ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Feldkirch - Schattenburg


Die Grafen von Montfort waren im Hochmittelalter das bedeutendste Adelsgeschlecht Vorarlbergs. Graf Hugo von Tübingen verlegte um 1188 seinen Regierungssitz von Bregenz in das von ihm gegründete Feldkirch und nannte sich ab 1200 Hugo I Graf von Montfort (nach „mons fortis“ = „der starke Berg“). Er trat das Erbe seiner Mutter an, die die Tochter des letzten Grafen von Bregenz war. Hugo war der Stammvater der Grafen von Montfort-Feldkirch, einer von mehreren Linien der Familie, der die Schattenburg bis zu ihrem Aussterben 1390 gehörte. Sein Herrschaftsbereich erstreckte sich über den größten Teil des heutigen Vorarlbergs (mit Ausnahme des Bregenzer Waldes und des Kleinen Walsertals), aber auch über das heutige Fürstentum Liechtenstein und große Gebiete am Schweizer Rheinufer, sowie in Bayern. Graf Hugo residierte noch in der Johanniterniederlassung in der Feldkircher Marktgasse, soferne er nicht seine bereits recht unbequem gewordene Stammburg Alt-Montfort besuchte. Die Schattenburg, die übrigens bis in das 17. Jahrhundert hinein „Schloss Feldkirch“ genannt wurde, wurde erst zwischen 1250 und 1265 von der zweiten Generation der Montforter Grafen als Nachfolgeburg für Alt-Montfort errichtet, was auch durch dendrochronologische Untersuchungen bestätigt wurde. Die durch die umliegende Hügellandschaft gegebene Überhöhung stellte anfangs kein Problem dar, da sie durch die damals noch bescheidene Waffentechnik von Angreifern nicht genützt werden konnte. Als jedoch große Steinschleudern und schließlich Belagerungsgeschütze entwickelt wurden, war es mit der Uneinnehmbarkeit der Burg bald vorbei. In der dritten Generation der Grafen von Montfort-Feldkirch begann die Aufteilung des Besitzes. Die Familienverhältnisse der Montforts waren alles anderes als familiär, was bald zu einem stetigen Machtverlust der Montforter Grafen führte. Vor allem wirkten sich die Fehden innerhalb der Familie und die mehrfachen Erbteilungen katastrophal aus. Auf Grund von Erbstreitigkeiten verbündete sich die Werdenberger Linie der Montforts mit Rudolf von Habsburg und belagerte 1270 Stadt und Burg Feldkirch, allerdings vergeblich. Aus dem gleichen Grund überfielen die Grafen Hugo II von Montfort-Tosters und Rudolf III ihren Onkel Ulrich I 1343 in der Schattenburg und zwangen ihn zur Besitzübergabe. Nachdem dieser nach monatelanger Gefangenschaft freigekommen war, enterbte er seine Neffen, übergab seinen Besitz an Kaiser Ludwig dem Bayer und nahm ihn als Lehen wieder zurück. Seinen Neffen gelang es aber schließlich, sich in den Besitz der Herrschaft zu setzen. Eine kaiserliche Strafexpedition musste unverrichteter Dinge umkehren. Der letzte Graf der Linie Montfort-Feldkirch Rudolf IV verkaufte den größten Teil seiner Herrschaft 1375 an Herzog Leopold III von Österreich, nachdem er zuvor die Stadt Feldkirch mit wichtigen Privilegien ausgestattet hatte. Er durfte aber bis zu seinem Tod 1390 als habsburgischer Vogt Feldkirch verwalten. Das Wappen der Grafen von Montfort ist heute das Landeswappen Vorarlbergs, was die Bedeutung dieses Geschlechts dokumentiert.

Danach setzten die Habsburger eigene Vögte als Verwalter der Grafschaft ein. Auch diese hatten bis 1773 ihren Amts- und Wohnsitz in der Schattenburg. Diese neue Bezeichnung hat übrigens nichts mit ihrer schattigen Lage oder ihrem grimmigen Aussehen zu tun, sondern leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort „schate“ ab, das soviel wie Schutz bedeutet. Ihre Aufgabe war ja seit jeder der Schutz der Stadt Feldkirch sowie die Sicherung des Verkehrs über die Alpenpässe nach Süden und Osten. Unter dem bei der Bevölkerung verhassten Vogt Graf Friedrich VII von Toggenburg belagerten im Appenzeller Krieg von 1405/06 die verbündeten Schweizer und Feldkircher die Burg. Es gelang ihnen oberhalb der Anlage schwere Steinschleudern (Bliden) aufzustellen. Nach 18 Wochen musste Heinrich Walter von Ramschwag, der die Schattenburg mit 38 Mann verteidigte, aufgeben. Anschließend wurde sie niedergebrannt. Graf Toggenburg ließ sie aber bald wieder aufbauen. 1416 erfolgte eine neuerliche Belagerung durch Zürcher und Konstanzer Söldner. Der Einsatz einer großen Blide sowie von schwerer Artillerie zwang die habsburgische Besatzung nach 15 Tagen zur Aufgabe, nachdem ihr freier Abzug zugesichert worden war. Sie hatte es nicht akzeptieren wollen, dass ihr Landesherr Herzog Friedrich IV von Kaiser Sigismund wegen seiner Unterstützung des Papstes geächtet und vertrieben wurde. Die Gebäude der Burg wurden neuerlich schwer beschädigt und mussten anschließend renoviert werden. 1417 gelang es Graf Friedrich von Toggenburg die Herrschaft Feldkirch von König Sigismund als Pfandbesitz zu erhalten. Er richtete hier eine glänzende Hofhaltung ein und veranstaltete Turniere und Ritterspiele.1427 kam es durch eine Pulverexplosion im Bergfried zu einem Brand, bei dem zwei Adelige ums Leben kamen. Damals brannte der Bergfried im Inneren völlig aus. Während der toggenburgischen Herrschaft wurden die Verteidigungseinrichtungen stark ausgebaut und die Wohnverhältnisse verbessert. 1431 gab es hohen Besuch auf der Schattenburg. König Sigismund hielt auf seiner Reise nach Rom 10 Tage lang Hof in Feldkirch. Nach Toggenburg’s Ableben und der Auslösung des Pfandbesitzes kamen ab 1436 wieder habsburgische Vögte auf die Schattenburg. Im Schwabenkrieg von 1499 konnte sie von den Schweizern nicht eingenommen werden. Sie wurde zum Hauptstützpunkt Kaiser Maximilians I im Kampf gegen die Schweizer. Vogt Hans von Königsegg sorgte in dieser Zeit (1490 – 1515) dafür, dass die Verteidigungseinrichtungen der damals modernen Kriegstechnik entsprachen.

Graf Jakob Hannibal von Hohenems, der dem Landesherrn ein größeres Darlehen gewährt hatte, war von 1570 bis 1586 Pfandherr der Herrschaft Feldkirch. Als Vertreter und Vogteiverwalter unterstützt ihn Hauptmann Pappus von Tratzberg. Als sich abzeichnete, dass Graf Jakob Hannibal eine eigene unabhängige Landesherrschaft in Vorarlberg anstrebte, löste die Tiroler Landesregierung in Innsbruck die Pfandrechte ab und retournierte mit großen Anstrengungen die Pfandsumme von 100000 Gulden. Dennoch konnte Jakob Hannibals Sohn Kaspar 1614 als neuer Pfandherr und Vogt auf Lebenszeit auf der Schattenburg einziehen. Für ihn wurde die Burg in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wohnlich ausgebaut. Um die relativ große Dienerschaft des Burgherrn unterzubringen, mussten neue Schlafkammern und eine Küche errichtet werden. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts benützten die Habsburger gerne die landeseigene Schattenburg als Absteige auf ihren Reisen. Als 1604 Erzherzog Maximilian am Vorarlberger Landtag in Feldkirch teilnahm, bezog er hier Quartier. Auch Erzherzog Leopold nahm 1620 am Landtag teil und verbrachte hier einige Tage. Im Dreißigjährigen Krieg besetzten die Schweden 1647 kampflos die Burg, da sich der Vogteiverwalter mit seinen Mannen zuvor abgesetzt hatte. Nur die Bezahlung einer hohen Brandschatzungsgebühr vermochte sie damals vor der Schleifung zu retten. Danach spielte die Schattenburg keine militärische Rolle mehr. 1773 verlegte man das Vogteiamt in das ehemalige Kolleghaus der Jesuiten neben der Pfarrkirche. Die einstige Feste stand danach lange Zeit leer und wurde kaum noch gepflegt. Lediglich das Gefängnis blieb bis 1812 in der Burg. Nur mit Mühe konnten 1812 Überlegungen der bayerischen Besatzungsmacht, die Gebäude zu demolieren, abgewendet werden. Bei einer Versteigerung konnte kein Käufer gefunden werden. Schließlich erwarb 1825 die Stadtgemeinde Feldkirch das bereits stark heruntergekommene Gemäuer um bescheidene 833 Gulden. Die Schattenburg führte nun ein echtes Schattendasein. Sie wurde als Kaserne eingerichtet, diente dann bis 1914 als Armenhaus und wurde 1891 Verpflegsstation für Handwerksburschen und arme Reisende. Um Wohnraum für die Insassen zu schaffen, fanden im Inneren der Burg Umbauten statt, die wenig Rücksicht auf die historische Substanz nahmen. 1912 wurde der „Museums- und Heimatschutz-Verein für Feldkirch und Umgebung“ gegründet, der sich erfolgreich um die Rettung der Burg bemühte. So wurde 1915 der Bergfried als Aussichtsturm für Besucher geöffnet. Seit dem Ersten Weltkrieg sind in ihr ein Heimatmuseum und ein Restaurant untergebracht. Nach dem erzwungenen Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich gab es Pläne für einen modernen Ausbau der Schattenburg zu einer NS-Wehrburg. Durch den baldigen Beginn des Zweiten Weltkriegs kamen diese glücklicherweise nicht zur Ausführung. 1950 wurde der sog. Rittersaal im obersten Stock des Palas zum Kongresssaal ausgebaut und seither für Tagungen, Empfänge und Konzerte genutzt. Bei zwei Bränden 1965 und 2003 hielten sich die Schäden in Grenzen. In den Jahren zwischen 1986 und 1990 erfolgte eine Generalsanierung der Fassaden. Dabei wurden Freskenreste von Wappen aufgedeckt, die anschließend erneuert wurden.

Die auf einem teilweise freistehenden Hügel liegende Burg war in die Stadtbefestigung von Feldkirch integriert. Von den Ecken des Nordwestbaues liefen zwei Mauern den Steilhang hinab zur inneren und äußeren Stadtmauer. Der südliche Zwinger war mit der östlichen Stadtmauer ebenfalls durch zwei parallele Mauerzüge verbunden. Letztere sind noch recht gut erhalten. Der Aufgang zur Burg liegt an der Südseite, der Eingang im Nordosten. Die Schattenburg wurde in fünf Bauphasen errichtet. Ihr ältester Bauteil ist der massige Bergfried. Er stammt noch aus der Bauzeit der Burg. Der 22 m hohe Turm an der höchsten Stelle des Burghügels hat eine Grundfläche von 16 x 12 m und eine Mauerstärke von ca. 3,5 m im Erdgeschoß Das Mauerwerk besteht aus groben unbehauenen Bruchsteinen. Der Bergfried war ursprünglich viergeschossig, doch wurde ihm um 1500 eine Wehrplattform aufgesetzt, auf der leichte Kanonen in Stellung gebracht werden konnten. Der zinnenartige Mauerkranz trägt das wuchtige Walmdach. Der Dachstuhl stammt noch aus dem 15. Jahrhundert. Der rundbogige, von einem gefasten Sandsteinrahmen umgebene Hocheinstieg liegt hofseitig im ersten Obergeschoß. Er wurde jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zugemauert. Ebenfalls funktionslos wurden die beiden Trichterscharten im Erdgeschoß der Westwand, da dieses im Inneren später eine Mauerschale zur Stützung des nachträglich eingezogenen Tonnengewölbes erhielt. Ein quadratisches „Angstloch“ war der einzige Zugang zum Verlies im tonnengewölbten Untergeschoß. Lediglich das vierte Stockwerk diente als Wohnbereich, bevor es zur Verteidigung mit Feuerwaffen bestückt wurde. Die großen Fensternischen sind hier mit gemauerten Sitzbänken versehen.

Der Palas ist ein mächtiger dreigeschossiger Baukörper über einem trapezoiden Grundriss. Er hatte offenbar in jedem Geschoß nur einen einzigen großen Raum mit schwerer Balkendecke. Sein drittes Geschoß wurde vermutlich erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts aufgesetzt. Wie der Bergfried ist auch der Palas mit einem Zeltdach gedeckt und an den Mauerkanten durch Buckelquadern verstärkt. Seine Außenmauern, die einen Teil der Ringmauer bilden, sind teilweise über 4 Meter stark. Die mit Sitzbänken versehenen Fensternischen an der Stadtseite sind durch die Mauerstärke so groß, dass sie fast wie kleine Zimmer wirken. Die Wappenmalereien in den Fensterlaibungen wurden erst 1928 vom Begründer des Heimatmuseums Florus Scheel angefertigt. Der Palas diente den Montfortern bzw. ihren Verwaltern als Wohnsitz und war daher repräsentativ ausgestattet. Außerdem stellte er ein Bollwerk dar, das die schmale Südseite der Burg sicherte. In seinem Erdgeschoß ist heute das Burgrestaurant eingerichtet. Der große Saal im ersten Stock wurde bereits anfangs des 17. Jahrhunderts durch Riegelwände abgeteilt. Zwei der Stadt zugewendete breite turmartige Trakte sind außen an die Ringmauer angebaut. Sie gehören der zweiten Bauperiode im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts unter Graf Friedrich von Toggenburg an. Die dritte Periode fällt in den Beginn des 16. Jahrhunderts. Damals schuf Hans von Königsegg die nach Norden vorgeschobene große Barbakane mit der zweibogigen Verbindungsbrücke sowie das wuchtige Geschützrondell an der Nordostseite. Er versuchte damit auf die inzwischen aufgekommene Artillerie zu reagieren und die Artillerie eventueller Angreifer auf Distanz zu halten.

Der vierten Bauperiode (Mitte des 17. Jahrhunderts) gehören der Riegelwandvorbau an der Hofseite des Palas sowie die ähnlich gehaltenen Obergeschosse des rechtwinkelig anschließenden Bautraktes an. Dadurch wirkt der Innenhof recht malerisch. Zu Veränderungen kam es noch im 19. und 20. Jahrhundert, doch war man bemüht die Neubauten äußerlich den alten Bauteilen anzupassen. Aus dieser Zeit stammen auch die meisten hölzernen Laufgänge und Treppen entlang der Ringmauer. Auch der achteckige Brunnen in der Mitte des Hofes ist eine Zutat des letzten Jahrhunderts. Er wird heute vom städtischen Wasserwerk versorgt. Seit dem 16. Jahrhundert wurde das Wasser durch ausgehöhlte Baumstämme von einer Quelle oberhalb der Burg bis in die Burgküche geleitet. Bedingt durch die langen Leerstände und die Verwendung als Kaserne und Armenhaus hat sich von der originalen Möblierung praktisch nichts erhalten. Im Heimatmuseum sind aber interessante Objekte zwar nicht aus der Burg selbst, aber doch aus der Spätgotik und der Renaissance ausgestellt. Ost und Westtrakt sind heute museal ausgestattet. Im Bergfried wird eine umfangreiche Waffensammlung gezeigt, die durch den Pfarrer Gebhard Wendelin Gunz angelegt wurde. Von der einstigen wandfesten Ausstattung ist noch einiges vorhanden. So befindet sich in einem der beiden von Graf Friedrich von Toggenburg errichteten Vorbauten der einzige voll vertäfelte Raum der Burg. Dieses „Gotische Zimmer“ war einst der Amtsraum der Vögte. Über dem Türsturz ist das Allianzwappen des Vogtes Heinrich Walther von und zu Weissenberg und seiner Gattin Maria Elisabeth geb. Furtenbach angebracht. Ein weiterer Raum der Vogtei ist mit einer spätmittelalterlichen Holzdecke ausgestattet. In der alten Burgkapelle, die bis 1614 in Verwendung war, sind eine spätgotische Holzdecke aus Liechtenstein sowie ein 1507 geschaffenes Fresko von Hans Huber zu sehen. Es zeigt Personen und Ereignisse aus dem Alten Testament, wie z. B. Adam und Eva beim Apfelessen. Im Scheitel der Bogenlaibung sind Christus als Weltenrichter und die Muttergottes abgebildet. Die neue Burgkapelle wurde 1614/15 im Palas eingerichtet. Sie gehört heute zum Heimatmuseum und wurde von diesem eingerichtet. Unterhalb der Burg lagen die Pferdestallungen. Sie wurden im 18. Jahrhundert von der Stadtgemeinde Feldkirch übernommen und in die Dogana – ein Zollamt und Warenlager – umgebaut.

Lage: Vorarlberg/Feldkirch – auf einem niedrigen Hügel im Osten der Stadt

Besichtigung: der Hof und das Restaurant sind frei zugänglich. Das Heimatmuseum kann von April bis Oktober täglich außer Montag von 09.00 – 12.00 und von 13.30 – 17.00 besichtigt werden. Am Mittwoch um 18.00 und am Sonntag um 15.00 finden jeweils Führungen statt. In den restlichen Monaten ist die Besichtigung nur eingeschränkt möglich

Homepage: www.schattenburg.at


Weitere Literatur:


21.10.2015