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Donnersbach - Schloss


Das Donnersbachtal wurde schon früh besiedelt. Es ist ein breites Seitental des Ennstales. Die dort liegenden Gründe gehörten im 11. Jahrhundert zum größten Teil den Eppensteinern, deren Dienstleute vermutlich auch den ersten Wehrbau errichteten. Von der Römerzeit bis in die Neuzeit verband hier ein viel begangener Saumweg über das 1937 m hohe Glattjoch das Ennstal mit Oberwölz bzw. mit dem Murtal. Zu seinem Schutz und Kontrolle wurde vermutlich im 12. Jahrhundert ein kleiner Wehrbau errichtet. Seine ersten bekannten Besitzer waren Ministeriale der steirischen Landesfürsten. Um 1190 wird ein Dietmar de Donrespach als Burggraf urkundlich erwähnt. Auf die Herren von Donnersbach folgten die Herren von Graz. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erwarb Herzog Albrecht II im Tal umfangreichen Grundbesitz, wobei es ihm gelang die meisten Höfe aufzukaufen. Er schenkte sie 1346 der 1330 von ihm gegründeten Kartause Gaming. Gleichzeitig befreite er die Mönche von allen Lehens- und sonstigen Verpflichtungen. Damals erhielt das Kloster vom Herzog auch das Recht, nach Erz zu schürfen und Bergwerke zu errichten, was normalerweise dem Landesfürsten vorbehalten war. Seit 1443 war Donnersbach ein eigenes Landgericht, das damals vom Landgericht Wolkenstein abgetrennt worden war. Gerichtssitz war die Burg Donnersbach, wo auch die Verwaltung des Tales konzentriert war. Als weltliche Verwalter fungierten steirische Kleinadelige wie Friedrich Putterer und Bartlmä Zwickl, der 1525 auf der Flucht vor aufständischen Bauern in Schladming starb. Als Folge der Türkensteuer, die im 16. Jahrhundert die geistlichen Großgrundbesitzer schwer belastete, da sie nicht weniger als ein Viertel des kirchlichen Besitzes ausmachte und daher auch Quart genannt wurde, mussten die Kartäuser 1530 die Herrschaft Donnersbach verkaufen. Die zuvor durchgeführte Veräußerung des Kirchenschatzes hatte nicht das gewünschte Ergebnis gebracht.

Neuer Eigentümer wurde der Hammerherr Achaz Schrott aus Kindberg, der sofort mit der Anlage einer wohnlicheren Residenz begann. Er musste sich jahrelang mit Bergleuten herum schlagen, die widerrechtlich auf seinem Grund nach Gold schürften. Aber auch Schrott errichtete ohne landesfürstliche Genehmigung in Donnersbach eine Salz- und Viehmaut, die er aber bald aufgeben musste. Sein Sohn Johann Adam ließ den bisherigen Wehrbau 1589 endgültig in ein Jagdschloss umbauen. Offenbar war er damit aber finanziell überfordert, da Steuerrückstände zur Pfändung mehrerer Güter führten. 1618 gelangte Donnersbach durch die Heirat von Susanne Schrott mit Hans Wilhelm Freiherr von Saurau in den Besitz dessen Familie. Ihr Sohn Ehrenreich von Saurau war ein recht unangenehmer Zeitgenosse. Schon als Student in Padua verursachte er durch Schläge und Tritte den Tod seines Bruders Hans Adam. Einen Mann, der die Rückzahlung von Schulden verlangte, ließ er sechs Monate lang im Verlies von Groß-Lobming einkerkern, bis er dort schließlich starb. Zum Entsetzen der örtlichen Geistlichkeit und seiner Adelskollegen lebte er mit der Frau seines Verwalters auf Schloss Donnersbach. Von seinen Untertanen wurde er gefürchtet. 1660 folgte ihm sein Sohn Erasem Wilhelm als Schlossherr. Auch Hans Adam Graf Saurau war ein äußerst unbeliebter Gutsherr. Seine Bauern beschwerten sich 1711 bei der Regierung in Graz, dass ihre Söhne mit Gewalt in den Dienst als „Heyducken“ gepresst würden. Wenn ein Vater seinen Sohn verstecke, würde er vom Hof gejagt. Die Beschwerdeführer wurden darauf verhaftet und als Rebellen eingekerkert. Als Hans Adam eine neue Abgabe einführte, die zur Anschaffung des Futters für seine Jagdhunde dienen sollte und die Bauern sich weigerten, hetzte er seine Bedienten auf sie los, die sie zum Teil schwer verletzten.

1714 richtete ein Erdbeben am Schloss schwere Schäden an. Die Eigenwirtschaft der Herrschaft wurde sehr vernachlässigt, so dass Donnersbach bald schwer verschuldet war. Graf Franz Bernhard von Saurau musste daher das Gut innerhalb der Familie an Maria Corbinian Graf Saurau verkaufen. Schließlich wurde es wenige Jahre später vom Gewerken Paul Egger aus Leoben erworben. Die Herrschaft war vor allem wegen seiner ausgedehnten Wälder als Holzlieferant für die Hammerwerke im Ennstal und in der Obersteiermark interessant. 1783 wurde sie an Karl Graf Stainach verkauft, doch befand sie sich bereits 1799 im Eigentum der Innerberger Hauptgewerkschaft, aus der die Alpine Montangesellschaft hervorging. Graf Stainach hatte in den wenigen Jahren seiner Herrschaft gezeigt, dass man mit seinen Untertanen auch freundlicher umgehen konnte als die Grafen Saurau. Als die alte Pfarrkirche baufällig wurde und die kleine Gemeinde sich keinen Neubau leisten konnte, stellte er ihr den Ostflügel seines Schlosses mit der Schlosskapelle zur Verfügung, die vergrößert und als neue Pfarrkirche adaptiert wurde. Auch heute noch dient sie diesem Zweck. Anna Gräfin Lamberg erwarb 1897 Schloss und Herrschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Schloss Donnersbach der Creditanstalt-Bankverein, die hier im größten zusammenhängenden Jagdgebiet Mitteleuropas ihre Großkunden als Jagdgäste bewirtete. 2001 ging es in das Eigentum einer Holdinggesellschaft über. Am derzeitigen Eigentümer, einer anderen Gesellschaft, sind dem Vernehmen nach österreichische sowie deutsche Industrielle und Finanzleute beteiligt.

Das bestens gepflegte Schloss liegt auf einer steil zum gleichnamigen Ort abfallenden Anhöhe. Es besteht aus zwei rechtwinkelig zu einander stehenden Flügeln, die durch einen 1589 errichteten Torbogen mit Galerie verbunden sind. Den größten Teil des talseitig gelegenen dreigeschossigen Haupttraktes nimmt die dem hl. Ägydius geweihte ehemalige Schlosskapelle ein. 1788 wurde sie vergrößert und zur Pfarrkirche erhoben. Sie ist über eine kleine überdachte Treppe vom Hof aus zugänglich. Ihr vierjochiger Innenraum wirkt relativ nüchtern. Von den ehemaligen Befestigungen haben sich Teile des Grabens und der Ringmauer erhalten. Eine Inschrift über dem Tor weist darauf hin, dass 1589 die Umbauarbeiten des Johann Adam Schrott vollendet waren. Ein weiteres Tor liegt im Zwickel zwischen dem Süd- und dem Ostflügel. Es ist jedoch üblicherweise verschlossen. Seine Außenseite ist mit einem großen Wappen geschmückt. Die darüber liegenden gekuppelten und durch eine Mittelsäule geteilten Renaissancefenster sind mit 1589 datiert. Offene Arkaden lockern das Erdgeschoß der Hoffassade des Südflügels auf. Im ersten Stock sind die Bögen heute verglast. Geländebedingt sind die Bauten des Hofes nur zwei- bis dreigeschossig, während sie an der Außenseite bis zu vier Geschoße aufweisen. Ein schmales weißes Gurtgesims zieht sich um die gesamte Anlage und trennt die Geschoßzonen. Eine Reminiszenz an den einstigen Wehrbau ist der an der Nordwestseite des Hauptgebäudes vorspringende polygonale ehemalige Wehrturm, der im unteren Bereich trichterförmige Schießscharten aufweist. Über ihnen sind schmale hochrechteckige Fenster zu sehen. Die Fenster des Hauptgebäudes sind wesentlich größer. Die Lage der Schlosskirche ist an ihren Fenstern zwischen dem zweiten und dritten Obergeschoß zu erkennen. Auf den Sakralbau weist auch der Dachreiter über dem hohen Walmdach mit der barocken Zwiebel hin, der als Glocken- und Uhrturm dient. Er wird von einer vergoldeten Kugel und einem Kreuz gekrönt.

Lage: Steiermark/Ennstal - oberhalb des gleichnamigen Ortes

Besichtigung: da bewohnt ist das Schloss nur von außen zu besichtigen. Der Hof und die Kirche sind aber frei zugänglich


Weitere Literatur:


13.09.2016