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Goldegg (Pongau)


Die seit ca. 1180 urkundlich genannten Herren von Goldegg waren eines der großen Ministerialengeschlechter Salzburgs. Ihnen gehörte unter anderem als Lehen der bayerischen Herzöge bis 1327 das ganze Gasteinertal. Außerdem besaßen sie Taxenbach, Wagrain und Eschenau. Sie waren vermutlich Nachkommen der im 12. Jahrhundert mehrfach erwähnten Herren von Pongau. Ihre ursprüngliche Burg befand sich im nahen Altenhof, etwa einen Kilometer westlich des heutigen Schlosses. Sie sicherte die vom Pongau in den Pinzgau führende Straße, die im Mittelalter über die Hochterrasse von Goldegg verlief. Sie wurde erst unter Fürsterzbischof Matthäus Lang in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in das Salzachtal verlegt. Wulfing I von Goldegg schlug sich im Streit um den deutschen Königsthron zwischen Ludwig von Wittelsbach und Friedrich dem Schönen von Österreich auf die Seite des Bayern, während Erzbischof Friedrich III von Salzburg den Österreicher unterstützte. Nach der Schlacht von Mühldorf 1322, in der die Bayern siegten, ließ der Erzbischof sämtliche Burgen der Goldegger in seinem Machtbereich schleifen. Im nächsten Jahr musste er aber Wulfing die Erlaubnis erteilen, ein neues Schloss am heutigen Ort zu bauen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch der Ort und die Kirche hierher übersiedelt. Im Jahr 1400 starb Haug von Goldegg als letzter seiner Familie. Sein Grabstein befindet sich in der Erzabtei St. Peter in Salzburg. Haug hatte zwei Jahre vor seinem Tod den Großteil seines Besitzes an den Erzbischof Gregor Schenk von Osterwitz verkauft. Für seine Tochter Dorothea blieb aber immer noch genug. Sie erbte das Schloss Goldegg, die Hofmark Wagrain und einige Waldgebiete bei Rauris. Ihr Sohn Wolfgang von Freundsberg war 1438 ihr Alleinerbe. Er starb 1449 ohne Nachkommen, was den Erzbischof Friedrich IV von Salzburg veranlasste, Goldegg als erledigtes Lehen zu betrachten und das Schloss durch Truppen des Friedrich Truchsess von Emmerberg besetzen zu lassen.

Wolfgangs Tiroler Verwandte befürchteten zu Recht ihre Ansprüche gegen den Erzbischof nicht durchsetzen zu können und traten sie an die Brüder Gradner, Günstlinge des Herzogs Siegmund von Tirol, ab. Diese wurden 1450 vom Erzbischof Friedrich mit den Besitzungen der Goldegger belehnt, wobei sich der Kirchenfürst das Vorkaufsrecht vorbehielt. Als die Gradner 1455 in Tirol in Ungnade fielen und ihre Positionen verloren, nutzte Ulrich von Freundsberg die Gunst der Stunde und eroberte Goldegg zurück. Es half ihm aber nicht viel. Erzbischof Siegmund von Volkensdorf konnte sich noch im gleichen Jahr endgültig durchsetzen Nach einer militärischen Demonstration der Stärke übernahm das Salzburger Erzbistum Goldegg endgültig. In einem Gerichtsverfahren gegen den Erzbischof wurden alle anderen Ansprüche abgewiesen bzw. anderweitig entschädigt. Ulrich von Freundsberg verkaufte schließlich alle seine Besitzungen in Salzburg und Tirol und zog nach Mindelheim in Bayern, wo sein Sohn Georg, der später in den Bauernkriegen als Landsknechtführer bekannt werden sollte, geboren wurde. Als Erzbischof Burkhard von Weißpriach die Forderungen der Bauern von Goldegg, die auf ihrer bisherigen Steuerfreiheit bestanden, ignorierte, kam es zur Revolte gegen den Landesherrn. Die Bauern belagerten die Burg eine Woche lang, mussten dann aber einem erzbischöflichen Entsatzheer weichen. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen und der Bruder des Erzbischofs, Balthasar von Weißpriach, als Pfleger von Goldegg eingesetzt. 1481 verkaufte Erzbischof Bernhard von Rohr, der sich ständig in Geldnöten befand, die Burg seinem Pfleger von Radstadt, Wilhelm Graf, der mittlerweile das Prädikat „von Schernberg“ erworben hatte und seinem Kreditgeber, dem Gasteiner Gewerken Conrad Strochner. Da sich der Erzbischof das Wiederkaufrecht hatte einräumen lassen, nahm er sie zwei Jahre später wieder zurück. Danach dürften umfangreiche Umbauarbeiten vorgenommen worden sein. Unter anderem wurden die Fenster vergrößert und die Wehreinrichtungen modernisiert.

Chunrat Graf war 1403 dem Igelbund beigetreten, einem Bündnis des Salzburger Adels, das die Rechte der Adeligen gegen den Salzburger Erzbischof sichern sollte. Seine Nachfahren erwiesen sich aber als treue Vasallen des Erzbistums. Christoph Graf von Schernberg, der mit einer Verwandten des Erzbischofs Leonhard von Keutschach verheiratet war, hatte sich im Bauernkrieg von 1526 ausgezeichnet und konnte die Einnahme der bischofstreuen Stadt Radstadt durch die Aufständischen verhindern. Als Dank dafür wurde ihm das Pfleg- und Urbaramt Goldegg verliehen, worauf er umgehend die Burg zu seiner heutigen Form ausbaute. Er ließ die beiden Türme durch einen neuen Flügel verbinden, der bequemere Wohnräume enthielt. Dadurch entstand ein geschlossener Innenhof. Der alte Palas diente nur mehr zur Repräsentation. Auf Christoph Graf geht auch die Errichtung des prächtigen Rittersaales zurück. Als besondere Vergünstigung erhielt er 1530 das Recht, seine Urkunden und Briefe mit Rotwachs zu siegeln. Außerdem war damit auch eine Wappenverbesserung verbunden. Unter Christoph Graf erlebte Schloss Goldegg seinen gesellschaftlichen Höhepunkt. Seine strategische Bedeutung hatte es aber durch die Verlegung der wichtigen überregionalen Straße längst eingebüßt. Goldegg diente nach dem Umbau der alten Burg in ein repräsentatives Schloss der Familie Graf nicht nur als Amts- sondern auch als ständiger Wohnsitz. Auf Grund seiner hohen Schulden musste Christoph d. J. Graf von Schernberg das Lehen aber verkaufen. Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau zog die Herrschaft 1612 ein und setzte als Pfleger Dietrich Freiherr von Kuen-Belasy auf Lebenszeit ein. Die vorhandenen Geschütze wurden auf die Festung Hohenwerfen gebracht. Die erzbischöflichen Pfleger verwalteten vom Schloss aus sowohl das Landgericht St. Veit als auch die Hofmark Goldegg. Bereits unter Kuen-Belasy setzte der Niedergang des Schlosses ein. Nach der Säkularisation Salzburgs diente es ab 1821 als k. k. Rentamtsgebäude und Gerichtshaus. Durch den Einbau von Gefängniszellen konnte es auch zur Aufnahme von Deliquenten verwendet werden.

1838 fanden neuerlich größere Umbauten statt, die mit der Errichtung einer neuen Pflegerwohnung im Zusammenhang standen. Dabei wurde das Dach angehoben und ein neues Stiegenhaus eingebaut. Dennoch war der Bau – vor allem der Palas – 1854 bereits in einem ruinösen Zustand. Das historische Interieur blieb aber erhalten, da das Schloss nicht bewohnt und daher auch nicht historistisch umgebaut wurde. 1859 kaufte Graf Max O’Donell, der vor allem durch seine Beteiligung an der Verhinderung eines Attentates auf Kaiser Franz Joseph bekannt geworden war, das Schloss und gab ihm durch eine gründliche Restaurierung endgültig sein heutiges Aussehen. Es wurde jedoch weiterhin nicht bewohnt und bereits 1874 an Hubert Graf von Galen verkauft. Er und seine Gattin waren als Katholiken infolge der in Preußen herrschenden „Los von Rom“ Bewegung aus Westfalen nach Salzburg gezogen. Nach 1938 wurde das Gebäude als Ferienlager für Mädchen benützt. 1959 verkaufte Margarete Gräfin von Galen den Bau an die Erzdiözese Salzburg, die hier bereits ab 1949 ein Jugendheim und Exerzitienhaus eingerichtet hatte. Seit 1973 ist das Schloss im Besitz der Gemeinde Goldegg. Nach einer grundlegenden Sanierung wurde es ab 1978 zu einem bedeutenden Kultur- und Bildungszentrum des Pongaus. Es beherbergt heute u. a. die Malakademie Schloss Goldegg und seit 1975 im Süd- und Westtrakt das Pongauer Heimatmuseum. 1981 fand hier die Salzburger Landesausstellung „Reformation-Emigration“ statt, die die Restaurierungsarbeiten wesentlich beschleunigt hat. Seit damals ist das Schloss wieder öffentlich zugänglich.

Das vierflügelige Schloss liegt auf einer Terrasse oberhalb des Nordufers eines Moorsees nordöstlich der Pfarrkirche von Goldegg. Es stammt im Kern aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, wurde aber im 16. Jahrhundert erneuert und vergrößert. An der Ostseite führt eine steinerne Brücke zu einem Tor mit rundbogigem Portal. Es ist durch den Zwinger vom ebenfalls rundbogigen abgeschrägten Haupttor getrennt. Die Einfahrt weist zwei grätige Kreuzgewölbejoche auf. Dahinter liegt der kleine rechteckige Hof. Er stammt aus der Gründungszeit der Burg. Seine Westseite zeigt im Erdgeschoß gemauerte korbbogige Arkaden. In den übrigen Geschossen und Fronten sind bereits moderne Fenster eingesetzt. An der Nordseite ist in die Mauer des Palas ein spätrömisches Porträtrelief eingelassen, das ein Ehepaar in Lorbeerrahmung zeigt. In der Mitte des Hofes steht ein Brunnen mit einer rotmarmornen Säule aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die äußeren Ecken des Schlosses sind durch vier ungleiche Türme verstärkt, die oben einen Holzkranz mit Schlüsselscharten und niedere Dächer tragen. Der dreigeschossige Palas sowie die beiden südlichen Ecktürme gehen noch auf die Herren von Goldegg zurück. Der nordwestliche und der nordöstliche Turm weisen je an einer Ecke Maschikuli auf. Sie stammen vom Umbau, den Wilhelm Graf um 1500 durchführte. Damals wurde auch dem Palas statt seines Zinnenkranzes ein spätgotischer Dachstuhl mit einem umlaufenden hölzernen Wehrgang und zwei kleinen, auf Holzbalken ruhenden Ecktürmchen aufgesetzt. Die Fenster an den Außenseiten sind durchwegs erneuert, nur an der Südseite haben sich schmale Öffnungen mit Kielbogen erhalten. Dort gibt es auch einen von Konsolen gestützten Erker. An den Ecken der östlichen Zwingermauer ist im Norden ein achteckiger, in den niedrigeren Geschossen zu einem rechteckigen Gebäude verlängerter Turm, an der Südecke ein runder Turm angebaut. Der Südseite ist außerdem ein zweiter, etwas tiefer gelegener Zwinger mit einem Rundturm im Westen vorgelagert. Hier ist ein barocker liegender Löwe aus gelbem Sandstein eingemauert. Es handelt sich dabei, wie beim Porträtrelief im Hof, um eine Kopie. Die Originale befinden sich im Salzburger Museum Carolino-Augusteum.

Der Palas beherbergt die beiden größten Sehenswürdigkeiten des Schlosses: im ersten Stock die originalen Holzeinbauten aus dem 14. Jahrhundert sowie im zweiten Stock den großen Wappensaal. Im Erdgeschoß lagen lediglich untergeordnete Wirtschaftsräume. Das Innere des ersten Obergeschosses bestand aus einer durchgehenden hohen Halle. Sie wurde später unterteilt. Ein mächtiger Unterzug ruht auf zwei Holzsäulen. Der vertäfelte Raum im ersten Stock war zweihundert Jahre lang das einzige heizbare Zimmer im Gebäude. Erst um 1500 wurden neben ihm zwei weitere Zimmer vertäfelt, die dann ebenfalls heizbar waren. Die Holzdecke des Raumes wurde vom Plafond um ca. 1,5 m abgesenkt, wodurch er rascher erwärmt werden konnte. Die Renaissance-Wandvertäfelung ist mit halbrunden Säulchen, die Deckenbalken mit Rundsäulen verziert. In beiden Fällen werden sie von Kapitellen abgeschlossen. Die gesamte Holzkonstruktion ist ohne einen einzigen Nagel zusammengesetzt. Im Lauf der letzten 600 Jahre ist die gesamte hölzerne Innenausstattung, die der gotischen Steinarchitektur nachempfunden ist, stark nachgedunkelt. In der Südwand des Palas führt eine schmale, geradläufige Treppe in das zweite Obergeschoß. Der kunsthistorisch bedeutendste Raum des Schlosses ist der hier liegende „Rittersaal“ (29 x 13 m). Er wurde 1536 unter Christoph Graf als repräsentativer Festsaal im Stil der Renaissance errichtet. Der Saal ist durch eine durch Halbsäulen gegliederte und mit bemalten Holztafeln verkleidete Holzwand in zwei „Sattelkammern“ geteilt. Die Zirbenholzdecke trägt in 107 quadratischen Feldern insgesamt 137 Wappen. Es sind Temperamalereien auf Holztafeln. Die 60 Wappen des eigentlichen Plafonds zeigen jeweils vier Vertreter der Stände des Heiligen Römischen Reiches. Die letzten vier Felder in der Mitte der Decke werden durch ein Band mit der Inschrift „Den Sal hat Herr Christof Graf machen und malen lassn anno 1536“ zusammengefasst. Innerhalb des Bandes ist das Wappen Schernberg-Goldegg zu sehen. In den Hohlkehlen sind neben den Wappen der acht Suffraganbistümer Salzburgs (Regensburg, Freising, Passau, Brixen, Gurk, Chiemsee, Seckau, Lavant) und zweier großer Klöster (Admont und St. Peter) jene der 24 Mitglieder des Domkapitels und der 38 Angehörigen des Salzburger landständischen Adels vertreten.

Die Wände sind im oberen Teil mit künstlerisch bedeutenden Fresken bedeckt, während die untere Hälfte vertäfelt ist. So stellen z. B. die Fresken der Ostwand eine Huldigung der Familie Graf von Schernberg an den Kaiser und das Haus Habsburg dar. Die Fensternischen tragen Tafeln mit den jeweils drei guten Heiden, Christen, Christinnen, Juden und Jüdinnen. Besonders schön ausgestaltet sind die Umrahmungen der beiden Türen, die in die Nebenräume führen. Im Türsturz ist jeweils die Jahreszahl 1536 zu erkennen, einmal in arabischen und einmal in römischen Ziffern. Die Holzschnitte, die als Vorlagen für die bildlichen Darstellungen des Raumes dienten, schuf Hans Burgkmair zwischen 1515 und 1519. Der Maler der Fresken sowie der Deckenfelder ist jedoch unbekannt. Die Fenster des Saales bestanden ursprünglich aus Butzenscheiben mit farbigen Wappenmalereien, doch wurden diese im 18. Jahrhundert unter Fürsterzbischof Sigismund II von Schrattenbach entfernt, um die Lichtverhältnisse zu verbessern. Als 1854 wegen der Verlegung des Gerichtes abzusehen war, dass an keine Dachsanierung gedacht wurde, stellte der Gründer des Salzburger Museums Carolino-Augusteum, Vinzenz Maria Süss, den Antrag, die bedrohte Innenausstattung des Rittersaales abzulösen und dem Salzburger Museum zu überlassen. 1856 schenkte Kaiser Franz Josef die Vertäfelungen dem Museum Carolino-Augusteum. Sie wurden zwar abgenommen und verpackt, aber wegen Raumnot im Museum nie dorthin gebracht. Hubert Graf von Galen verwendete einen Teil der Wanddekoration zur Ausschmückung eines Raumes im Südostturm. Die Platten blieben jedenfalls erhalten und konnten bei der endgültigen Restaurierung, die 1980 abgeschlossen wurde, wieder angebracht werden.

Lage: Salzburg/Pongau – ca. 2 km westlich von Schwarzach

Ort/Adresse: 5622 Goldegg, Pongau

Besichtigung: Vom 15. Juni bis 15. September Mo, Di, Do, Fr, Sa von 10 – 12 und von 15 – 17, So 15 – 17. Im Winterhalbjahr (16. September bis 14. Juni) finden Führungen lediglich an Donnerstagen um 14.00 statt. Der Hof ist ganzjährig zugänglich.

Homepage: www.schlossgoldegg.at


Weitere Literatur:


22.07.2016