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Mautnerschlössl


In Wien ist der Name Mautner ein Synonym für Bier und Senf. Die Braudynastie wurde von Adolf Ignaz Mautner gegründet, der 1840 aus Böhmen nach Wien kam und im dritten Wiener Gemeindebezirk die Brauerei St. Marx pachtete und 1857 kaufte. 1872 wurde er in den Ritterstand erhoben. Er und seine Nachkommen erhielten das Prädikat „von Markhof“. Die Familie Mautner-Markhof war für ihre sozialen Leistungen bekannt. So stiftete noch Adolf Ignaz Mautner das Mautner-Markhofsche Kinderspital im 3. Wiener Gemeindebezirk sowie etliche Waisen- und Altersheime in ganz Österreich. Diese Tradition wurde auch von den nächsten Mautner-Generationen gepflegt. So wurden bis weit in das 20. Jahrhundert hinein zu Weihnachten die Kinder der Brauerei-Arbeiter reich beschenkt und bei dieser Gelegenheit neu eingekleidet. Der Sohn des Brauereiherrn Georg Heinrich Mautner, Ritter von Markhof begann 1892 auf einem großen Areal an der Pragerstraße mit dem Bau der Brauerei zum St. Georg, die 1908 bereits 220.000 hl Bier erzeugte. Schon seit 1864 wurde hier Spiritus und Presshefe erzeugt. 1872 folgte eine Malzfabrik. Als Wohnsitz diente der Familie Mautner-Markhof vorerst ein Herrenhaus, das mitten im Fabriksgebiet lag. Die damit verbundene Lärm- und Geruchsbelästigung führte jedoch dazu, dass noch Georg Heinrich Mautner Ritter von Markhof in den Jahren 1900/01für seinen Sohn Georg Anton an der gegenüber liegenden Seite der Pragerstraße das sog. Mautnerschlössl als Familiensitz erbauen ließ. Es ist ein hübscher kleiner Bau am Rande des ehemaligen Floridsdorfer Industrieviertels. Um 1910 ließ Georg Anton Mautner, Ritter von Markhof, das Schlösschen, das wenige Jahre zuvor im sezessionistischen Stil errichtet worden war durch den Architekten Friedrich Dietz von Weidenberg neobarock verändern. Bei dieser Gelegenheit wurde das bisherige Flachdach des Hauptgebäudes durch ein Giebeldach ersetzt. 1925 errichtete der gleiche Architekt den Seitenflügel, der dem Hauptbau angepasst wurde. Georg Antons Witwe lebte hier bis 1944. Als die ersten Bomben auf Floridsdorf fielen, verlegte sie gerade rechtzeitig ihren Wohnsitz nach Gaaden. Ende 1944 wurde das Bauwerk durch Fliegerbomben beschädigt. Dennoch diente es ab 1947 der Bezirksvorstehung als Ausweichquartier für ihr noch stärker verwüstetes Amtshaus. 1953 übernahm die Gemeinde Wien das Gelände der bereits 1930 stillgelegten Brauerei und mit ihm auch das Mautnerschlössl. Im gleichen Jahr übersiedelte das Floridsdorfer Heimatmuseum in die ehemaligen Stallungen im Erdgeschoß des Seitentraktes. Wegen der dort vorhandenen Feuchtigkeit war dieser Ort für ein Museum jedoch nicht geeignet, so dass dieses 1957 geschlossen und 1960 in das Obergeschoß des Haupttraktes verlegt wurde. Das alte Herrenhaus am Brauereigelände war in der Nachkriegszeit bereits sehr herabgekommen, als es renoviert und 1975 in ein Jugendzentrum umgewandelt wurde.

Ort/Adresse: 1210 Wien, Pragerstraße 33

Besichtigung: während der Besuchszeiten des Floridsdorfer Heimatmuseums möglich


Weitere Literatur:


24.03.2016