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Graz - Palais Abfaltrern


Das Palais Abfaltrern, das auch gelegentlich als Palais Brandhof bezeichnet wird, liegt mit der Adresse Brandhofgasse 5 in unmittelbarer Nachbarschaft des Palais Auersperg in der Elisabethstraße. Es wurde 1873/74 für Baron Otto von Abfaltrern (auch Abfaltern) errichtet. Als Architekt kommt in erster Linie Johann de Colle in Frage, wenn auch gelegentlich Wilhelm Bücher genannt wird. Die Freiherren von Abfaltrern waren eine alte, wenn auch weniger bekannte Adelsfamilie. Sie stammt aus der Krain (heute Slowenien), wo sie bereits im 9. Jahrhundert ansässig war. Ihre männlichen Mitglieder dienten häufig als Offiziere im österreichischen Militär, wo sie sich u. a. in den Türkenkriegen große Verdienste erwarben. 1675 wurden sie von Kaiser Leopold I in den Freiherrenstand erhoben. Das Palais befand sich bis in das 20. Jahrhundert hinein im Besitz der Familie. Von 1965 bis 2007 war es an die Grazer Universität vermietet, die darin das Institut für Musikpädagogik unterbrachte. Nach dessen Übersiedlung in ein neu errichtetes Gebäude in der Leonhardstraße stand das Palais vier Jahre lang leer. Zuletzt wurde es von einer Immobilienfirma übernommen, die es umfassend restaurierte und nun vermietet. Bis zur Errichtung des Palais stand auf dem Areal des Vorgartens ein Gebäude, das im 18. Jahrhundert als Wirtschaftshof des Breunerhofes diente. Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert befanden sich hier die Stallungen des neuen Palais. Dieser Vorgarten ist heute parkartig gestaltet. Er ist von der Brandhofgasse durch ein Eisengitter getrennt. Ein- und Ausfahrten erfolgten durch zwei doppelflügelige eiserne Tore, die von mit Urnen geschmückten Pfeilern flankiert werden.

Das zweigeschossige Palais ist ein eleganter lang gestreckter Bau unter einem flachen Walmdach. Als Baustil wurde die im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts im Palaisbau bevorzugte strenghistoristische Neo-Renaissance gewählt. Die elfachsige straßenseitige Fassade wird durch einen dreiachsigen Altan im Erdgeschoß dominiert, in dem sich das Portal befindet. Einst hatte er die Funktion einer Wagenauffahrt und ermöglichte den Besuchern ein geschütztes Ein- und Aussteigen. Der Altan wird von Halbsäulen gestützt, die wie das gesamte Erdgeschoß genutet sind. Sie tragen einen breiten Balkon, der von einer Steinbalustrade begrenzt ist. Sie läuft als Blendbalustrade um die gesamte Vorderfront. Das unter dem Altan versteckte rundbogige Steinportal zeigt dekorierte Holzflügel mit vergitterten Glaseinsätzen und eine Oberlichte. Die großen Fenster der Vorderfront sind durchwegs rundbogig. Im Obergeschoß stellen die Stuckverzierungen der drei Fenster des Altans in den Zwickeln Tänzerinnen dar. Die übrigen Fenster sind einfacher geschmückt. An der schlichter gehaltenen Gebäuderückseite springt ein Risalit vor, in dem sich das Stiegenhaus befindet. Bemerkenswert ist die vornehme Innenausstattung des Palais. Allerdings bestehen die Wandverkleidungen nicht aus Marmor, wie es auf den ersten Blick aussieht, sondern aus Stucco lustro, einer Marmorimitation. Das Portal führt in ein durch korinthische Pilaster und gerahmte Wandfelder gegliedertes Vestibül. Diesem Wandschmuck sind frei stehende korinthische Säulen auf Podesten vorgesetzt. Auch die Wände des ebenfalls aufwändig gestalteten Treppenhauses sind mit einer korinthischen Pilastergliederung versehen. Die U-förmige, frei tragende, dreiläufige Treppe weist ein Gusseisengeländer auf.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Brandhofstraße 5

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


06.03.2015