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Brunnenfeld (Zürcherhaus)


Der kleine Ort Brunnenfeld an der Talgabelung Klostertal-Montafon ist heute ein Ortsteil von Bludenz. Der hier befindliche gleichnamige Ansitz ist auch als „Zürcherhaus“ bekannt. Im späten Mittelalter war er Sitz eines Bludenzer Patriziergeschlechtes. Die Herren von Brunnenfeld waren Ministeriale der Grafen von Werdenberg. Ihr Lebensmittelpunkt war die Gegend um Bludenz, doch waren sie auch im Vinschgau, im Rheintal und in Graubünden ansässig. 1274 werden sie erstmals urkundlich erwähnt. Bekanntester Vertreter der Familie war Gerung von Brunnenfeld, der um 1320 im Dienst von Herzog Heinrich von Kärnten-Tirol stand. Er führte für diesen diplomatische Aufgaben aus und wurde dafür in den Ritterstand erhoben. Ein Ulrich von Brunnenfeld war um 1370 Verwalter des Hofes von St. Peter auf der Platte, der als grundherrliches Zentrum für die landesherrlichen Eigenleute im Montafon fungierte. Letzter bekannter männlicher Vertreter der Familie war Philipp von Brunnenfeld, der zwischen 1377 und 1394 als Bludenzer Bürger bezeichnet wurde. Mit Margarethe von Brunnenfeld starb das Geschlecht nach 1411 aus. Die zweite, für den Ansitz wichtige Familie waren die Zürcher von Guldenböck. Auch sie gehörten zu den Patriziern von Bludenz. Sie lebten hier von ca. 1600 bis 1730/40. Die Familie kam aus der Schweiz und nannte sich nach ihrer Herkunft. Der Ansitz dient nun schon seit langem als bürgerliches Wohnhaus.

Wenn man die dicken Mauern des Ansitzes nicht beachtet, sieht man ihm sein hohes Alter nicht unbedingt an. Die glatten Fassaden und die hölzernen Fensterläden könnten sicher auch aus einer noch nicht lange vergangenen Zeit stammen. Doch ist die unregelmäßige Anordnung der Fenster an der Eingangsseite ein typisches Zeichen für einen Bau, der in der Renaissancezeit nicht neu fassadiert wurde. Im Kern geht die Bausubstanz des dreigeschossigen Gebäudes auf das 13. Jahrhundert zurück. Zu den zahlreichen Umbauten, die bis in das 20. Jahrhundert stattfanden zählen natürlich auch das steile Satteldach und der Holzvorbau an der westlichen Giebelfront (1935). Ein mit einem Tonnengewölbe versehener Mittelgang teilt das Innere in zwei Hälften. Rechts und links von ihm liegen Stuben und Kammern, aber auch der Zugang zum tiefen Keller. Am Ende des Ganges hat sich die Steinspindel einer gotischen Wendeltreppe erhalten, doch wurde diese später abgemauert und eine wesentlich bequemere Stiege eingebaut. Im ersten Stock befindet sich ein großer Saal mit einer hölzernen Kassettendecke. Eine Falltüre in einem Nebenraum hatte einst Anlass zur Vermutung gegeben, dass von hier ein unterirdischer Verbindungsgang nach Rosenegg führte. Wie immer gehört aber auch hier ein solcher Gang in den Bereich der Sage. Die Wohnräume der Obergeschosse weisen zum Teil einfache Stuckdecken auf. Im zweiten Stock haben sich Renaissancetüren in Pilasterrahmungen vom Anfang des 17. Jahrhunderts erhalten. An der alten Gartenmauer neben dem Ansitz steht ein Bildstock, auf dem geschrieben stand: „Bis hierher und nicht weiter kamen die schwedischen Reiter“. Der damalige Besitzer von Brunnenfeld hatte das Marterl als Dank dafür gestiftet, dass die Schweden im Dreißigjährigen Krieg Bludenz gegen Zahlung einer hohen Summe von einer Brandschatzung verschonten.

Ort/Adresse: 6700 Bludenz, Brunnenfelderstraße 3

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.02.2015