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Donnersbach - Herrenhaus


Herren- oder Gewerkenhäuser gelten im Allgemeinen als „Sparversionen“ der alten Adelsschlösser. Diese Meinung ist aber nur bedingt richtig. Viele von ihnen haben zwar eher den Charakter von Villen oder behäbigen Wohnhäusern, doch gibt es auch nicht wenige, die durchaus mit den Land- oder Jagdschlössern des Adels konkurrieren können. Während letztere als Bauherren oft Mitglieder des Hochadels haben oder zumindest soziale Aufsteiger, die nicht nur stolz auf den neu erworbenen Adelstitel sondern auch auf einen standesgemäßen Wohnsitz sein wollten, handelt es sich bei den Erbauern von Herrenhäusern vor allem um im Eisenhandel oder in der Produktion von Rohstoffen reich gewordenen Bürgerliche, die es aber nicht selten schafften wegen ihrer wirtschaftlichen Verdienste sogar in den Hochadel aufgenommen zu werden. Der Bauherr des Herrenhauses in Donnersbach ist ein gutes Beispiel dafür. 1656 hatte der in Vordernberg mit zwei Radwerken und in Leoben als Großhändler von Eisenprodukten zu einem beträchtlichen Vermögen gekommenen Paul Egger dem Grafen Erasmus Wilhelm von Saurau das etwas herabgekommene Schloss Donnersbach abgekauft. Knapp hundert Jahre später bot dieses nicht mehr genügend Wohnkomfort, so dass sich Paul Egger jun. 1756 am Fuß des Schlossberges ein großes Herrenhaus im Stil eines Rokoko-Landschlosses errichten ließ, das leichter zugänglich und wesentlich wohnlicher war. Die Herren Egger gehörten einer Hammerherrendynastie an, die in der Steiermark und in Kärnten zahlreiche Eisenhämmer betrieb. 1785 wurden sie in Kärnten in den Grafenstand erhoben. Damals gehörten sie dort zu den größten Herrschaftsbesitzern. Donnersbach war für sie in erster Linie als Holzlieferant zur Gewinnung von Holzkohle interessant, die sie in großen Mengen zur Eisenproduktion benötigten. Die folgenden Eigentümer der Herrschaft Donnersbach hatten die gleichen Interessen (1783 Karl Graf Stainach, 1799 Innerberger Hauptgewerkschaft dann Alpine Montangesellschaft). Bei den Grafen Lamberg und der Creditanstalt-Bankverein ab 1945 standen wohl bereits die ausgezeichneten Jagdmöglichkeiten im Vordergrund. Seit 2010 gehört das Donnersbacher Herrenhaus einer deutschen Investorengruppe, die es erstklassig restaurieren ließ.

Es ist ein langgestreckter zweigeschossiger Bau mit einer bemerkenswerten siebenachsigen Hauptfassade. Zwei Wohngeschosse ruhen auf einem relativ hohen Sockel, der Quadermauerwerk vortäuscht, aber nur aufgeputzt ist. In ihm befinden sich zwei Zugänge zu den Kellerräumen sowie zwei tief eingeschnittene flachrechteckige Kellerfenster. Eine zweiläufige Freitreppe führt zum wenig spektakulären Eingang im ersten Obergeschoß. Er ist asymmetrisch angelegt. Ein darüber angebrachtes Stuckrelief weist mit der Jahreszahl 1786 auf den Erwerb der Herrschaft durch die Grafen Stainach hin. Die beiden Geschosse sind durch ein schmales weißes Putzband horizontal getrennt. Die Wandflächen zwischen den Fenstern zeigen ungewöhnlich große dunkelgraue Putzfelder. Die Eckquaderung ist lediglich aufgeputzt. Das hohe, heute mit Eternit-Dachziegeln gedeckte Schopfwalmdach wird durch vier kleine Zwerchhäuser belebt. Zum Dachschmuck gehören auch die im Stil der Fassaden verputzten hohen Schornsteine. Am mittleren kann man die Jahreszahl 1756 erkennen. Damals wurden die Bauarbeiten am Herrenhaus beendet. Dieses ist aber nicht das einzige Gebäude, das am einheitlich dekorierten Areal des Schlösschens steht. Zum Anwesen gehören auch ein großes Wirtschaftsgebäude mit Stallungen und Remisen sowie ein Getreidekasten und das bereits 1694 erbaute „Müllerhäusl“.

Lage: Steiermark/Ennstal - unterhalb des Schlosses Donnersbach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


12.09.2016