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Friedstein


Vermutlich existierte an der Stelle des heutigen Schlosses bereits im 12. Jahrhundert ein Edelhof. Es könnte jener Hof gewesen sein, den Agnes die Frodmacherin 1355 dem Valtin von Stainach übergab. Zwischen 1595 und 1613 ließ Hans Friedrich von Stainach an seiner Stelle ein Schloss errichten und mit einer zinnenbewehrten Mauer umgeben. Seine zweite Gattin vertrug das alpine Klima im Ennstal nicht und zog mit ihm in eine Herberge in Steyr. Unglücklicherweise stürzte eines Nachts die Zimmerdecke ein, wobei sie ums Leben kam. Hans Friedrich zog daraufhin wieder nach Friedstein. Seine dritte Frau Sibilla von Herberstein verkaufte nach dem Tod ihres Mannes 1626 die Herrschaft an Karl Graf Saurau, der sie an Johann Jochner verpachtete. Als der Pachtvertrag aufgekündigt wurde, wollte er dies nicht akzeptieren und bedrohte den Grafen und dessen Untertanen. Die Pacht wurde dennoch beendet. 1664 bedrohten die Türken die Saurau’schen Güter in der Oststeiermark, wobei Graf Wolf Rudolf Saurau mit seiner Familie in das Schloss Friedstein seines Bruders Georg Christian flüchtete. 1676 richtete ein angeblich gelegter Brand großen Schaden an. Als es 1686 zu einer Erbteilung kam, fiel die Herrschaft an Max Quidowalt Graf Saurau. Franz Josef Graf Saurau war Minister unter Kaiser Franz I (II). Da er vorwiegend in Wien tätig war, verkaufte er Friedstein 1811 an Martin Leonhard von Linner. Damit war ein rascher Besitzwechsel, der über die folgenden sechzig Jahre anhielt, eröffnet. Zu den damaligen Schlossherren zählten u. a. Johann Ludwig Graf Sprinzenstein (1822), Karl Noe von Nordberg (1841), Friedrich Graf Fünfkirchen (1860), Fürst Adolf Wrede (1872) und Fürstin Maria Hohenlohe-Schillingsfürst (1875). Bei ihrer Familie blieb Friedstein bis in die Gegenwart.

Das sehr gut erhaltene und gepflegte Schloss liegt auf einer steil zum Ennstal abfallenden Terrasse südlich von Liezen. Es ist ein stattlicher dreigeschossiger Renaissancebau, dem an den Ecken der Längsseiten keilförmig vorspringende viereckige Türme vorgesetzt sind. An den Hauptbau schließt ein schöner Arkadenhof an. Er ist mit einer Sonnenuhr geschmückt. Ihm vorgelagert ist ein mit einem prächtigen Schmiedeeisengitter ausgestatteter Torturm. Während das Hauptgebäude mit einem wuchtigen Walmdach gedeckt ist, trägt der Torturm einen soliden Dachreiter mit einer Uhr. Das Gewölbe der großen Mittelhalle ist mit einfachem Stuck geschmückt. Nach dem Brand von 1676 musste vor allem die Kapelle im südwestlichen Eckturm restauriert werden. Das Innere des Gebäudes erhielt bis 1816 eine neue Ausstattung. Bemerkenswert sind vor allem eine bemalte Holzdecke im ehemaligen Speisezimmer sowie mehrere Holz- und Kassettendecken. Ein bunter Ofen im südöstlichen Ecksaal zeigt allegorische Darstellungen von Jagd, Geometrie, Musik und Astrologie. In der Kapelle steht ein Altar aus dem Jahr 1689. Das Schloss war einst durch Wehrmauern geschützt, doch wurden diese später abgebrochen und an ihrer Stelle ein Garten angelegt. Im Süden erkennt man noch die Lage von zwei ehemaligen Bastionen.

Lage: Steiermark/Ennstal - ca. 10 km südwestlich von Liezen

Ort/Adresse: 8950 Stainach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.08.2016