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Pichlhofen (Pichelhofen)


Im 16. Jahrhundert befand sich an der Stelle des Schlosses ein großer Meierhof, der dem Stift St. Lambrecht gehörte. Eine im Obstgarten aufgefundene Bronzefibel weist aber darauf hin, dass hier schon lange zuvor Menschen gelebt hatten. Der heutige Bau wurde in den Jahren zwischen 1580 und 1608 durch Adam von Gallenberg anstatt des Meierhofes errichtet. Seine Gattin Margarethe von Prankh hatte den Edelhof Pichlhofen 1580 als Heiratsgut in die Ehe eingebracht. Auf Grund von Baumängel die zu Senkungen führten, mussten aber bald zusätzliche Arbeiten durchgeführt werden. Der Bauherr dürfte sich auch finanziell übernommen haben, da die Herrschaft nach wenigen Jahren zuerst an Christof Praunfalckh und dann an den Freiherrn Ferdinand von Eggenberg verpfändet wurde. 1618 erwarb Thomas Frayd Schloss und Gut. Er war Hammermeister in Tamsweg. Seine Familie wurde 1643 mit dem Zusatz „von Fraydenegg“ geadelt. Ein Streit um die Fischereirechte mit dem Verwalter der Herrschaft Sauerbrunn, Erasmus Graf Saurau eskalierte 1680, als dieser Schloss Pichelhofen überfiel und die Gattin von Matthias Fraydt vorübergehend gefangen nahm. In einem darauf folgenden Prozess musste er jedoch auf seine Ansprüche verzichten. 1740 verkaufte Maria Niklas Wilhelm von Fraydenegg Pichlhofen an Georg Christof von Lachawitz. Dieser verband es mit seiner Herrschaft Spielberg. Pichlhofen ging dann später in weiblicher Erbfolge an die Arbesser von Rastberg und schließlich an die Freiherren von Conrad über. Letztere besitzen das Schloss noch heute, während der große landwirtschaftliche Betrieb verpachtet ist. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde das Schloss nicht sehr gepflegt, so dass schließlich erhebliche Sanierungsmaßnahmen erforderlich wurden. Unter anderem mussten Teile des Dachstuhls sowie die meisten Fensterstöcke erneuert werden. In den letzten Jahren wurde das Gebäude mit Hilfe des Bundesdenkmalamtes neuerlich restauriert.

Schloss Pichlhofen liegt gegenüber der Pfarrkirche von St. Georgen ob Judenburg. Der unweit gelegene Murübergang wurde schon zur Römerzeit häufig benützt. Die Wehrbauten, wie Mauer, Graben und Zwinger sind schon lange verschwunden. Das heutige Schloss ist ein vierflügeliger dreigeschossiger Renaissancebau um einen engen Arkadenhof. Wie der Vischer-Stich von 1681 zeigt, hatte es früher einen Turm, doch musste dieser mit dem benachbarten Schlosstrakt abgetragen werden, da die Fundamente zu schwach waren. Die eisernen Fensterkörbe beleben die sonst schmucklose Fassade. Prunkstück des Schlosses ist jedoch seine bemalte Halle im ersten Obergeschoß, die den Schlossherren als Empfangsraum diente. Die Wandmalereien vom Ende des 17. Jahrhunderts zeigen vorwiegend Landschaftsdarstellungen. In den Ecken sind die vier Elemente – Feuer, Wasser, Luft und Erde – dargestellt. Dazwischen erkennt man biblische Szenen aus dem Alten Testament. Intarsierte Türen mit den Wappen der Familien Gallenberg und Prankh erinnern an die einstigen Besitzer. Der hier stehende Kachelofen ist älter als das Schloss selbst. Er stammt aus dem Jahr 1548. Eine repräsentative Holztür verbindet die Eingangshalle mit dem ehemaligen Speisezimmer. Beide Räume sowie zwei weitere Zimmer waren ursprünglich Teile eines 21 m langen Saales. Diese Länge, sowie fehlende Stützen, führten jedoch zu statischen Problemen, so dass er durch zwei Wände unterteilt werden musste. Ein zusätzlicher Kachelofen verbesserte den Wohnkomfort. Da es aber keinen Rauchabzug gab, musste das Stiegenhaus für diesen Zweck herangezogen werden. Die Feuerpolizei untersagte schließlich den Betrieb des Kachelofens, so dass die hinteren Räume nur mehr im Sommer bewohnt werden können. Im Obergeschoß ist der riesige Raum noch original. Er wird jedoch nicht für Wohnzwecke benutzt, obwohl er mit einer Tramdecke und reich verzierten Türen (1604) ebenso repräsentativ ausgestattet wurde wie der Saal im ersten Stock. Unter anderem wird hier eine Sammlung von Kuhglocken aufbewahrt. Vor dem Schloss liegt ein großer Meierhof.

Lage: gegenüber der Pfarrkirche von St. Georgen am anderen Murufer

Ort/Adresse: 8756 St. Georgen ob Judenburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.09.2015