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Baumgarten (Ollersbach)


Schloss Baumgarten ist ein Beispiel für jene vielen Landschlösser Österreichs, in denen sich keine spektakuläre historische Ereignisse abgespielt und die keine besondere architektonische Höhepunkte aufzuweisen haben. Es war zwar im Besitz mehrerer Familien des österreichischen Hochadels, doch haben deren Vertreter hier kaum gewohnt, da sie ihre Wohnsitze inmitten bedeutenderen Herrschaften hatten. Baumgarten war vor allem als Zentrum eines Gutsbetriebes für sie wirtschaftlich interessant. Das Schloss erlitt aber weitgehend das gleiche Schicksal, wie viele größere Objekte in Niederösterreich, angefangen von der Zerstörung durch die Türken bis zu jenen des Jahres 1945 und dem anschließenden Wiederaufbau.

Die Hochfreien von Adilgeresbach (Ollersbach) sind seit 1074 nachweisbar. Sie waren mit dem damaligen Salzburger Erzbischof verwandt. 1140 wird Dietrich von Baumgarten als Besitzer der damaligen Burg genannt. Diese dürfte aber ursprünglich neben der Pfarrkirche gelegen sein. Um 1160 wurde dann der in einem Obstgarten gelegene Wirtschaftshof burgartig ausgebaut und der alte Wehrbau verlassen. Um 1170 kam Baumgarten an die Hochfreien von Lengenbach, die aber schon 1236 ausstarben. In den Jahren 1280 bis 1308 ist Heinrich von Baumgarten, ein Bruder Gotfrieds von Totzenbach, als Burgherr in Ollersbach bezeugt. Von 1352 bis 1503 war Baumgarten eine Burg der Seebeck, die im Gebiet des heutigen Neulengbachs ansässig waren. Ab 1565 war es im Besitz der Trauttmansdorff. Johann Andreas Graf Trauttmansdorff verkaufte es 1618 an den Freiherrn Johann Eusebius Khuen von Belasi auf Neulengbach. Mit dieser Herrschaft ging es an die Grafen Palffy über. 1683 wurde das nur schwach befestigte Schloss von türkischen Streifscharen zerstört, aber anschließend durch die Gräfin Juliane von Palffy bald wieder aufgebaut. Im Jahr 1709 gelangte Baumgarten an Susanne Therese Gräfin Auersperg und 1717 an Christoph Heinrich Graf Galen. Sein Grabmal in der Pfarrkirche Ollersbach weist darauf hin, dass er Rat dreier Kaiser und Hofkämmerer war. Seine Witwe heiratete den Freiherrn Carl Ludwig Hildebrand von Prandau, dessen Familie bis 1809 im Besitz von Baumgarten blieb. Von 1841 bis 1931 waren die Grafen Bussy-Mignot die Schlossherren. Die nächsten Eigentümer gerieten in finanzielle Schwierigkeiten und mussten das Inventar verkaufen. 1938 ersteigerte Dr. Max Lechner das Schloss. 1945 wurde es niedergebrannt, aber von Dipl. Ing. Walter Lechner außen völlig wiederhergestellt. Im Inneren richtete man es modern ein. Baumgarten blieb in bürgerlichen Händen. Im Jahr 2001 wurde es neuerlich versteigert. Derzeitiger Eigentümer ist die Familie Wimmer-Schick. Teile des Schlosses können für Seminare und Veranstaltungen gemietet werden. In den Wirtschaftsgebäuden hat sich ein Reitstall etabliert.

Schloss Baumgarten ist ein nahezu quadratischer, zweigeschossiger Bau auf einer Anhöhe nahe der Westautobahn. Seine vier runden, aus der Front vortretenden Ecktürme sind mit blechgedeckten Zeltdächern versehen, während die Wohnbauten von Walmdächern abgeschlossen werden. In der Mitte der Hauptfront führt eine Steinbrücke auf vier Pfeilern über den tiefen, trockenen Graben. Sie ist mit steinernen Löwen und Vasen geschmückt. Das Kellergeschoß ist auf der Grabenseite in und nahe den Türmen ausgebaut. Hofseitig ist es nicht sichtbar, da in den Boden gegraben. Durch ein rustiziertes Rundbogenportal gelangt man in den Innenhof. Dieser wird von einem hübschen Brunnen belebt. An den beiden Längsseiten bestimmen seit 1683 Erdgeschoßlauben den Gesamteindruck. Durch ihren nachträglichen Einbau wurde aus seinem quadratischen Grundriss ein rechteckiger. Hinter den Lauben lagen früher Kanzleien und Beamtenwohnungen. Der Hauptflügel im Süden hatte ursprünglich drei Geschosse, während die übrigen Trakte nur eingeschossig waren. Beim Wiederaufbau nach dem Türkeneinfall wurden alle Flügel zweigeschossig errichtet. Zuvor dürfte der Hauptzugang im Nordwesttrakt gelegen sein, von wo eine Straße zur Pfarrkirche führte. Heute befindet sich an Stelle dieses Portals die vermutlich ebenfalls nach 1683 erbaute zweigeschossige Kapelle. Vor dem Schloss erstreckt sich ein gepflegter Park, in dem ein freistehender Rundturm aus Ziegelmauerwerk aufragt. Hinter dem Schloss liegt ein großer Nutz- und Ziergarten.

Lage: Niederösterreich/St.Pölten–Land – oberhalb des Ortes Ollersbach, ca. 4 km südwestlich von Neulengbach

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.schloss-baumgarten.at


Weitere Literatur:


15.01.2003