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Salzburg - Palais Arenberg


Das Palais Arenberg ist aus dem ehemaligen Ansitz Bürglstein entstanden. Dieser wurde im 14. Jahrhundert erstmals als Bürglsteingut urkundlich erwähnt. Es war damals im Besitz des Max von Keutzl, der als Erbauer des ersten Hofes gilt. 1492 ist von einem Burgstall Pirglstein die Rede. Im 15. und 16. Jahrhundert war der Ansitz Lehensbesitz verschiedener adeliger Domherren. Unter ihnen befanden sich Angehörige der Familien Lamberg, Trautmannsdorf und Wolkenstein. 1527 wird ein Maximilian von Pirglstein genannt. Im 17. Jahrhundert folgten Emeran Friedrich Freiherr von Riz (1655) und Ferdinand Paris Freiherr von Rehlingen. Letzterer verkaufte Bürglstein 1695 dem Salzburger Fürsterzbischof Johann Ernst Graf Thun. Dieser überließ die Gebäude zuerst den Ursulinen, die aber bald davon Abstand nahmen und dann den Studenten des Salzburger Priesterseminars als Erholungsort. 1730 erbaute Fürsterzbischof Leopold Freiherr von Firmian am Bürglstein-Felsen die Gloriette als Aussichtspunkt. 1791 erwarb der erzbischöfliche Landschaftsgärtner Sebastian Rosenegger den Besitz. Die von ihm und seinem Sohn Josef angelegten Gärten entwickelten sich bald zu einem beliebten Salzburger Ausflugsziel. Bei Terrassierungsarbeiten stieß Josef auf einen Friedhof aus der Römerzeit. Mit echten und nachgemachten Grabbeigaben trieb er einen schwunghaften Handel. Besonders beliebt waren seine großartigen Gartenfeste. 1844 zerstörte jedoch ein Brand nahezu das gesamte Schloss. Es wurde zwar wieder aufgebaut, doch war seine erste Glanzzeit bald vorbei.

Nachdem das Gut 1837 verkauft und der angeschlossene Gaststättenbetrieb 1854 aufgegeben worden war, erwarb 1861 die Prinzessin Sophie von Arenberg Schloss Bürglstein, das nach ihr den Namen Schloss oder Palais Arenstein erhielt. Sie gab dem Bau sein heutiges Aussehen, nachdem zwei damals bereits bestehende dreistöckige Trakte durch die Einfügung eines Mittelbaues zusammengefasst worden waren. Die letzte adelige Bewohnerin war Eleonora Ursula Herzogin von Arenberg, die hier 1901 nach ihrem 90. Geburtstag verstarb. Ihre Erben vermieteten das Palais an bürgerliche Familien. Die Arenbergs zogen sich auf ihre Besitzungen in Wien, Deutschland und Belgien zurück.Prominentester Mieter war der Schriftsteller Hermann Bahr, der von 1912 bis 1922 mit seiner Gattin, der Kammersängerin Anna Bahr-Mildenburg hier lebte. 1931 gingen das Palais sowie der große Park von der Familie Arenberg an die Stadt Salzburg bzw. die Sparkasse Salzburg über. Ab 1968 residierte im Palais die Max Reinhardt Forschungs- und Gedenkstätte mit dem Max Reinhardt Archiv und einem Fotoarchiv zur Geschichte der Salzburger Festspiele. 2001 erfolgte der Verkauf an eine Stiftung der Austrian American Foundation, die im Palais ein Konferenzzentrum einrichtete und bis heute hier zahlreiche medizinische Seminare vorwiegend für junge Ärzte aus Osteuropa abhält. In den Sommermonaten dient das Palais Arenberg als Salzburger Stützpunkt der Wiener Philharmoniker. Im Jahre 2009 richtete ein Brand im Dachgeschoß des Palais große Schäden an, die aber bald behoben werden konnten.

Das Palais wendet seine spätbiedermeierliche Hauptfassade dem ausgedehnten Park zu, der während der Seminare als Campus und Erholungsort für die Studenten dient. Er wurde durch Zukäufe deutlich vergrößert, so dass ein Teil davon seit 2013 als Ausstellungsfläche für Großplastiken der Würth-Sammlung herangezogen werden kann. In den Park integriert ist der Bürglstein-Felsen, von dessen Spitze aus man einen beeindruckenden Blick über die Stadt Salzburg hat. Die viergeschossige Parkfassade des Palais wird durch einen dreiachsigen Mittelrisalit gegliedert, der in allen Geschossen Doppelfenster aufweist. Jene im zweiten Obergeschoß sind besonders hoch und gekuppelt. Hinter ihnen liegt der einstige Festsaal. Der Risalit wird von einem flachen Dreieckgiebel abgeschlossen. Den beiden Mittelfenstern ist im Erd- und im ersten Obergeschoß ein hoher gusseiserner Altan mit einem frühhistoristischen Balkongitter vorgesetzt. Die unmittelbar an der Arenbergstraße liegende dreigeschossige Rückfront ist sehr schlicht gehalten und deutet keineswegs auf ein adeliges Palais hin. Um die zahlreichen Studenten unterbringen zu können wurde an der rechten Seite des Palais ein moderner Anbau errichtet. Bemerkenswert ist im Inneren der einstige Festsaal, der heute als Vortragssaal für bis zu 100 Personen dient, aber leicht in einen Konzertsaal oder in ein Theater umgewandelt werden kann. Seine geschnitzte Kassettendecke stammt aus dem 16. Jahrhundert. Sie wurde um 1860 vom Schloss Tandalier bei Radstadt hierher transferiert, ebenso zwei reich verzierte Renaissanceportale. Ihre Supraporten sind mit Wappen und Inschriften ehemaliger Schlossbesitzer von Tandalier geschmückt: Christoff Graf zu Schernperg (1569), Catrina Gräfin geb. Paumgarden zum Traunstein (1569), Fürstin Sophie von Arenberg geb. Prinzessin von Auersperg (1861).

Ort/Adresse: 5010 Salzburg, Arenbergstraße 8 - 10

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


11.12.2015