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Gnadendorf


Vor etwa zehn Jahren wurden bei Bauarbeiten im Ortsgebiet die Skelette eines jungen ungarischen Kriegers und seines Pferdes aus der Zeit um 1000 n. Chr. freigelegt. Der Ort ist nicht ganz so alt, wird aber immerhin bereits 1113 erstmals erwähnt. Mit Irnfried von Gnadendorf treten die Herren von Gnadendorf in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erstmalig auf. Der zwischen 1208 und 1222 urkundlich genannte Chalhohus von Gnadendorf wird als Edelfreier (nobilis) bezeichnet. Seine Nachkommen sind bis 1248 fassbar. Herrschaftsmittelpunkt der Gnadendorfer und der nachfolgenden Herren von Kaja dürfte wohl die freieigene Burg am heutigen Kirchhügel gewesen sein. Niklas von Kaja vererbte 1363 die Veste Gnadendorf seinem Neffen Niklas von Mattersdorf. Dieser trat den bisher freieigenen Besitz an Kaiser Rudolf IV ab und nahm ihn als Lehen sofort wieder an. Zwei Jahre später erwarb Heinrich von Hackenberg das Lehen. 1382 gelangte dieses an die Herren von Liechtenstein-Nikolsburg. Diese lebten natürlich nicht hier und ließen die Burg verfallen. 1457 wird sie bereits als öde bezeichnet. 1543 verkauften die Liechtensteiner ihren Besitz an Christoph von Kienritz. Er ließ die beiden Herrschaften Gnadendorf und Hagenberg zusammenlegen und von Hagenberg aus verwalten.

Die Burg von Gnadendorf lag am Plateau des kleinen Hügels, auf dem sich heute die dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Pfarrkirche erhebt. Deren Vorgängerbau dürfte bereits aus dem 12. Jahrhundert gestammt haben und auf die einstige mittelalterliche Burgkapelle zurückgehen. Er wurde um 1680 von den damaligen Herrschaftsinhabern Theodor und Otto Heinrich von Sinzendorf wegen Baufälligkeit abgetragen und durch den heutigen Barockbau ersetzt. Der nicht verbaute Teil der hausbergartigen Anlage wird vom Friedhof eingenommen. An den einstigen Wehrbau erinnern nur mehr die gut erhaltene Ringmauer, die heute als Friedhofsmauer dient und der einstige Wallgraben. Da die Ringmauer eine Fläche von etwa 80 x 50 m einschließt, dürfte die Burg eine stattliche Wehranlage gewesen sein. Von ihr ist leider kein aufgehendes Mauerwerk mehr zu sehen. Es gibt auch kein Bildmaterial. Sie war aber ein wichtiger Wehrbau und gehörte zu einer Burgenkette, die die Nordgrenze des heutigen Niederösterreichs gegen Mähren und Ungarn zu sichern hatte. 1994 fanden anlässlich einer Renovierung im Kircheninneren archäologische Ausgrabungen statt, bei der das Fundament eines quadratischen Steinbaues von 4,5 m Seitenlänge freigelegt wurde. Es könnte sich dabei um den Rest eines Turmes gehandelt haben. Große Teile des Quadermauerwerks der Ringmauer stammen noch aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Andere Bereiche, die an ihrem Zwickelmauerwerk erkenntlich sind, gehen wohl auf das Ende des Mittelalters zurück. Die Mauer ist mehrere Meter hoch. An manchen Stellen musste sie durch starke Stützpfeiler stabilisiert werden.

Lage: NÖ/Weinviertel - ca. 15 km nordwestlich von Mistelbach

Ort/Adresse: 2152 Gnadendorf

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


09.04.2015