ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Stickelberg


Die Errichtung der Burg Stickelberg dürfte im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts erfolgt sein. Sie wird im Testament des Marschalls Berthold von Treun um 1259 als „castrum Steckilberc“ erstmals erwähnt. Er stammte aus dem Gebiet um Pettau im heutigen Slowenien. Im Jahr zuvor hatte er an einem missglückten Aufstand des untersteirischen Landadels gegen die ungarische Statthalterschaft teilgenommen und sich danach nach Österreich absetzen müssen. Stickelberg vermachte er dem damaligen österreichischen Landesfürsten und böhmischen König Ottokar II Premysl, wodurch die Burg landesfürstlich wurde. 1305 werden in einer Urkunde Heinrich und Ludwig von Stickelberg als Zeugen genannt. Das bedeutendste Familienmitglied der Stickelberger war der 1397 als Kämmerer des Herzogs Ernst erwähnte Leutold. Da er sich aber wenig um seinen Familiensitz kümmern konnte, setzte er einen Burggrafen als Verwalter ein. Anderseits wurde ihm selbst wegen seiner Verdienste als Burggraf von Mödling die Blutgerichtsbarkeit für Stickelberg zugesprochen. In den Auseinandersetzungen zwischen Friedrich III und Matthias Corvinus spielte die kleine Burg keine Rolle. Sie hatte schon damals vorwiegend verwaltungsmäßige Aufgaben. 1497 wurde sie durch Georg von Stickelberg an die Brüder Andreas und Ulrich von Weißpriach verkauft. Unter ihrer Herrschaft wurden die Befestigungen der Burg verstärkt. Obwohl die Herrschaft nach wie vor ein landesfürstliches Lehen war, verkauften sie die Freiherren von Weißpriach 1558 widerrechtlich an Ulrich von Neidegg. Sowohl Kaiser Ferdinand I als auch Maximilian II legalisierten schließlich das Lehensverhältnis, wohl auf Grund von hohen Darlehen, die sie von Johann von Weißpriach erhalten hatten. Stickelberg blieb bis 1607 im Besitz der Familie Neidegg, die es damals an Ehrenreich Wurmbrand veräußerte. Er brachte es damals in einen Fideikommiß ein. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war Stickelberg noch in das Kreidfeuersystem des Landes einbezogen, hatte aber keine militärische Bedeutung mehr. Als Fluchtburg für die von den Türken bedrängte Bevölkerung war die Burg wegen ihrer Kleinräumigkeit nur bedingt geeignet. Im 17. Jahrhundert war die Anlage zumindest noch zeitweise bewohnt. Wann der rasche Verfall der Burg einsetzte ist unklar. Der Vischer-Stich von 1672 zeigte sie jedenfalls noch als unbeschädigte kleine Turmburg, während sie um 1811 bereits ruinös war. 1705 fand eine Erbteilung statt, wobei Stickelberg an Johann Wilhelm Wurmbrand kam. 1749 konnte er den gesamten Wurmbrandschen Familienbesitz wieder in seiner Hand vereinigen. Die mit der Herrschaft Steyersberg verbundene Burgruine Stickelberg blieb bis heute bei der Familie Wurmbrand-Stuppach. Im 20. Jahrhundert adaptierte man das sog. Jägerhaus wieder für Wohnzwecke.

Die Ruine liegt knapp unterhalb der kleinen gleichnamigen Ortschaft. Sie ist zu 75 % von einem Wall/Graben-System umgeben, das aus zwei Gräben und einem dazwischen liegenden breiten Wall bestand. Es hatte ursprünglich die Aufgabe, die neu aufgekommene Artillerie auf Distanz zu halten. Heute dient es einem ähnlichen Zweck. Streng bewacht vom Eigentümer verwehrt der Wall Burgenfreunden und Touristen einen Blick oder ein Foto in Richtung der Kernburg. Lediglich der Steilabbruch an der Ostseite benötigte nur eine Sicherung durch eine einfache Mauer. Die äußere Ringmauer wird im Norden durch fünf kleine, fünfeckige Bastionstürme verstärkt, die nur wenig höher als die verbindende Mauern sind und wegen ihrer geringen Mauerstärke wohl nur zur Verteidigung mit Handfeuerwaffen eingerichtet waren. Eine kleine Poterne war für Ausfälle und Versorgungszwecke vorgesehen. Die Zufahrt erfolgt über eine von Mauerpfeilern gestützte Holzbrücke zu einem rundbogigen Tor und einem Mannloch in der äußeren Ringmauer. Beide Zugangsmöglichkeiten waren durch Zugbrücken geschützt. Nach dem Passieren der Torhalle gelangt man in einen breiten Zwinger, der der inneren Ringmauer der ovalen Kernburg vorgelagert ist. Diese sehr gut erhaltene Mauer stammt vermutlich noch aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. An ihre Innenseite wurden bis in das 16. Jahrhundert hinein dreigeschossige Wohngebäude angebaut, was den ohnehin bescheidenen Hof noch kleiner machte aber anderseits die zahlreichen Fensterausbrüche in der Ringmauer erklärt. Diese Einbauten sind heute weitgehend zerstört. Zeitgleich mit der Ringmauer wurde im Osten des Hofes der Palas errichtet. Sein gemauertes Portal und zwei Schartenfenster sind noch erkenntlich. Der vor ihm gelegene Turm wurde erst im 16. Jahrhundert errichtet. Für einen Bergfried war er offenbar zu schwach dimensioniert, so dass es sich wohl um einen Treppenturm handelte. Er ist heute restlos verschwunden. Wie Balkenreste zeigen, war dem Bering im zweiten Stock ein Wehrgang vorgelagert. Im 16. oder 17. Jahrhundert wurde die Mauer an ihrer Ost- und Westseite durch breite Stützpfeiler verstärkt, die bis in das zweite Obergeschoß reichen.

Lage: Niederösterreich/Bucklige Welt - ca. 8 km südlich von Bromberg

Besichtigung: nicht möglich

Sonstiges: Da der derzeitige Liegenschaftsbesitzer ein Betreten des Ruinengeländes nicht gestattet, kann die obige Burgbeschreibung, die sich auf ältere Angaben stützt, nicht verifiziert werden.


Weitere Literatur:


27.06.2016