtigen Sitzgarnitur und den schweren Vorhängen eher wuchtig eingerichtet. Auch die zahlreichen Gästeappartements machten einen wohnlichen Eindruck. In allen Wohnräumen des Schlosses hingen Gemälde, die zum Teil Familienmitglieder darstellten oder aber Veduten im Stil des Biedermeiers zeigten. Für die Bediensteten waren einfachere Wohnungen im zweiten Stock der Eckpavillons vorgesehen. Manche Angestellte lebten in den Nebengebäuden.

In den auf ihre Errichtung folgenden Jahren wurde die Weilburg von der erzherzoglichen Familie während der warmen Jahreszeit als Sommersitz genutzt, während man die Wintermonate im Wiener Palais verbrachte. Erzherzog Carl widmete sich hier als bedeutendster Militärhistoriker Mitteleuropas vorwiegend seinen militärischen Studien. Das Schloss diente als privater Wohnsitz und trotz seiner Größe nicht der Repräsentation. Für die sieben Kinder des Ehepaares gab es jedenfalls genug Platz. Dennoch wurde es in der Biedermeierzeit von vielen Mitgliedern des Hochadels besucht. Es war der kulturelle Mittelpunkt Badens und stand den hier verkehrenden Künstlern offen. So spielten Johann Strauß (Vater) und Josef Lanner im Park. Franz Grillparzer war ein gern gesehener Gast. Praktisch jeder Maler oder Kupferstecher, der in Baden zur Kur weilte, schuf mehrere Werke, die das Schloss als Sujet hatten. Aber auch für die wohlhabende Bevölkerung Wiens wurde die Weilburg zum beliebten Ausflugsziel. Henriettes Mutter, Luise Isabella von Nassau-Weilburg, verbrachte die letzten vier Jahre ihres Lebens bei ihrer Tochter in Wien oder auf Schloss Weilburg. Als sie 1827 starb, wurde sie auf dem Badener Friedhof beigesetzt. Nur zwei Jahre später starb Erzherzogin Henriette im Alter von 32 Jahren an Scharlach. Obwohl sie Protestantin war und sich der Kapuzinerkonvent anfangs dagegen sträubte, wurde sie auf Wunsch von Kaiser Franz in der Wiener Kapuzinergruft, der Begräbnisstätte der Habsburger, beigesetzt. Die Weilburg hatte sie testamentarisch ihrem ältesten Sohn Albrecht vermacht. Da dieser mit seinen zwölf Jahren noch nicht großjährig war, erfolgte ihre Verwaltung weiterhin durch Erzherzog Carl, der auch die Finanzierung der Erhaltung des Schlosses übernahm. Er und seine Familie verbrachten die Sommermonate wie bisher im Schloss. Erst als seine Söhne, die alle die militärische Laufbahn eingeschlagen hatten und seine Tochter Marie Therese, die den verwitweten König Ferdinand von Neapel geheiratet hatte, das Haus verlassen hatten, wurde es stiller im Schloss. Erzherzog Carl starb 1847 an einer Lungenentzündung.

Der als Sieger der Schlacht von Custozza bekannte Feldmarschall Erzherzog Albrecht war durch seine militärische Tätigkeit und die Verwaltung seines riesigen Vermögens stark beschäftigt, verbrachte aber dennoch viele Sommer in seinem Badener Schloss. Zu seinen Gästen zählte Kaiser Franz Josef, aber auch Kronprinz Rudolf sowie die Königin Maria Pia von Portugal und König Georg I von Griechenland. 1856/58 ließ er durch den Baumeister Anton Hefft im Garten der Weilburg eine neugotische Kapelle errichten. Es war ein einschiffiger Bau aus roten und gelben Ziegeln. Das Dach war mit dunkelvioletten Schieferplatten gedeckt. Der dreijochige Innenraum wurde von einem Netzgewölbe überspannt. Für die Ausgestaltung des Inneren wurden die besten Künstler herangezogen, denen man habhaft werden konnte. Die Glasmalereien der Fenster schuf Franz Geyling, die Statuen der vier Evangelisten Anton Fernkorn und den ornamentalen Dekor Franz Schönthaler. Erzherzog Albrecht gehörte zu den ersten Naturschützern seiner Zeit. Als Joseph Schöffel seinen Kampf um die Erhaltung des Wienerwaldes gewonnen hatte, feierte er dies mit einem Dankgottesdienst in der Schlosskapelle. Er ließ im Park der Weilburg 1869 ein verkleinertes Bronzemodell des von Anton Fernkorn gestalteten und 1860 am Wiener Heldenplatz aufgestellten Reiterdenkmals seines Vaters aufstellen. Das Original ist bemerkenswert, da das Pferd im Gegensatz zu fast allen Reiterdenkmälern seiner Zeit lediglich auf den Hinterbeinen steht und dennoch alle Wirrnisse der letzten 156 Jahren problemlos überstanden hat. 1872 kaufte Erzherzog Albrecht den Freiherren von Doblhoff die Burgruine Rauheneck ab und ließ sie renovieren. Wenn Erzherzog Albrecht in der Weilburg wohnte, wurde am Bergfried der Ruine seine Fahne aufgezogen. Nach dem Tod seiner Gattin Hildegarde zog sich Albrecht auf sein neu erbautes Schloss in Arco am Gardasee zurück, wo er 1895 starb. Die Weilburg war schon zuvor hauptsächlich nur mehr für offizielle Anlässe benutzt worden. Erzherzog Albrecht hatte keinen männlichen Erben, da sein einziger Sohn bereits als Kleinkind verstorben war.

Neuer Eigentümer der Weilburg und seiner sonstigen Besitzungen wurde sein Neffe und Adoptivsohn Erzherzog Friedrich, der älteste Sohn seines früh verstorbenen Bruders Karl Ferdinand. Er war Generalfeldmarschall und Oberkommandierender der k. u. k. Truppen im Ersten Weltkrieg, aber auch einer der reichsten Männer Europas. Zu seinem Imperium zählte nicht nur das riesige Mustergut in Ungarisch-Altenburg, sondern u. a. auch 27 Milchgeschäfte in Wien, wo er praktisch ein Monopol auf die Milchlieferungen hatte, sowie mehrere Kohlebergwerke. Die Weilburg war bisher nicht verkauft sondern immer nur vererbt worden. Es war daher leicht nachzuweisen, dass sie Teil des Privateigentums des Erzherzogs war. Als solches fiel sie nicht unter die Habsburgergesetze von 1919 und blieb dem Erzherzog erhalten. Er hatte nur nicht viel davon, da er wie seine Gattin und seine zahlreichen Kinder sowie alle übrigen Mitglieder der weitläufigen Habsburger-Familie, die nicht auf Titel und Thronrechte verzichten wollten, aus Österreich ausgewiesen wurden. Er zog sich auf seine ungarischen Güter um Moson-Magyarovar (Ungarisch-Altenburg) zurück. Die Weilburg war nun unbewohnt, wurde aber weiterhin durch einen Verwalter gepflegt. Zeitweise war sie an den amerikanischen Gesandten in Österreich vermietet. 1927 ließ Friedrich das wertvollste Mobiliar in sein ungarisches Schloss verbringen. 1928 wollte die Gemeinde Wien in der Weilburg ein Heim für kränkliche Kinder einrichten, doch kam es aus politischen Gründen nicht dazu. 1930 fand in den Repräsentationsräumen der Weilburg die große Ausstellung „450 Jahre Baden“ statt, wozu der abwesende Eigentümer seine Zustimmung gegeben hatte. Danach wurde das Schloss nur mehr selten im Familienverband vermietet. Die Idee, das geplante Spielcasino hier einzurichten wurde 1934 wieder verworfen, weil das Gebäude zu weit außerhalb der Stadt liege. Als Erzherzog Friedrich 1936 starb, trat sein Sohn Albrecht, der in der Weilburgkapelle auf den Namen seines Großvaters getauft worden war, das Erbe an. Er kümmerte sich kaum um sein Badener Schloss, das er ohnehin nicht besuchen durfte. Er lebte bis 1945 in Ungarn wo er längere Zeit sogar als Thronprätendent galt, wurde dort enteignet und floh nach Argentinien, wo er 1955 starb.

1940 wurde die Weilburg vom Bundesdenkmalamt unter Denkmalschutz gestellt. Seit 1943 war in ihr deutsches Militär einquartiert. Beim Vormarsch der russischen Truppen nach Baden zog es nach Westen ab. Am 2. April 1945 fing beim Verbrennen wichtiger Dokumente die Einrichtung Feuer. Gelegentlich wird auch Brandstiftung vermutet. Die nachfolgenden Russen verboten ein Löschen der Flammen, so dass das Schloss nahezu drei Wochen lang brannte und eine rußige Ruine übrig blieb. Dennoch gab es noch eine Reihe von unversehrt gebliebenen Räumen, die von den Russen genutzt wurden. So benutzten sie die Kapelle als Heulager. Erzherzog Albrecht hatte noch im Frühjahr 1945 die große Gemälde- und Waffensammlung seines Vaters einmauern lassen, doch wurde das Versteck von einem Gärtnergehilfen verraten. Ca. 30 Lastwagen holten die Kunstgegenstände ab und brachten diese vermutlich nach Russland. Da 15 Jahre lang keine Maßnahmen zur Sicherung der Bausubstanz getroffen wurden, standen 1960 außer dem Säulenvorbau nur mehr einige Mauerreste. Albrecht hatte die Ruine zusammen mit dem ebenfalls niedergebrannten Schloss Halbthurn im Burgenland seinem Schwager Friedrich Heinrich Freiherr Waldbott von Basssenheim vererbt, der damit zweifellos überfordert war. Er verkaufte 1960 die Weilburg-Ruine mit dem dazugehörigen Grund an eine lokale Baufirma. Diese plante an der Stelle des Schlosses riesige Wohntürme zu errichten, doch konnte dieses Vorhaben nicht ausgeführt werden. 1963 erwarb die Austria Kommerz- und Handelsgesellschaft die Liegenschaft. In den nächsten Monaten wurden alle noch stehenden Mauern niedergerissen oder gesprengt, obwohl noch vieles zu retten gewesen wäre. Auch der prächtige Portikus, der das Feuer überstanden hatte und die neugotische Kapelle, die vom Brand überhaupt nicht betroffen war, wurden nicht verschont. In den Jahren danach entstand auf dem ehemaligen Schlossareal ein neues Villenviertel. Das große, zur Weilburg gehörende Waldgebiet wurde von der Stadtgemeinde Baden angekauft.

Die Weilburg in Baden hätte eigentlich in dieser Burgen- und Schlösserdokumentation keine Daseinsberechtigung, da sie völlig zerstört wurde und auch keine Ruinenreste mehr vorhanden sind. Von ihr sind aber viele Baudetails erhalten, da sie von offiziellen Stellen und Souvenirjägern gerettet bzw. entwendet wurden. Sie sind über Niederösterreich und Wien verstreut. Außerdem ist die Weilburg ein hervorragendes Beispiel dafür, was Desinteresse des Eigentümers, Gier interessierter Bauträger und widrige Umstände auch an kulturell wertvollen Bauten anrichten können, wenn diese einmal beschädigt sind und ihre Wiederherstellung beträchtliche Mittel erfordern würde. Von der öffentlichen Hand und dem Österreichischen Denkmalamt war und ist vermutlich auch heute noch keine große Hilfe in solchen Fällen zu erwarten. Auch die Gemeinden sind an Bauplätzen für die steigende Einwohnerzahl oft mehr interessiert als an einem historischen Objekt, aus dem naturgemäß weniger an Steuereinnahmen zu holen ist, als aus 50 Einfamilienhäusern. Zur partiellen Ehrenrettung der den Untergang der Weilburg zu verantwortenden Personen und Organisationen, muss man jedoch sagen, dass Baden von 1945 bis 1955 Hauptquartier der sowjetischen Besatzungsmacht in Österreich war und man es dem Eigentümer, der als Habsburger ja nicht einmal nach Österreich einreisen durfte, nicht verdenken kann, wenn er an der Brandruine kein großes Interesse hatte. Staatliche Stellen hatten in der Nachkriegszeit mit ihrer dringenden Wohnungsnot andere Sorgen als Riesensummen für den Wiederaufbau eines Habsburgerschlosses zur Verfügung zu stellen.

Während das eigentliche Schloss völlig zerstört wurde, haben sich zwei Nebengebäude (Weilburgstraße 40 und 42) erhalten. Es sind zwei in moderne Villen umgewandelte „Kavaliershäuser“, in denen Gästewohnungen und Kanzleien eingerichtet waren. Sie waren ursprünglich durch einen eingeschossigen Verbindungstrakt getrennt, der aber anlässlich der Parzellierung des Weilburgareals abgebrochen wurde. Das größte Objekt, das unweit des einstigen Schlosses noch an die Weilburg erinnert, ist sein monumentales Steinwappen mit dem schlafenden nassauischen Löwen und dem österreichischen Adler. Der Löwe nimmt noch heute im Wappen der deutschen Stadt Weilburg an der Lahn eine beherrschende Stelle ein. Das Denkmal wurde 1823 von Josef Klieber für den Portikus der österreichischen Weilburg geschaffen. Es hat die Vernichtung des Schlosses überlebt, wurde aber bei der Sprengung desselben schwer beschädigt, obwohl es kurz zuvor neuerlich unter Denkmalschutz gestellt worden war. Schließlich wurde es restauriert und am Ende der Weilburgstraße aufgestellt. Der attraktive Neptun-Brunnen von Josef Klieber steht seit langem an der Innenseite der Umfassungsmauer des Doblhoffparks. Sein ursprünglicher Platz war aber eine kleine Grotte unter der Gartentreppe des Schlosses. Das Bronzemodell des Erzherzog Carl Denkmals aus dem Park der Weilburg steht heute im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum. Es wurde bereits 1939 von deutschen Soldaten zerstört, aber dann im Museum wieder restauriert. Das Altarbild der kleinen Schlosskapelle, das die Madonna mit zwei Engeln zeigt, wird im Rollet-Museum in Baden aufbewahrt. Die beiden Glocken der Kapelle wurden ebenfalls geborgen und hängen seit 1947 im Turm der Badener St. Helena Kirche. Einige Spolien befinden sich in Privatbesitz. Die Statuengruppe „Flora und Zephir“ schmückt heute den Treppenaufgang des Kongresshauses. An der Ostseite des ehemaligen Schlosses hat sich sogar ein Stück einer kleinen Bastei erhalten. Ein Löwenkopfrelief befindet sich heute im ersten Hof des Schlosses Ernstbrunn. Überraschenderweise haben auch große Teile des Archives überlebt, da es Erzherzog Friedrich nach Ungarn mitnahm. Die Urkunden und Fotos werden heute vom Ungarischen Staatsarchiv verwahrt.

Ort/Adresse: 2500 Baden bei Wien, Weilburgstraße

Besichtigung: nicht möglich, da restlos zerstört


Weitere Literatur:


22.10.2016