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Schwertberg


Ursprünglich stand hier auf dem Felsen über der Aist eine kleine, viereckige Wasserburg, die an der engen Flussschleife das Tal sperrte. Als Gründer der Burg werden die Kuenringer vermutet. 1287 wird sie erstmals urkundlich erwähnt. Als frühester bekannter Besitzer ist Leutold II von Kuenring überliefert, der 1355 starb. Lehensnehmer waren die Öder, die hier bis 1470 saßen und dann Schwertberg an die Hauser vererbten. Hans der Hauser verkaufte 1506 die Herrschaft an Christof Zeller zu Riedau. Sein Sohn Bernhard war einer der letzten Fehderitter im Machland. Er kämpfte gemeinsam mit Othmar Oberhaimer gegen die Städte Linz, Passau und Wels und verheerte auf seinen Raubzügen deren Besitz. Eine Klage bei Kaiser Karl V endete vor dem Reichskammergericht in Worms mit seinem Freispruch, da er sich mit Erfolg auf das alte Fehderecht berufen hatte. Es nützte ihm allerdings nicht viel, denn auf seiner Rückreise nach Schwertberg wurde er von den erbosten Linzer Bürgern gefangen genommen und gegen geltendes Recht und den Spruch des Kaisers 1521 am Linzer Hauptplatz mit dem Schwert hingerichtet. Seine Burg erbte sein Vetter Georg von Wolframsdorf. 1575 verkaufte Wolfgang von Tannberg, der seinerseits die Herrschaft geerbt hatte, an Hans von Tschernembl. Dessen Sohn Georg Erasmus setzte die bereits von seinem Vater begonnenen Ausbauarbeiten am Schloss fort. Er ließ ihm bis 1608 seine heutige Gestalt geben. Georg Erasmus war ein bedeutender Vorkämpfer des Protestantismus in Österreich und Vertreter der ständischen Vorrechte. Als Rebell musste er 1620 nach der Schlacht am Weißen Berg fliehen und starb sechs Jahre später im Genfer Exil. Sein einziger Sohn Hans Hellfried ertrank 1624 in der Aist. Schwertberg war schon 1620 enteignet und an den Statthalter in Österreich unter der Enns, Graf Leonhard Helfrich von Meggau, verkauft worden. Unter seiner Herrschaft nahmen aufständische Bauern 1626 das Schloss ein und besetzten es kurzzeitig. Nach seinem Tod wechselten sich die Starhemberg und die Kuefstein im Besitz von Schwertberg ab. 1748 erbten es die Grafen Thürheim, die es bis 1899 besaßen. 1911 erwarb Alexander Graf Hoyos von Baron Ludwig August von Switter das Schloss, dem es zuvor 12 Jahre gehört hatte. Schwertberg zählt zu den wenigen Schlössern des Mühl- und Waldviertels, die den Zweiten Weltkrieg und die Besatzungszeit gut überstanden haben. Die Russen ließen im Chinesischen Salon sogar Renovierungen durchführen. Das Schloss befindet sich heute noch im Besitz der Familie Hoyos und wird auch von ihr bewohnt.

Das heutige Aussehen des vorzüglich erhaltenen Schlosses wird von den Ausbauten, die Antonio Canevale 1608 vorgenommen hatte, bestimmt. Dennoch macht es einen recht wehrhaften Eindruck. Auf einem gegen die Aist vorgeschobenen Felsen und von ihr an drei Seiten umspült liegt die mittelalterliche Burg. Sie bildet die nordöstliche Ecke der Anlage. Einst betrat man unmittelbar neben dem gewaltigen runden Bergfried den engen Innenhof, hinter dem sich der heute vier- bis fünfgeschossige Palas erhebt. Er ist bis zum zweiten Stockwerk gotisch, wurde aber von Canevale um drei Geschosse aufgestockt und an der Flussseite mit zwei runden Scharwachttürmchen versehen. An seiner Hofseite ist in einer hohen Mauernische des zweiten Geschosses ein Käfig für Jagdfalken zu sehen. Er ist der einzige seiner Art, der sich in Oberösterreich erhalten hat. Heute betritt man durch ein hohes Rustikaportal zunächst den mit Arkaden ausgestatteten Innenhof der Renaissancezeit. Er wurde von Canevale durch das Anfügen von drei Flügeln an die alte Burg geschaffen. An den südöstlichen und südwestlichen Flügelenden des dreigeschossigen Südtraktes ist dieser durch starke Rundtürme verstärkt. Im Osten des großen Hofes führt eine Freitreppe ins Innere. Interessant ist die der hl. Maria geweihte Schlosskapelle sowie ein kleines – nicht öffentlich zugängliches – Museum und das Archiv. Hier wird eine 25 m lange Karte der Aist verwahrt. Weiters ist der chinesische Salon mit seinen Wandmalereien und die kleine Rokokobibliothek bemerkenswert. Während im neuen Trakt die Decken durchwegs stukkiert oder kassettiert sind, überwiegen in der alten Burg die schweren Balkendecken. In den gepflegten Wohnräumen haben sich Teile der ursprünglichen Renaissanceeinrichtung erhalten. Der Renaissancegarten zählt zu den ganz wenigen seiner Art in Österreich.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 9 km nordöstlich von Enns

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


17.01.2003