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Mitterhof


Im nördlichen Weinviertel, unmittelbar an der tschechischen Grenze, liegen in einer nahezu menschenleeren Landschaft, die eher an die südamerikanische Pampa, als an Niederösterreich erinnert, mehrere landwirtschaftliche Großbetriebe. Einer davon ist die 300 Hektar große BOA-Farm, auf der ca. 700 Gallowayrinder gezüchtet werden. Ihr Zentrum ist der einstige Edelsitz Mitterhof. Das Gut wurde 2006 durch die Familie Zehetner von der Familie Suttner erworben, nachdem sie es schon drei Jahre zuvor gepachtet hatte. Erstmals erwähnt wurde der „Schafhof auf der Haidt“ 1615, als er als Pfandbesitz zur Herrschaft Fünfkirchen kam.1645 wird er als öd und unbewohnt beschrieben. 1663 wurde er neu errichtet. Die Grafen Windhaag hielten auf dem kargen Boden 1200 Schafe und 170 Rinder. 1679 kauften die Grafen Daun den Hof. Sie erbauten ein Herrenhaus sowie mehrere Wirtschaftsgebäude. Bewohnt ist heute lediglich das zweigeschossige ehemalige Verwalterhaus, das im 18. Jahrhundert errichtet und im 19. und 21. Jahrhundert baulich verändert wurde. Der barocke Schüttkasten ist ein dreigeschossiger ungepflegter Bau, der offenbar derzeit nicht benötigt wird und leer steht, was nicht verwundert, da das Gut nicht mehr der Produktion landwirtschaftlicher Produkte wie Getreide oder Mais, sondern der Viehzucht dient. Sein Portal wurde, wie eine Inschrift zeigt, im Jahr 1728 gefertigt. Die Eisentüre stammt ebenfalls noch aus der Entstehungszeit des Lagerhauses. Ein darüber befindliches steinernes Wappen ist möglicherweise der Familie Reuss zuzuordnen. Sowohl die Tür als auch alle rechteckigen Fenster sind mit Steingewänden ausgestattet.

An den herrschaftlichen Gutshof erinnert aber vor allem die ehemalige Schlosskapelle. Allerdings ist diese direkt an den Schüttkasten angebaut, was äußerst unüblich war. In der Regel war eine separate Schlosskapelle ein Anbau an das Schloss und nicht an einen Speicherbau. Man nimmt daher an, dass sich an der Stelle des Schüttkastens einst das Herrenhaus der Familie Daun befand, die den bisherigen Wirtschaftshof in einen Herrschaftssitz umgebaut hatte. Als dieser im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts abbrannte, dürfte das ruinöse Wohngebäude von Matthias von Suttner, der den Mitterhof seit 1728 besaß, in einen Speicherbau umgewandelt worden sein. Die unzerstört gebliebene Barockkapelle konnte erhalten werden. Sie stammt vom Ende des 17. Jahrhunderts und wurde im 18. Jahrhundert erneuert oder zumindest umfassend restauriert. Darauf deutet die über dem Gesims angebrachte Jahreszahl 1729 hin. Wie aus dem Ansuchen um eine Messlizenz für die Kapelle hervorgeht, dürfte der Mitterhof sowohl den Grafen Daun als auch der Familie Suttner nicht nur als Wirtschaftshof, sondern auch als Sommersitz gedient haben. Wie der Schüttkasten befindet sich derzeit auch die Kapelle in einem herabgekommenen Zustand und würde dringend einer Restaurierung bedürfen. Sie ist ein rechteckiger Saalbau mit einer eingezogenen Rundapsis. Die Ecken ihrer schmalen Westfassade, die zugleich ihre Schauseite ist, sind durch konkave Pilaster betont. Bemerkenswert ist der wohl etwas zu große geratene Giebelaufbau. Auf Grund der unterschiedlichen Färbelung kann man annehmen, dass hier vor Jahren oder Jahrzehnten mit einer Restaurierung begonnen wurde, die aber bald wieder abgebrochen wurde. An der Westseite befindet sich auch das steingerahmte Portal, das von heute leeren Figurennischen flankiert wird. Darüber liegt ein großes Ochsenaugenfenster, das das Innere der Kapelle erhellt. Der kleine Sakralbau weist ein Kreuzgewölbe sowie Stichkappen in der Apsis auf. Die Innenausstattung ging wohl bereits spätestens in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg verloren.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 9 km nordöstlich von Laa/Thaya

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


03.03.2016