Poneggen ist ein uraltes Siedlungsgebiet. Bei Regulierungsarbeiten des Poneggenbaches wurde unweit des Schlosses ein Flachgrab der frühhallstättischen Urnenfelderkultur (um 1000 v. Chr.) entdeckt. Urkundlich wird Poneggen erstmals 1237 als „Gut und Lehen zu Pöniken“ genannt. Damals gehörte es dem Stift St. Florian. Erster bekannter Gutsherr ist Hans der Lasberger, der 1380 in Erscheinung trat. Zu diesem Zeitpunkt war Poneggen bereits ein freieigenes Adelsgut. Danach gibt es hundert Jahre lang keine Nachrichten über den Ansitz oder seine Besitzer. Um 1537 hielt Hans Wankhamer, der zuvor Pfleger von Schloss Windhaag war, Poneggen als freies Eigen. Er gilt als Erbauer des heutigen Renaissanceschlosses. Seine Erben verkauften es ein Jahr später an die Gebrüder Laßla und Andreas Prager, die in Windhaag sowie im restlichen Mühlviertel begütert waren. 1623 pachtete Christoph Ernst Kolnböck von Ottsdorf das Gut. Sein Vater hatte zuvor fast das gesamte Familienvermögen mit alchemistischen Versuchen durchgebracht. Von den Pragern ging Poneggen 1629 durch Kauf an den Schwertberger Pfleger Johann Kaspar Riedtisser von Riedtissheim über, doch erwarb bereits im nächsten Jahr Graf Leonhard Helfrich von Meggau den Besitz. Die Meggau zählten zu den reichsten und bedeutendsten Adeligen Oberösterreichs. Sie waren vor allem im Machland begütert, wo sie fast ein Drittel aller Gutsherrschaften besaßen. Der 1619 in den Reichsgrafenstand erhobene Leonhard Helfrich war niederösterreichischer Statthalter und Erblandhofmeister in Österreich ob der Enns.
Er starb 1644 ohne männliche Nachkommen. Sein umfangreiches Erbe wurde unter seinen fünf Töchtern aufgeteilt. Poneggen kam mit Schwertberg an seine Tochter Susanne, die mit Graf Heinrich Wilhelm von Starhemberg verheiratet war. Dieser verkaufte 1650 die Herrschaft an Johann Jakob Offner von Offenbach, der in dietrichsteinschen Diensten Kapellmeister auf Schloss Greinburg war. 1665 richtete ein Großbrand schwere Schäden am Schloss an, doch wurden diese bald wieder behoben. 1684 gelangte dieses durch Kauf von Johann Ferdinand Graf Salburg neuerlich zur Herrschaft Schwertberg. 1674 fiel diese mit Poneggen an die Familie Kueffstein, die 1749 von den Grafen Thürheim abgelöst wurde. Poneggen gewann im 18. Jahrhundert mehr und mehr an wirtschaftlicher Bedeutung. So betrieb hier Josef Gundaker Graf Thürheim eine umfangreiche Seidenraupenzucht. Einzelne Maulbeerbäume erinnern noch heute an dieses Vorhaben. 1764 brachte er das Gut in die Hamburger Strumpf-Manufaktur-Sozietät ein, die sich in adeligem Besitz befand (Thürheim, Salburg, Peisser von Wertenau). Obwohl das Unternehmen von der Kaiserin Maria Theresia mit einem Monopolprivileg ausgestattet wurde, war die Strumpffabrik, wie auch die Seidenraupenzucht kein wirtschaftlicher Erfolg, so dass sie 1807 an den Großhändler Johann Wiedauer verkauft und 1818 wieder aufgelassen wurde. Seither wechselte das Schloss häufig seine Besitzer. Derzeit ist es in einfache Wohnungen aufgeteilt und macht einen ziemlich vernachlässigten Eindruck.
Schloss Poneggen ist ein vierstöckiges Gebäude ohne Innenhof, das im Lauf der Zeit mehrfach, aber nicht zu seinem Vorteil, umgebaut wurde. Sein stattliches barockes Schopfwalmdach überragt die umliegenden Siedlungshäuser um mehrere Stockwerke. Der derzeitige Zustand lässt eher an ein verlassenes Fabriksgebäude als an ein ehemaliges Schloss der oberösterreichischen Hocharistokratie denken. Es wird auch schon lange nur mehr als „Stöckl“ bezeichnet. An der Nordseite, der einstigen Gartenfront, tritt ein quadratischer Treppenturm deutlich vor. Er ist mit einem eigenen Schopfwalmdach ausgestattet. Seine Höhe wurde den umgebenden Mauern angepasst. Längst verschwunden sind die kleinen Scharwachttürmchen an den Ecken des Schlosses, die am Vischer-Stich von 1674 noch dargestellt sind. In seinem Erdgeschoß befindet sich ein rechteckiges Renaissanceportal mit einem flachen Dreieckgiebel. Die hier angebrachte Jahreszahl 1537 weist auf die Erbauung des Renaissanceschlosses hin. In barbarischer Weise hat man in den steinernen Renaissance-Türrahmen ein modernes Türblatt eingefügt. Der Hausflur war einst eine mächtige gewölbte Halle. Die verschmutzten Fassaden lassen an der Nordseite noch erkennen, dass das Gebäude trotz seiner heutigen Verschandelungen früher recht prächtig gewesen sein muss. Im zweiten und dritten Geschoß befinden sich neben dem Treppenturm je drei rundbogige Renaissancearkaden, die aber später vermauert und durch moderne Fenster entstellt wurden. Im zweiten Geschoß zeichnen sich die ionischen Säulen, die die Rundbögen trugen, im Verputz ab. Die Arkaden des dritten Geschosses wurden von toskanischen Pfeilern gestützt. Das vierte Geschoß wurde offenbar einst als Speicher genutzt. An die einstige Glanzzeit erinnern auch profilierte Fensterrahmen und Eckquaderungen. Die Räume im Erdgeschoß sind meist kreuzgratgewölbt, ebenso die Arkadengänge. Die ehemalige Schlosskapelle im ersten Stock ist ein rechteckiger Raum mit einem Kreuzgratgewölbe. Im dritten Geschoß weisen die Zimmer Flachdecken mit barocken Deckenspiegeln auf. Der vierte Stock ist mit auf Unterzügen ruhenden verputzten Holzdecken versehen. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts wurden für die Beschäftigten der Strumpffabrik im Osten des Schlosses 14 kleine Häuser errichtet. Die ursprünglich eingeschossigen Bauten der ehemaligen Arbeitersiedlung wurden in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts um ein Geschoß erhöht.
Lage: am Rande der Siedlung Poneggen, einem industriell geprägten Vorort von Schwertberg
Ort/Adresse: 4311 Schwertberg
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
26.11.2015