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Töltschach


Der kleine Ort wurde 1296 erstmals urkundlich erwähnt. Von einem Vorgängerbau des späteren Schlosses war damals aber noch keine Rede. Dieser dürfte erst um 1493 als einfacher Gutshof errichtet worden sein, als König Maximilian den Paulus Staudacher mit Gütern in Töltschach belehnte. Das heutige Schlossgebäude wurde durch die Familie Neuschwert errichtet, die seit 1520 im Besitz des Gutes war. Der Bauherr ist nicht bekannt, doch wurde es 1582 unter Erasmus Neuschwert vergrößert und leicht befestigt. Im 17. Jahrhundert saß hier die Familie Himmelberg, die 1691 einen Umbau vornahm. Damals entstand auch die an den linken Teil der Ostfront angebaute große Schlosskapelle. Im 18. Jahrhundert gehörte Töltschach zuerst der mit den Himmelberg verwandten Familie Grotta von Grottenegg. Ab 1750 wechselten die Schlossbesitzer häufiger. Auf Johann Martin von Strohlendorf folgte 1793 Anton von Justenberg und 1795 Urban Leitgeb. Theresia Leitgeb war mit Johann Baptist Türk verheiratet, der ab 1812 als Eigentümer aufscheint. Er ist als „Kärntner Andreas Hofer“ bekannt, da er in den Franzosenkriegen als Freiheitskämpfer erfolgreich tätig war. Er starb 1841 im Schloss. Sein Grabdenkmal steht vor dem Dom von Maria Saal. Unter ihm wurde von 1818 bis 1820 der mächtige Stadel sowie andere Nebengebäude errichtet. Zu den folgenden Schlossbesitzern zählen 1880 Jakob Reinlein Freiherr von Marienburg, Karl Bluch (1907) und ab 1913 die Familie Toff, die den landwirtschaftlichen Betrieb bis heute weiterführt.

Das gepflegte Schloss ist ein rechteckiger zweigeschossiger Edelmannsitz aus dem 16. Jahrhundert, der aber in den folgenden Jahrhunderten mehrfach modernisiert und verändert wurde. In den 20er-Jahren des 18. Jahrhunderts erhielt das Gebäude eine neue Fassade. Seither weisen die Längsseiten im Osten und Westen deutlich vortretende Mittelrisalite mit Dreiecksgiebeln und Pilastern auf. Auch die barocken Fensterverdachungen im Obergeschoß stammen aus dieser Zeit. Das schlichte rundbogige Portal liegt an der Westseite des Gebäudes. Das hier den Mittelrisalit abschließende Giebelfeld ist mit dem aus Stuck gearbeiteten und bemalten Doppelwappen der Familien Grotta und Himmelberg geschmückt. Die Fassade des Mittelrisalits ist im Erdgeschoß genutet. Zwischen dem Portal und dem Giebel springt ein einfacher Balkon vor. Das Giebelfeld an der Ostseite zeigt keine Wappen, aber reiche Stuckverzierungen. Diese dürften vermutlich aus der Zeit um 1720 stammen und wie auch die übrigen Stuckarbeiten am und im Schloss von Kilian Pittner geschaffen worden sein. Der Stiegenaufgang im Inneren ist mit einem barocken Deckenfresko geschmückt. Es wird Josef Ferdinand Fromiller zugeschrieben. Zwei Räume des Obergeschosses weisen an der Decke Stuckrahmen aus der Zeit um 1720 auf. Die Schlosskapelle war dem hl. Johannes dem Täufer geweiht. Sie wurde unter Johann Martin Strohlendorf im Rokokostil umgestaltet. Bemerkenswert ist ihr mit 1776 datierter Freskenschmuck. Das Deckenbild zeigt die Predigt des hl. Johannes des Täufers. An der Ostwand ist die Taufe Christi dargestellt. Der aus dem 20. Jahrhundert stammende Altar ist neugotisch. Am mächtigen Stall- und Wirtschaftsgebäude vor dem Schloss sind etliche Spolien aus der Römerzeit eingemauert. Sie stammen vom benachbarten Zollfeld, wo Virunum, die Hauptstadt der römischen Provinz Noricum lag.

Lage: ca. 2 km nördlich des Domes von Maria Saal

Ort/Adresse: 9063 Maria Saal

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


07.10.2015