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Waldenfels


Obwohl das Schloss in einer sehr waldreichen Gegend liegt, dürfte sein Name damit nichts zu tun haben. Man vermutet einen Burgherrn namens Walto, der hier seine Feste hatte. Der Überlieferung nach soll die erste Burg um 1290 von den Brüdern Heinrich und Eberhard von Wallsee erbaut worden sein. Urkundlich erwähnt wird sie allerdings relativ spät, nämlich 1380 im Lehenbuch Herzogs Albrecht III mit der Nennung von Purckhart der Waltpurger. Zehn Jahre später kaufte der Herzog die Herrschaft. 1396 kam sie als Pfandbesitz an die Starhemberger, denen 1461 Hans von Plankenstein und danach Reinbrecht von Polheim als Pfandinhaber folgten. Während der Grenzwirren des Jahres 1474 wurde Waldenfels von böhmischen Truppen unter Leo von Rosenthal-Strpensky und dem geächteten Freistädter Patrizier Zinispan belagert. 1584 verkaufte Kaiser Rudolf II dem letzten Pfandinhaber, Joachim Stangl, die Burg. Dieser und seine Nachkommen ließen im wesentlichen die heutige Anlage errichten. Während der Zeit der Türkengefahr war sie für die umliegende Bevölkerung als Zufluchtsort bestimmt. Die Stangls blieben bis 1636 im Besitz von Waldenfels, als der ehemalige Pfleger von Kremsmünster, der kaiserliche Mautner und spätere Vizedom von Oberösterreich, Konstantin Grundemann von Falkenberg, die Herrschaft kaufte. Sein Sohn brachte 1662 Waldenfels und Egeregg in einen Fideikommiß ein. Die Grundemann, die bereits um 1500 aus Brandenburg nach Oberösterreich gekommen waren, wurden 1696 in den Freiherren- und 1716 in den Grafenstand erhoben. Die Familie ist auch heute noch im Besitz des Schlosses. 1945 hausten vorübergehend 700 russische Soldaten im Gebäude. Die daraus resultierenden Schäden wurden in den folgenden zwölf Jahren beseitigt. Ernst Grundemann Graf Falkenberg wurde noch vor dem Kriegsende Bürgermeister von Reichenthal und blieb es dann 22 Jahre. 1949 zog er in den Bundesrat und 1962 in den Nationalrat ein. Daneben war er für 13 Jahre Präsident des Oberösterreichischen und 17 Jahre lang Präsident des Österreichischen Gemeindebundes. Seine Tochter Elisabeth ist derzeit Vizepräsidentin des Österreichischen Burgenvereins. Sein Enkel Dominik Grundemann ist seit 2001 Eigentümner des Schlosses.

Waldenfels ist eine, an einem flachen Abhang gelegene, unregelmäßige Anlage, bei der heute der Schlosscharakter gegenüber der einstigen Wehrhaftigkeit, wie sie noch der Vischer-Stich von 1672 zeigt, deutlich überwiegt. Die jetzigen Bauten gehen größtenteils auf die zweite Hälfte des 16. und die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. Es handelt sich dabei um die ausgebaute ehemalige Vorburg. Die Eingangsfront ist wie auch die meisten übrigen Bauten zweigeschossig. Das Portal mit Einfahrt und Fußgängerpforte stammt aus der Mitte des 16. Jh. Über der letzteren ist das Wappen der Grafen Grundemann angebracht. Im Vorhaus sieht man jenes von Konstantin Grundemann. Der große viereckige Hauptturm dürfte noch vor 1450 errichtet worden sein. Seinen Helm erhielt er allerdings erst in der Barockzeit. Der älteste Teil der Anlage, die mittelalterliche Hochburg, lag auf dem hohen, glatt gemeißelten Granitfelsen, dessen Rand von einer Ziermauer mit Schwalbenschwanzzinnen abgeschlossen wird. Er ist nur durch den angebauten Treppenturm zugänglich. Der Altbau ist jedoch gänzlich abgekommen. Der Nordtrakt mit seinen Rundtürmen stammt in seiner heutigen Form erst aus dem 17. Jh. Er wurde innen an den Bering angebaut. Der Innenhof ist von zweigeschossigen Arkaden aus dem 16. Jh. umgeben. Um ihn herum sind die Wohn- und Repräsentationsräume angeordnet. Ein hübscher Barockbrunnen (datiert 1702) belebt den Hofraum. Unter dem einstigen Zwinger liegt der ebenfalls von Arkaden begrenzte und heute gartenmäßig gestaltete „Turnierhof“ aus dem 17. Jh. Der Gartensaal ist als Grotte mit künstlichen Tropfsteinen gestaltet. Ein Wandbrunnen ist mit einer weiblichen Aktfigur geschmückt. Von den gepflegten Innenräumen ist besonders die Bibliothek zu nennen.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 10 km nordwestlich von Freistadt am Rande der Marktgemeinde Reichenthal

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.01.2003