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Steinbach (bei Göstling)


Die Wälder im hinteren Steinbachgraben waren bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein geschätztes Jagdgebiet. Um das Wild und die Interessen der Jagdpächter zu schonen, verzichtete man auf eine Erschließung des Tales. 1864 wurde das Jagdrevier, das bereits an die Österreichische Nationalbank verpfändet worden war, an Hermann Maier Lövry aus Fürth in Bayern verkauft. Dieser veräußerte es bereits im nächsten Jahr an eine Straßburger Finanzgesellschaft. 1869 ging die Herrschaft zum dreifachen Preis des nur vier Jahre zuvor erfolgten Verkaufs an die AG für Holzindustrie. Diese hatte aber keinen wirtschaftlichen Erfolg. 1875 kaufte Albert Freiherr von Rothschild den Besitz. Er ließ hier ein Jagdhaus errichten, das 1894 zum eleganten Jagdschloss ausgebaut wurde. Zur gepflegten Einrichtung gehörten Kunstwerke aus den Rothschildschen Sammlungen in Wien. Zu einem Zeitpunkt, als im benachbarten Göstling noch Petroleumlampen die Häuser erleuchteten, gab es in Steinbach bereits einen Generator und elektrisches Licht. Als nach dem Börsen- und Bankenkrach von 1929 selbst die Familie Rothschild in Schwierigkeiten kam, wurde ein Teil des Forstbesitzes an die Republik Österreich übertragen. Steinbach blieb aber bis 1938 bei der Familie Rothschild. Es wurde nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland enteignet und an die Reichsforste verkauft. 1945 übernahmen die Bundesforste vorläufig die Verwaltung des Reviers und des Schlosses. Dies wurde endgültig, als Baron Louis Rothschild 1949 seine österreichischen Besitzungen der Republik Österreich schenkte. Im Gegenzug verpflichtete sich Österreich, sämtliche Angestellte Rothschilds mit allen pensionsrechtlichen Ansprüchen zu übernehmen. 1962 erwarb Kurt Smolka, der Besitzer der Raumausstattungsfirma INKU Schloss Steinbach. 2002 wurde das Gebäude durch Brandstiftung nahezu vernichtet. Es konnte jedoch bald wieder rekonstruiert werden. Das Schloss befindet sich nach wie vor im Besitz der Familie Smolka.

Schloss Steinbach liegt auf einer Geländestufe oberhalb des Zusammenflusses des Hundsaubaches mit dem Steinbach. Neben dem Schloss sowie am Talboden stehen einige von den Rothschilds im Alpenlook errichtete Häuser des Forstpersonals. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war das Schloss nur über einen schmalen Steg, der an die Wände der Not-Schlucht angebaut war zu erreichen. Die heutige Straße wurde erst 1965 angelegt. Das Schloss ist ein asymmetrischer Mehrflügelbau im Stil des Historismus. Es ist ein unregelmäßiges, gestaffeltes, zweigeschossiges Gebäude mit ausgebautem Dachgeschoß. Seine malerisch zerklüftete Dachlandschaft setzt sich aus mehreren Schopfwalm- und Walmdächer zusammen, die durch Schleppgaupen und mit Häuschen bekrönten Rauchfängen bereichert werden. Das Obergeschoß war weitgehend in Fachwerkbauweise errichtet worden, doch erfolgte der Wiederaufbau nach dem Brand in etwas reduzierten Formen. Durch die Loggien, Balkone, Erker und Ecktürmchen wirken die Fassaden ziemlich unruhig. Der neoromanische Haupteingang liegt an der Ostseite. Er wird von Säulen flankiert. Von der einst reichen Innenausstattung mit Möbeln, Gemälden und Plastiken ist nichts mehr vorhanden, da diese bereits bei der Übertragung an die Bundesforste entfernt oder schließlich beim Brand zerstört wurden. Eine reich verzierte Kerbschnittbalkendecke aus dem sog. Asyl in Göstling von 1704 sowie zahlreiche Vertäfelungen dürften das Großfeuer ebenfalls nicht überlebt haben.

Lage: Niederösterreich/Eisenwurzen - ca. 6 km südöstlich von Göstling/Ybbs

Ort/Adresse: 3345 Göstling an der Ybbs

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


30.05.2015