ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Eppenstein


Die Errichtung der Burg, bzw. ihr Zeitpunkt ist bis heute ein Streitpunkt unter den Historikern geblieben. Sie wird 1160 als „castrum Eppenstein“ erstmals urkundlich erwähnt, doch waren die in Judenburg residierenden Markgrafen und Kärntner Herzöge von Eppenstein bereits 1122 mit Heinrich III ausgestorben. Eine aufgefundene byzantinische Goldmünze aus der Zeit des Kaisers Michael (1071 – 1078) weist auf eine frühe Besiedlung des für einen Wehrbau bestens geeigneten Burgberges hin und sorgt für zusätzliche Verwirrung. Vermutlich bestand hier zuerst eine hölzerne Befestigung, die unter den letzten Eppensteinern in Stein ausgebaut wurde. Die Eppemsteiner gehen auf die Herren von Viehbach zurück, die im 10. Jahrhundert von Bayern in die Steiermark kamen, um hier das Grenzgebiet zu Kärnten zu kolonisieren. Sie hatten schon im Jahre 927 Besitzungen im Aichfeld. Markwart III war ab 970 Markgraf der Mark an der Mur, also der späteren Steiermark. Sein Sohn Adalbero wurde von Kaiser Konrad II zusätzlich zum Herzog von Kärnten erhoben. 1035 verlor er alle seine Titel, da er sich an einem missglückten Aufstand gegen den Kaiser beteiligt hatte. Sein Sohn Markwart IV wurde wieder in Gnaden aufgenommen und erhielt alle Titel zurück. Die heutige Anlage ist aber erst unter den Traungauern, den neuen Markgrafen der Steiermark, entstanden. Als neue Landesfürsten besaßen sie umfangreichen Grundbesitz im Murtal, im Aichfeld und im Granitztal. Eppenstein war Verwaltungssitz dieses Gebietes. Außerdem konnte man von hier aus den wichtigen Handelsweg von Judenburg über den Obdacher Sattel nach Kärnten jederzeit sperren. Die Burg wurde an Dienstleute verlehnt, die sich ebenfalls nach ihr nannten, aber mit den Herzögen von Eppenstein nichts zu tun hatten.

Die Wehranlage bestand damals nur aus einer Ringmauer, die unmittelbar am Felsabbruch erbaut wurde. Auf einen Bergfried konnte man verzichten, da die Mauern mit den damaligen Waffen ohnehin nicht erreicht werden konnten. Innerhalb der Ringmauer dürfte sich ein einfaches steinernes Haus oder eine Holzhütte befunden haben. Im 13. Jahrhundert gehörte Eppenstein den Herren von Wildon. Zwar wurde ihnen 1268 vom böhmischen König Przemysl Ottokar II die Feste aberkannt, da Herrand von Wildon an einer Verschwörung gegen ihn teilgenommen hatte, doch konnte sie der Wildoner nach Ottokars Untergang 1276 zurück erobern, wobei er 17 böhmische Söldner, also die gesamte Besatzung über die Klinge springen ließ. Um 1300 wurde die Burg wieder landesfürstlich. Die danach eingesetzten Burggrafen gehörten den Familien Lobminger, Teufenbach, Pfaffendorf und Wallsee an. Seit 1359 war Paul Ramung Pfleger. Ab 1384 gehörte ihm die Burg als Pfandbesitz. 1437 wurde die kleine romanische Anlage unter dem Burggrafen Leonhard Harracher großzügig in eine gotische Festung umgebaut. 1480 ließ Georg von Teufenbach im Zuge von Erbstreitigkeiten seine eigene Schwester in den Turm werfen. Im gleichen Jahr war die Burg bereits so wehrhaft, dass die vorbeiziehenden Türken es nicht wagten, sie anzugreifen. Dies hielt die Ungarn allerdings nicht ab, sie zwischen 1482 und 1489 durch List und Verrat zu besetzen und den Pfleger Georg von Teufenbach gefangen zu nehmen. Hingegen wurde seine eingekerkerte Schwester befreit. Unter den Ungarn, aber auch nach ihrem Abzug, wurden die Befestigungen weiter verstärkt.

Im 16. Jahrhundert wurde die Anlage durch einen Großbrand und ein Erdbeben schwer beschädigt. 1570 war nur mehr ein kleiner Teil bewohnbar. Zwar erhielt der damalige Pfandherr Wolf Graswein vom Kaiser 500 Gulden für Renovierungen genehmigt, doch war Eppenstein 1583 bereits weitgehend baufällig. Obwohl die Burg 1596 unter den österreichischen Kreidfeuerstellen aufscheint, dürfte sie nur notdürftig wiederhergestellt worden sein, da der damalige Pfandherr, der innerösterreichische Hofvizekanzler Wolfgang Schrantz, es vorzog, die von der Regierung zur Verfügung gestellten Gelder vorwiegend für die Ausgestaltung des am Fuße des Burgberges gelegenen Schlosses Neu-Eppenstein zu verwenden. 1608 verkaufte der Staat die Herrschaft an Maximilian von Schrottenbach. Die Burg wurde aber nicht mehr bewohnt, so dass der endgültige Verfall einsetzte. Unter den Besitzern der nächsten 50 Jahre fällt vor allem Christoph Alban Graf Saurau unangenehm auf, der seine Untertanen ausbeutete, einen Kohlenträger erschlug, der ihm nicht rasch genug ausgewichen war und ein 14-jähriges Bauernmädchen vergewaltigte. Er wurde schließlich in Haft genommen und starb 1652 im Kerker auf dem Grazer Schlossberg. Seine Güter wurden eingezogen. 1656 erwarb Gregor von Sidenitsch die bereits ruinöse Burg. Sitz der Herrschaft war vorerst das im benachbarten Ort Allersdorf liegende Neu-Eppenstein. Doch wurde bald Eppenstein mit Weißenthurn und Farrach zu einer Herrschaft zusammengelegt, wobei Schloss Farrach Sitz der Verwaltung wurde. Das militärisch und verwaltungsmäßig nicht mehr benötigte Eppenstein wurde endgültig zur Ruine. 1754 kaufte Anton Graf Gaisruck den bereits stark verschuldeten Besitz. 1840 gelangte er an die Freiherren von Seßler-Herzlingen. Derzeit gehört das Areal der Ruine der Familie Schwarz. Ein örtlicher Burgverein bemüht sich seit 1958 um die Sicherung und Restaurierung der Anlage. Durch den Einbau von Stegen und Treppen ist das Begehen der Burg auch für Touristen wieder leichter möglich. Bei der Räumung der weitgehend mit Schutt gefüllten Ringburg konnten in den letzten Jahren Gebäudestrukturen aufgedeckt werden, die aber noch nicht zugeordnet werden konnten.

Eppenstein liegt am Südrand des Aichfeldes. Es ist eine weithin sichtbare, lang gestreckte Burgruine auf einem steilen Felskegel, etwa 200 m über dem Talboden. Gute Sichtverbindungen waren für einen mittelalterlichen Wehrbau eine Notwendigkeit. Von Eppenstein aus konnte man nicht nur große Teile des steirischen Murbodens, sondern auch die in das Kärntner Lavanttal führende Straße kontrollieren. Eindrucksvollster Teil der längst nur mehr in Ruinen erhaltenen Anlage ist die Kernburg am höchsten Punkt der Felskuppe. Sie nimmt den dort ohnehin nur beschränkten Platz komplett ein. Ihre Ringmauer umschließt einen Raum von nur 13 x 14 m. Sie passt sich dem unregelmäßigen Terrain völlig an, so dass kaum ein Quadratmeter Bodenfläche ungenutzt blieb. Der Felskopf fällt an drei Seiten (Norden, Süden und Westen) senkrecht ab. Der Zugang zur Hochburg erfolgte nur durch einen Hocheinstieg in der Ostwand und war durch eine Leiter gesichert, die im Ernstfall einfach hochgezogen werden konnte. Der Einstieg liegt etwa 4 m über dem Mauerfuß. Heute gelangt man in die Hochburg aber über eine einfache Holztreppe. Das unregelmäßige Fünfeck der Turmburg ist heute der älteste aber auch der am besten erhaltene Teil der noch vorhandenen Bebauung. Er stammt wohl noch aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Seine Außenmauern sind direkt auf den Fels aufgesetzt. Sie bestehen im unteren Bereich aus Quadern. Darüber wurde Bruchsteinmauerwerk verwendet. Im 12. und 13. Jahrhundert war die Hochburg sicherlich kaum zu erobern. Als Machtsymbol der Traungauer und Wildoner wirkte sie aber doch etwas kümmerlich, da ihr aus Platzmangel wichtige Bauten fehlten. So gab es noch keinen Palas, keine Kapelle und keinen Bergfried, aber auch keine Vorburg.

Diese Gebäude – mit Ausnahme des Bergfrieds, der möglicherweise nie erbaut wurde - wurden erst im 14. Jahrhundert unterhalb des Turmes auf einer künstlich eingeebneten Felsstufe an der nicht ganz so schroffen Ostseite des Burgberges errichtet. Die Palasanlage wurde später als „Gotisches Haus“ bezeichnet. Sie ist ca. 30 m lang und relativ gut erhalten. Da die Burg ein ausschließlich militärischer Zweckbau war, gab es in ihr keine Prunksäle. Die im Palasbereich eingebaute Doppelkapelle war an ihren gotischen Maßwerkfenstern erkenntlich, die allerdings bereits fast völlig verschwunden sind. Sie war dem Hl. Andreas geweiht. Um die Wasserversorgung der Burgbewohner im Fall einer Belagerung zu sichern, wurde hier eine Zisterne aus dem Felsen geschlagen. Mit der Entwicklung von großkalibrigen Feuerwaffen, musste man diese bei Belagerungen auf Distanz von den Burgmauern halten. Daher legte man im 15. Jahrhundert einige Meter unterhalb des Palas eine Vorburg an. Von ihr haben sich aber nur die Umfassungsmauern erhalten. Die ersten Sperrmauern gab es aber bereits im Talbereich. Auch sie sind mittlerweile weitgehend verschwunden. Etwas weiter oben sperren zwei, einst durch eine Mauer verbundene Geschützrondelle den weiteren Zugang. Das größere war ein mächtiger Kanonenturm mit einem Durchmesser von 17 Meter und einer Mauerstärke von 3 Meter. Sein Untergeschoß diente gelegentlich als Gefängnis. Diese mächtigen Renaissance-Befestigungen wurden um 1484, während der siebenjährigen Besetzung der Burg durch die Ungarn, errichtet. Durch zwei zusätzliche Wegsperren, dem mit einer Zugbrücke versehenen Eisernen Tor und einem weiteren, einst mit einem Fallgitter versehenen Tor, gelangte man zur Vorburg. Jüngster Bauteil ist eine Schutzmauer, die vom Pfleger Wolf Graswein in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zwischen dem äußersten und dem Eisernen Tor angelegt wurde, zu einer Zeit, als die Burg ihre militärische Bedeutung längst eingebüßt hatte.

Lage: Steiermark/Murboden – ca. 8 km südöstlich von Judenburg

Besichtigung: jederzeit frei zugänglich


Weitere Literatur:


23.09.2015