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Wien - Kaiserebersdorf


Das bis dahin ländliche Kaiserebersdorf gehört seit 1892 zum 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering. Die Gegend um den Ort wurde 1162 erstmals urkundlich erwähnt. Damals schenkte Kaiser Friedrich I Barbarossa dem Konrad de Prato ein Eigengut, das im Augebiet zwischen der Donau und Schwechat lag. Ein bereits existierender Wehrbau wird aber nicht erwähnt. Ob Konrad de Prato die erste Burg errichten ließ, ist nicht bekannt. Erst die Herren von Himberg, die den Wehrbau gegen Ende des 12. oder ab dem Beginn des 13. Jahrhunderts besaßen, kommen als Bauherren in Frage. Ihr Stammsitz war Himberg, doch mussten sie diesen im Tauschweg Herzog Friedrich II dem Streitbaren überlassen. Konrad von Himberg dürfte 1243 das unter anderem eingetauschte Ebersdorf zu seinem ständigen Wohnsitz gemacht haben, wo sich schon zuvor ein, von seinen Vorfahren errichtetes „vestes Haus“ befunden haben dürfte. 1252 nannte er sich erstmals Konrad von Himberg-Ebersdorf. Er wurde Stammvater eines angesehenen und einflussreichen Ministerialengeschlechts, das als die Herren von Ebersdorf bekannt ist Die erste gesicherte Erwähnung der Burg stammt aus Konrads Testament von 1269, in dem er den Wehrbau seinen Söhnen Markward, Reinprecht und Chalhoch vererbte. Frühere Nennungen können nicht lokalisiert werden, da es damals verschiedene Orte namens Ebersdorf gab. 1298 erwarben die Ebersdorfer, die mittlerweile zu den mächtigsten Adelsfamilien des Landes zählten, das erbliche Amt des obersten Kämmerer des Reiches. Sie ließen ihre Burg mehrfach ausbauen, was durch zwei Erbteilungen erforderlich wurde. So lebten hier 1349 die Brüder Rudolf I und Reinprecht II. Es gab damals ein „äußeres“ und ein „inneres Haus“. Beide waren von Gräben umgeben. 1399 werden zwei Kapellen erwähnt. 1401 wird von einer neuerlichen Besitzteilung, diesmal zwischen den Brüdern Hans und Albrecht berichtet. 1485 wurde Ebersdorf von den Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus kurz belagert und dann eingenommen. 1499 entschädigte Kaiser Maximilian I, Veit II von Ebersdorf für die Übernahme seiner Burg mit der Herrschaft Ernstbrunn im Weinviertel und von Mauer im heutigen 23. Wiener Gemeindebezirk. Neben strategischen Überlegungen war Ebersdorf vor allem als Jagdgebiet interessant. Sein Name weist ja bis heute auf einen hohen Wildschweinbestand hin. Der letzte Ebersdorfer war Siegmund II, der 1556 ohne Nachkommen starb.

Die Herrschaft Ebersdorf wurde dem kaiserlichen Kammergut angeschlossen und gelangte dadurch in den Privatbesitz der Habsburger. Maximilian I ließ anschließend die Burg zu einem Jagd- und Lustschloss umbauen und übergab es seinem Hofjägermeister zur Verwaltung. Es diente ihm und seinen Nachfolger in erster Linie als Jagdstützpunkt. Auch Ferdinand I sorgte sich um seine Instandhaltung und den Ausbau. Allerdings erlitt das Schloss im Zuge der ersten Türkenbelagerung Wiens durch Sultan Soliman 1529 beträchtliche Schäden. Danach musste es erst wieder bewohnbar gemacht werden. In den folgenden zehn Jahren wurde es zur Verteidigung mit Hakenbüchsen und kleinen Kanonen ausgestattet. Man entschloss sich jedoch bald zu einem weitgehenden Renaissance-Neubau, dessen Grundsteinlegung im Jahr 1551 erfolgte. Die Bauarbeiten dauerten bis 1565. Sie wurden von den aus Norditalien stammenden Brüdern Lorenz und Pietro Ferrabosco geleitet. Außerdem waren hier die Baumeister Hans Tscherte, und Hermes Schallautzer sowie der Steinmetz Benedikt Kölbl tätig. Aus Geldmangel wurden die Arbeiten mehrfach unterbrochen. Dem Hauptgebäude wurde ein zusätzliches Geschoß aufgesetzt und die Seitenflügel wurden errichtet. Es entstand der Uhrtrakt, das Hauptgebäude des Schlosses. Das ihm aufgesetzte Türmchen mit der Uhr wurde später namensgebend. Im Südteil des Uhrtraktes hat sich die Durchfahrt mit ihrem Tonnengewölbe und den netzförmigen Graten erhalten. Der innere Wassergraben wurde aufgegeben, wodurch man zusätzliches Baumaterial gewann. Da immer wieder Unterspülungen der Umfassungsmauer durch die sumpfige Lage und den hohen Grundwasserspiegel auftraten, setzte man vor diese eine dichte Palisadenreihe und legte noch zusätzlich eine Mauer davor. Außerdem legte man im frühen 16. Jahrhundert einen zusätzlichen Abwasserkanal an. Ein allerdings nicht sehr gut erhaltenes Fresko im Palazzo Vecchio in Florenz zeigt Schloss Ebersdorf noch vor diesen Umbauten. Danach wurde es zeitweise verpfändet. Seine glanzvollste Zeit erlebte das Schloss unter Maximilian II.

Von zeitgenössischen Besuchern wurden die großen Säle und die schön eingerichteten Gemächer gelobt. Eine Freitreppe führte vom Garten in den mit Jagdtrophäen und Gemälden geschmückten Festsaal. Der Kaiser, der eine besondere Vorliebe für moderne Gartenkunst hatte, legte in Ebersdorf um 1562 einen prächtigen Garten an, in dem damals seltene Pflanzen, wie Tulpen, Levkojen, Flieder und Rosskastanien wuchsen. Zitronen-, Orangen-, Granatäpfel- und Feigenbäume trotzten mehr oder weniger dem für sie eher unwirtlichen Klima. Dies dürfte den hier als Beute für die jeweils im Herbst abgehaltenen großen Jagden gehaltenen Wölfen schon eher gut getan haben. Der berühmte Botaniker Charles de l’Echuse (Clusius) beschreibt in seinen Schriften ausführlich die „Naturwunder“ in den kaiserlichen Gärten zu Ebersdorf. Maximilian II ließ um 1550 die erste kaiserliche Menagerie in Ebersdorf einrichten. Sie entstand aus dem Wolfsgarten. Das erste exotische Tier war ein indischer Elefant, den der spätere Kaiser 1552 in Spanien als Hochzeitsgeschenk erhalten hatte. Er war der erste Elefant, der österreichischen Boden betreten hatte und wurde von der Bevölkerung entsprechend bestaunt. Später kamen noch Löwen, Tiger, Kamele und Bären hinzu. Kaiser Rudolf II bevorzugte in Simmering sein neues Prunkschloss, das Neugebäude und ließ um 1607 die Menagerie dorthin verlegen. Als der böhmische Rebellenführer Graf Heinrich Matthias von Thurn 1619 gegen Wien zog, diente ihm das Ebersdorfer Schloss als Hauptquartier für seine Aktionen gegen Kaiser Ferdinand II, musste aber bald wieder abziehen, als Nachrichten eintrafen, dass sich kaiserliche Truppen im Marsch auf Prag befanden. Im 17. Jahrhundert wurde Ebersdorf als „Brautschloss“ bekannt. Bei Vermählungen der Habsburger verbrachten die künftigen Kaiserinnern als Infantinnen ihre letzte Nacht vor den Feierlichkeiten in Wien häufig im Schloss Ebersdorf. Darunter befanden sich Maria Anna von Spanien (1631), die Gemahlin Kaiser Ferdinands III, Margarita von Spanien (1666) die Braut Kaiser Leopolds I sowie Amalie Wilhelmine von Braunschweig-Lüneburg (1699), die den späteren Kaiser Joseph I heiratete. Am Vischer-Stich von 1672 ist bereits der dreigeschossige rechteckige Zöglingstrakt dargestellt. Ein schmaler Verbindungstrakt bindet ihn an den Uhrtrakt an. Er trennte den großen Hof von den dahinter liegenden Gärten. Trotz der laufenden Verbesserung der Wohnqualität verschlechterte sich der Bauzustand des Schlosses. Grund zur Besorgnis gab auch die relativ schwache Besatzung von 30 Soldaten und das Fehlen wirksamer Geschütze. Dies rächte sich 1683 während der zweiten Türkenbelagerung Wiens, als das Schloss neuerlich in Brand gesetzt wurde.

Der barocke Wiederaufbau erfolgte bereits in den Jahren 1687 bis 1689 nach Plänen von Ludovico Burnacini unter Kaiser Leopold I. Giovanni Pietro Tencalla war für die einheitliche Fassadengestaltung verantwortlich. Der Kaiser verlegte alljährlich im Herbst seine Residenz nach Ebersdorf, wo in den Auwäldern der Donau die großen Hofjagden stattfanden. Wenn man den Vischer-Stich von 1672 mit jenem von Salomon Kleiner aus dem Jahr 1725 vergleicht, sieht man, dass in den dazwischen liegenden 53 Jahren recht eifrig gebaut worden war. Der Grund für den damaligen Bauboom waren die schweren Schäden, die das Schloss während der zweiten Türkenbelagerung Wiens erlitten hatte. Beim Wiederaufbau beschränkte man sich nicht auf das Nötigste, sondern investierte große Summen in die Vergrößerung und Verschönerung des Schlosses. An der Ostseite des großen Hofes entstand der schmale Kanzleitrakt, der übrigens wie der Zöglingstrakt seinen Namen erst im 20. Jahrhundert erhielt. Im Süden wurden die bestehenden Gebäude zu einer einheitlichen zweigeschossigen Eingangsfront zusammengefasst. In ihrer Mitte liegt das rundbogige Hauptportal. Es wird von gebänderten toskanischen Rustikasäulen gerahmt. Um auf den Auftraggeber hinzuweisen, schmückte man den gesprengten Giebel des Portals mit dem Doppeladler, dem Goldenen Vlies und den Initialen L I (Für Kaiser Leopold I). 1688 wurde die zwischen dem Kanzlei- und dem Uhrtrakt erbaute zweigeschossige Schlosskapelle geweiht. Bemerkenswert ist ihr reichverziertes barockes Tonnengewölbe, wenn auch die für Deckengemälde vorgesehenen Felder heute leer sind. Das Altarbild stammt von Karl von Reselfeld. Ins Auge fiel auch die zweiläufige barocke Freitreppe, die vom ersten Stock des Uhrtraktes in den Schlosshof führte. Sie ist leider nicht mehr erhalten. Da die Türkengefahr für Wien nun endgültig gebannt war, legte man auf einen weiteren Ausbau der Verteidigungsanlagen keinen Wert. Lediglich die bereits desolate Umfassungsmauer wurde teilweise erneuert. Eine dem ehemaligen äußeren Graben vorgelegte neue Mauer sollte die immer wiederkehrenden Überschwemmungen verhindern.

Trotz der großzügigen Umbauten verloren die Habsburger bald das Interesse an Ebersdorf. Schon Kaiser Joseph I und Kaiser Karl VI sollen sich hier kein einziges Mal aufgehalten haben. Kaiserin Maria Theresia, die Schönbrunn bzw. Laxenburg bevorzugte und die Hofjagden ins Marchfeld verlegte, gab Schloss Ebersdorf als Residenz endgültig auf. Sie übergab das Gebäude 1745 dem um die Armen Wiens hochverdienten späteren Weihbischof Dr. Anton von Marxer. Dieser richtete darin ein Armen- und Waisenhaus ein, womit der Abstieg des Schlosses besiegelt war. Es folgte die Verwendung als Arbeitshaus für Bettler und Vagabunden. Ein bei Umbauarbeiten im Bereich des Uhrtraktes aufgefundener kleiner Friedhof dürfte aus dieser Zeit stammen. Auch die danach eingerichtete Erziehungsanstalt für Waisen und dann für Offizierstöchter konnte den Verfall nicht stoppen. Kaiser Josef II degradierte das Schloss 1773 zur Artilleriekaserne, die es bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb. In den Feldzügen von 1792/93 und 1803 wurde ein Teil der Gebäude als Lazarett für Kriegsgefangene bestimmt. Merkwürdigerweise wurde das Schloss, solange es von den Habsburgern als Jagdstützpunkt genutzt wurde, schlicht als Ebersdorf bezeichnet. Der Name Kaiserebersdorf kam erst jetzt auf, nachdem es als kaiserliche Residenz aufgegeben worden war. Später wurde ein Teil der Bauten sogar als Salpeterfabrik benützt. Von 1883 bis 1918 stand es als Monturdepot in Verwendung. Ab 1921 war Kaiserebersdorf der Schrecken aller schlimmen Wiener Buben, denen mit einer Einweisung in die verrufene Besserungsanstalt, die hier untergebracht war, gedroht wurde. Von 1940 bis 1945 war es ein nicht weniger berüchtigtes Jugendgefängnis. Nachdem die einstige kaiserliche Residenz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder als Bundesanstalt für Erziehungsberechtigte diente, führte die brutale Behandlung durch das Wachpersonal 1952 zu einer Revolte der Zöglinge. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erhielt das Schloss seine letzte Bestimmung als Strafvollzugsanstalt für Männer. Die seit 200 Jahren andauernde wesensfremde Verwendung führte dazu, dass das Innere der Gebäude immer wieder ohne Rücksicht auf die Bausubstanz verändert wurde, während das Äußere völlig verkam. Die letzte architektonische bzw. bauhistorische Greueltat erfolgte ab 1994 durch die Errichtung eines fünfgeschossigen Hochsicherheitstraktes, der die gesamte Nord- und einen Teil der Westseite des historischen Schlossareals wie eine Festung umgibt. Es bot sich aber dadurch der Wiener Stadtarchäologie die Möglichkeit zu bauhistorischen Untersuchungen. Die Grabungen, die wegen der Verwendung als Strafanstalt keineswegs umfassend erfolgen konnten, wurden 2001 abgeschlossen. Sie beschränkten sich vorwiegend auf den Bauplatz des neuen Gefängnistraktes, brachten aber wichtige Erkenntnisse über die mittelalterliche Vorgängerburg der heutigen Anlage. Um den Betrieb der Justizanstalt nicht zu stören, mussten die Ausgrabungen aber schließlich wieder zugeschüttet werden. Zwischen 1997 und 2001 erfolgte die längst überfällige Sanierung der historischen Gebäude.

Schloss Kaiserebersdorf wurde in seiner fast 800-jährigen Geschichte immer wieder umgebaut und vergrößert. Es ist eine weitläufige, drei Höfe umfassende barockisierte Renaissanceanlage. Das von Mauern und Zäunen eingefasste Areal, in dem die historischen Bauten liegen, hat einen rechteckigen Grundriss. Auch der große Schlosshof ist nahezu rechteckig. Ältester Teil ist der vierflügelige und viergeschossige Nord- oder Uhrtrakt. Die gesamte Westseite wird von einem weit vorspringenden rechteckigen Vierflügelbau, dem Zöglingstrakt, eingenommen. Der schmale Osttrakt ist der jüngste Bau der Schlossanlage. Er wird auch Kanzleitrakt genannt. Allerdings bestimmen heute nicht mehr die Schlossbauten sondern hohe Gefängnismauern ihr Aussehen. Es ist daher kein Wunder, dass nicht sehr viele Wiener von einem Schloss in Kaiserebersdorf wissen. Umsomehr als sein Inneres praktisch unzugänglich ist. Lediglich das von Tencalla entworfene Hauptportal und der barocke Stuckdekor der Kapelle von 1688 lassen noch erahnen, was an Bausubstanz und Originalausstattung verloren ging. Entlang der Kaiserebersdorferstraße liegt der zweigeschossige Südflügel von 1685 mit einem Rundbogenportal. Er stößt an die Schmalseite des viergeschossigen Osttraktes. Der entsprechende, gleich hohe Bau im Westen ist von der Straße zurückgesetzt. Die Fassadengestaltung, wie die aufgeputzten Eckquader, Geschoßbänder und Flächenmusterungen stammt aus der Zeit nach 1683. Im Inneren haben sich lediglich einige Renaissancedecken und einzelne architektonische Details erhalten.

Aus der Gründungszeit der Burg konnte bei den jüngsten Grabungen nur eine Mauerecke aufgedeckt werden. Wesentlich mehr konnte aber über die Burg des späteren 13. Jahrhunderts in Erfahrung gebracht werden. Es handelte sich dabei um ein „Festes Haus“ mit einer Fläche von ca. 35 x 35 m, dessen Grundmauern im heutigen Uhrtrakt stecken. Sein Untergeschoß wurde durch schmale Scharten belichtet und belüftet, die später vermauert wurden. Die freigelegte Mauer hat eine Stärke von bis zu 1,80 Meter. Die gefundenen Eckquader sind bis zu 110 cm lang. Sie dürften aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen und als Spolien hier wieder verwendet worden sein. Im Ostteil des Uhrtraktes hat sich eine Wendeltreppe aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhalten. In unmittelbarer Nähe des Uhrtraktes verlief ein innerer Wassergraben, dessen Böschungen zum Teil mit wiederverwendeten Buckelquader verkleidet waren. Über eine Poterne und eine anschließende hölzerne Brücke konnte man die Burg unabhängig vom Haupteingang verlassen oder betreten. An den inneren Wassergraben schloss ein geräumiger Zwinger, in dem ein später als Abfallschacht verwendeter Brunnen aufgedeckt wurde. Wie die aufgefundenen Fundamentreste zeigen, standen hier – vermutlich hölzerne - Wirtschaftsbauten, die sich an eine Umfassungsmauer aus dem 14. Jahrhundert lehnten. Um diese in dem wenig stabilen Gelände vor einem Abrutschen zu sichern, wurde sie an der Innenseite in regelmäßigen Abständen durch Strebepfeiler verstärkt. Einige quadratische Mauertürme dienten der Verteidigung. Die Befestigungsreste dürften aus dem späten Mittelalter stammen und gemeinsam mit der sumpfigen Lage einen weitgehenden Schutz vor Überfällen und kleineren Angriffen geboten haben. An die Umfassungsmauer schloss ein weiterer Wassergraben. Beide Gräben wurden durch einen Arm der Schwechat gespeist. Bei den archäologischen Grabungen fand man nur wenig Material aus dem Spätmittelalter, meist einfache Gebrauchskeramik, aber kaum hochwertigere Artefakte, die auf die hohe gesellschaftliche Stellung der Burgeigentümer hinweisen würden. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich nicht nur die Architektur sondern auch das verwendete Baumaterial immer wieder geändert. Die ältesten Kalksteinblöcke, wie die Eckquader des Uhrtraktes stammen aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Am häufigsten wurde aber der Quarzsandstein aus den Steinbrüchen in Dornbach und Kaisersteinbruch herangezogen. Er wurde in großen Mengen für den Renaissanceneubau von 1550 bis 1566 benötigt. Die relativ kleinen gotischen Ziegel kamen zuvor zur Anwendung und wurden dann von den etwas größeren Renaissanceziegel abgelöst. Zur Reduzierung der Baukosten wurden sie teilweise in einem an der Baustelle errichteten Ziegelofen gebrannt. Im 17. Jahrhundert bevorzugte man bis zu 33 cm lange Ziegel, wie sie auch im Festungsbau üblich waren. Im 19. Jahrhundert wurde das meiste Ziegelmaterial von der Wienerberger Baustoffindustrie bezogen, die durch die Errichtung der Ringstraße und den dadurch ausgelösten Bauboom bald die österreichische Ziegelproduktion dominierte.

Ort/Adresse: 1110 Wien, Kaiserebersdorferstraße 297

Besichtigung: Für Nichtinsassen nur von außen möglich


Weitere Literatur:


25.05.2016