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Klagenfurt - Herzoghof


Der Herzoghof ist ein kleiner herrenhausartiger Bau des 19. Jahrhunderts nördlich von Klagenfurt, unweit des Flughafens. In ihm oder seinen Vorgängergebäuden hat nie ein Herzog gewohnt. Er war ursprünglich auch kein Adelssitz. Dennoch hat er in der mittelalterlichen Geschichte Kärntens eine skurrile und bemerkenswerte Rolle gespielt. Der Hof war ein landesfürstliches Lehen, das bis 1823 gemeinsam mit dem damit verbundenen Recht immer nur vererbt wurde. Hier saß im Mittelalter ein Vertreter der Edlinger, also der freien Bauern des Landes. Dieser hatte ab 1286 bei jeder Einsetzung eines neuen Kärntner Herzogs, die in Karnburg nördlich von Klagenfurt stattfand, das Recht und die Pflicht, den sog. Fürstenstein – eine verkehrt in den Boden gerammte römische Säulenbasis – zu besetzen. Er durfte diesen Sitz dem neuen Landesherrn erst dann überlassen, wenn dieser dem Bauern gewisse Fragen wunschgemäß beantwortet hatte. Bei den in slawischer Sprache gehaltenen Fragen ging es um den christlichen Glauben des Herzogs und das Versprechen einer gerechten Amtsführung. Der Fürstenstein, der aus Virunium, dem Hauptort der römischen Provinz Noricum stammte, wird seit 2006 im Großen Wappensaal des Klagenfurter Landhauses aufbewahrt. Das Recht des Herzogsbauern wurde noch von Kaiserin Maria Theresia bestätigt, obwohl es längst obsolet geworden war. Die letzte Amtseinsetzung nach dem alten Recht fand 1414 statt. Gregor Schratter war der damalige Herzogsbauer. Im Großen Wappensaal befindet sich auch ein Fresko vom österreichischen Barockmaler Josef Ferdinand Fromiller, das Herzog Ernst den Eisernen im Gespräch mit Gregor Schratter am Fürstenstein zeigt. 1823 verstarb mit Josef Schratter der letzte seiner Familie. Danach wechselten die Eigentümer des Hofes recht häufig. Zu den nun meist adeligen Besitzern, die aber mit dem alten Brauch nichts mehr zu tun hatten, zählte 1889 Julius Freiherr von Becharde, Ludomir Ritter von Zadurowitz (1894), Hermann Graf Seher-Toß (1935) und zuletzt Christof Freiherr von Berlepsch (1975).

Lage: an der Zufahrt ins Görtschitztal

Ort/Adresse: 9010 Klagenfurt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.04.2015