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Mitterberg


Gumpold und Marquard von Mitterberg, die 1208 in einer Urkunde genannt werden, sind die ersten bekannten Herren der damals noch bescheidenen Burg. Sie besaßen ihren Sitz als freies Eigen, doch musste die Familie ihn bald dem Landesfürsten überlassen und als landesfürstliches Lehen wieder entgegennehmen. 1240 scheint Otto als letzter Mitterberger urkundlich auf. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hatte Ulrich von Capellen etliche Besitzungen zwischen Perg und Pergkirchen inne. Herzog Albrecht I belehnte 1292 Konrad von Capellen mit dem Haus Mitterberg. Unter seinen Nachfolgern wurde die Burg gewaltig ausgebaut. Jans von Capellen fertigte in ihr mehrere Urkunden aus, so dass man annehmen kann dass ihm der Wehrbau zumindest zeitweilig als Residenz gedient hatte. 1351 ließ er im inneren Burghof eine Kapelle errichten, die der Muttergottes geweiht war. 1358 erhielt er die Genehmigung einen eigenen Burgkaplan einsetzen zu dürfen. Zur großen Herrschaft gehörte auch das ausgedehnte Landgericht Machland. Als die Capellen 1406 ausstarben, ging Mitterberg an die mit ihnen verwandten Wallseer. Diese erhielten fünf Jahre später das landesfürstliche Lehen, doch wurde ihnen dieses auf Einspruch einer Tochter des letzten Capellers bald wieder aberkannt. Sie hatte Hartneid V von Liechtenstein geheiratet und sah sich im Erbweg übergangen. Mitterberg ging daraufhin an die Liechtenstein, die es den größten Teil des 15. Jahrhunderts hindurch besaßen. In dieser Zeit fanden weitere Ausbauten statt. 1471 scheint jedoch Christoph von Zelking als Lehensinhaber auf. 1491 wurde das Landgericht Machland durch das neu geschaffene Gericht Windhaag verkleinert. 1493 erwarben die Brüder Siegmund und Heinrich Prüschenk Mitterberg und vereinigten es mit ihrer Herrschaft Greinburg, wobei sie dort ihren Wohnsitz nahmen. In Mitterberg setzten sie Pfleger ein. Schließlich wurde Mitterberg aufgegeben und der Verfall setzte ein. Die Bewohner der Umgebung benützten die Ruine als willkommenen Steinbruch und ihre soliden Quadersteine fanden eine Wiederverwendung beim Bau der Schlösser Pragthal und Windhaag.

Wer heute die Burg Mitterberg sucht, findet lediglich neben einer Forststraße eine Tafel mit einem Stich aus dem Jahr 1673 von Matthäus Merian, der eine ausgedehnte Ruine mit zum Teil noch gut erhaltenen Kanonentürmen zeigt. Die daneben angebrachte Informationstafel enthält jedoch eher Zweifelhaftes. Tatsächlich lag hier einst die größte Burg des Mühlviertels bzw. die – nach Schaunberg - zweitgrößte Oberösterreichs. Sie nahm fast die gesamte Oberfläche eines heute mit Wald und Unterholz bedeckten Hügels ein. Ihre Südmauer war an den Ecken durch gewaltige Rundtürme verstärkt. Die im Norden gelegene Vorburg war ebenfalls durch einen Erdwall geschützt. Heute muss man schon sehr genau schauen, um noch Reste der einstigen Festung zu entdecken. Am besten erhalten sind noch die zahlreichen Erdwälle, die sie einst umgaben und die Anlage in drei Abschnitte teilten. Versteckt im wild wuchernden Unterholz erkennt man noch kleine Mauerreste der einstigen Rundtürme, der Ringmauer und des einst mächtigen Hauptturmes. Von ihm steht noch das Fragment eines Stumpfes, der aber kaum auffällt, da er von Erdmassen und Gestrüpp fast völlig verdeckt ist. Zwei ehemalige Kellereingänge sind längst verschüttet. Gezielte Freilegungen könnten die einstigen Wehranlagen wohl wieder sichtbarer machen, doch interessieren sich dafür weder Fremdenverkehrsvereine noch kulturelle Einrichtungen der unweit gelegenen Bezirkshauptstadt Perg. Bei den österreichischen Denkmalschutzbehörden dürfte Mitterberg ebenfalls in Vergessenheit geraten sein.

Lage: ca. 3 km östlich von Perg

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


29.07.2016