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Graz - Karlau


Erzherzog Karl II, der als Regent von Innerösterreich in Graz lebte, ließ in der nach ihm benannten, südlich von Graz gelegenen Karl-Au einen landesfürstlichen Tiergarten anlegen, in dem jagdbares Wild gehegt wurde. Zwischen 1584 und 1590 errichteten die Baumeister Antonio Tade und Antonio Marmoro (Marbl) für ihn hier ein Lust- und Jagdschloss als Sommersitz. Es wurde vorerst nach der hier gelegenen, aber längst verschwundenen Ortschaft Dobl genannt, erhielt aber seinen heutigen Namen bereits 1589 um Verwechslungen mit dem ebenfalls bei Graz gelegenen Tobl zu vermeiden. Nach dem Tod des Bauherrn ließ seine Witwe Maria von Bayern das Schloss ausbauen und zu ihrem Lieblingssitz ausgestalten. Zum Schloss gehörte auch eine Meierei, die ein landwirtschaftlicher Musterbetrieb war. Die Erzherzogin hatte sogar aus der Schweiz Kühe importiert, die dann von einem Schweizer betreut wurden. Zur Vergrößerung des Schlossareals wurde u. a. 1605 der benachbarte Edelsitz Nebelau erworben. 1618 wurde zwar die landesfürstliche Residenz nach Wien verlegt, doch blieb Karlau weiterhin als landesfürstliches Jagdschloss bestehen. Grund dafür war wohl der besondere Wildreichtum der Gegend. Noch 1726 befand sich im Schloss eine Gemäldegalerie mit zahlreichen Porträts der Habsburger und anderer Fürsten. Der Abstieg war jedoch nicht mehr aufzuhalten. Im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 diente das durch Mauern gesicherte Schlossareal als Kriegsgefangenenlager. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die Sammlungen des Erzherzogs, zu denen auch eine Kunst- und Rüstkammer gehörte, nach Wien gebracht. 1769 wurde das ehemalige Lustschloss als Arbeitshaus zweckentfremdet und ab 1784 diente es als Kaserne. 1794 brachte man französische Kriegsgefangene hier unter. Der Tiefpunkt wurde 1804 erreicht, als man „die Karlau“ zum Provinzialstrafhaus der Steiermark bestimmte. Diesem Zweck dient das ehemalige Schloss noch heute, wenn auch mittlerweile moderne Gefängnistrakte geschaffen wurden, die den Altbau umgeben und ihn völlig verunstalten. Im Zweiten Weltkrieg wurde er schwer beschädigt, so dass in den Jahren 1947 bis 1949 der Mitteltrakt neu errichtet werden musste. Mit ca. 500 Insassen ist „die Karlau“ heute die drittgrößte Haftanstalt Österreichs.

Schloss Karlau ist ein markanter Spätrenaissancebau mit Zubauten des 19. und 20. Jahrhunderts. Der viergeschossige Viereckbau mit seinen vier polygonalen Ecktürmen ist im Ostteil der Strafanstalt völlig erhalten. Lediglich die Zwiebelhauben der Türme wurden entfernt. Sie wurden durch flache Zeltdächer ersetzt. Ein steiles Walmdach schließt die glatten Fassaden des Hauptgebäudes nach oben ab. Das Steinportal ist mit Doppelpilaster und einem Triglyphenfries geschmückt. Das Innere des einstigen Schlosses ist modern gestaltet. Hier befindet sich unter anderem die Verwaltung der Haftanstalt. Auch die dem hl. Thomas geweihte Kapelle wurde 1967/69 neu eingerichtet. Von der alten Einrichtung des breiten einschiffigen Saalraumes hat sich nur das 1849 gemalte Bild des Hochaltars erhalten, das den Apostel Thomas zeigt. Vor einigen Jahren wurden bei Bauarbeiten einige jüdische Grabsteine gefunden. Diese stammen jedoch nicht von einem ehemaligen Ghetto, wie man zuerst vermutete, sondern von einem jüdischen Friedhof, der dem Ausbau der Grazer Basteien zum Opfer fiel. Wie bei Etablissements dieser Art üblich, ist die Anstalt von einer hohen Mauer umgeben. Sie wurde allerdings bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts unter der Erzherzogin Maria angelegt. Damals hatte sie den Zweck, das Wild am Abwandern zu hindern und es vor Wilderern zu bewahren. Die Mauer hatte mehrere Türme, was darauf hinweist, dass sie auch der militärischen Sicherung der Murvorstadt diente. Die Türme der Außenmauer wurden bereits im 18. Jahrhundert abgetragen.

Ort/Adresse: 8020 Graz, Herrgottwiesgasse 50

Besichtigung: diese ist den Insassen vorbehalten


Weitere Literatur:


27.01.2015