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Grünbühel (Grienpichl)


Als 1138 der Vollfreie Aegilram in das Kloster Admont eintrat, schenkte er seine Höfe zu Puheln und Paltsich dem Stift. Damit war aber sein Bruder Hartnit nicht einverstanden und besetzte die beiden Güter. Erst sein gleichnamiger Sohn einigte sich 1170 mit Admont. Er verzichtete auf Paltsich, behielt aber den Hof zu Puheln. Es war ein reiner Wirtschaftsbetrieb ohne repräsentativen Charakter. Daher gab es in den folgenden zwei Jahrhunderten auch keine urkundlich gesicherten Nachrichten über ihn. Im 14. Jahrhundert gehörte er der Familie Puchler (oder Pichler), die aus ihm einen bescheidenen Edelsitz machte. Im 15. Jahrhundert kam für diesen der Name Gruenpuchl auf. 1443 erhielt Heinrich Puchler das landesfürstliche Lehen über den halben Hof. 1480 bzw. 1503 gingen beide Hälften an die Familie Hofmann über. Diese nannte sich ab 1533 nach Grünbühel, bewohnte das Schloss aber kaum. Sie setzte Verwalter ein, die für einen repräsentativen Ausbau sorgten. Unter den zum evangelischen Glauben übergetretenen Freiherren von Hofmann wurden sowohl Grünbühel als auch die ebenfalls der Familie gehörende, unweit gelegene Burg Strechau zu einem Rückzugsort der von der Gegenreformation bedrängten Protestanten der Obersteiermark. Strechau wurde schließlich zum Hauptsitz der Familie, die einen Großteil ihrer Besitzungen der Türkensteuer „Quart“ verdankte, die vom Klerus verlangt wurde und die viele Klöster zum Verkauf ihrer Liegenschaften zwang. Im Jahr 1600 wurde Grünbühel an den Freiherrn Hans Friedrich von Stainach verpfändet. Im gleichen Jahr richtete ein Brand schwere Schäden an, die das Schloss auf längere Zeit weitgehend unbewohnbar machten.

1626 veräußerte Carl Graf Saurau, nachdem er zuvor alle Pfandscheine aufgekauft hatte, das Gut an Hans Christof von Putterer. Zuvor hatte auch Hans Septimus Jörger, der mit einer Hofmann-Tochter verheiratet war, Ansprüche auf Grünbühel angemeldet, doch musste er 1629 als Protestant das Land verlassen ohne diese durchsetzen zu können. Durch die Besitzstreitigkeiten litt der Bauzustand des Schlosses beträchtlich. 1649 erwarb Johann Georg Welser die Herrschaft. Sie blieb bis 1780 bei der Familie Welserheimb, wie sich seine Nachkommen bald nannten. In dieser Zeit wurde das zuvor bereits desolate Schloss aufwändig ausgebaut. 1694 erhielt es eine Messlizenz, was das Vorhandensein einer Schlosskapelle bezeugt. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ist Grünbühel in bürgerlichem bzw. bäuerlichem Eigentum. Der zum Gut gehörende umfangreiche Waldbesitz war vor allem für die obersteirischen Hammerherren interessant. 1800 wird der Sensenproduzent Max Hillebrand als Schlossherr erwähnt. Auf ihn folgte 1842 der Gewerke Josef Pesendorfer. 1843 ließ der damalige Schlossherr Matthias Schupfer für seine Glaubensbrüder einen protestantischen Betsaal einrichten. Seit dem neuerlichen Schlossbrand von 1866 wird Grünbühel als landwirtschaftliches Gut geführt. Der Betsaal wurde damals aber wiederhergestellt.

Das Schloss steht am Nordrand von Rottenmann im jenseits der Palten liegenden Ortsteil Villmannsdorf auf einer steil ins Paltental abfallenden Hangterrasse. Von den vier Trakten der einst großzügig angelegten Anlage hat sich nur der langgestreckte Südbau erhalten. Die anderen Gebäude sind dem letzten Brand weitgehend zum Opfer gefallen. Sie wurden nicht mehr aufgebaut, so dass aus dem einst stattlichen Adelssitz ein großer, aber nicht sehr gepflegter Bauernhof geworden ist. Die sanierungsbedürftigen Fassaden haben im Lauf der Zeit ihren Verputz weitgehend verloren, wobei die Mauern durch ihr dunkles Steinmaterial den etwas desolaten Eindruck verstärken. Das Schloss war einst von Mauern und Gräben umgeben, die noch teilweise vorhanden sind. Die heutige Anlage hat einen hakenförmigen Grundriss. Die Zufahrt in den großen Innenhof erfolgt ostseitig durch ein breites Rundbogentor in der eineinhalbgeschossigen Hofmauer. Der Südtrakt ist zweieinhalbgeschossig. Wie der Vischet-Stich aus der Zeit um 1680 zeigt, hatte das Schloss zumindest seit dem 17. Jahrhundert keinen markanten Turm. Die zehnachsige Südfront ist jedoch durch zwei gedrungene Ecktürme verstärkt, deren Höhe jene des Daches des dazwischen liegenden Wohnbaues aber nicht überschreiten. Die Gebäudeecken werden im unteren Bereich durch kräftige Quadersteine betont. Ansonsten sind die Fassaden völlig schmucklos. Die einfachen Fenster sind zum Teil mit Ziegelgitter verschlossen, was darauf hindeutet, dass die dahinter liegenden Räume einst als Speicher genutzt wurden. Ähnliches gilt auch für die kleinen quadratischen Fenster im obersten Geschoß. Die meist recht einfach gehaltenen Innenräume werden bewohnt und sind teilweise vermietet. Einige weisen noch Stuckdecken aus dem 17. Jahrhundert auf. Knapp unterhalb des Torbereiches liegen stattliche Wirtschaftsgebäude.

Lage: Steiermark/Paltental/Rottenmann - oberhalb des Ortsteiles Villmannsdorf

Ort/Adresse: 8786 Rottenmann

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


04.10.2016