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Thalenstein (Tallenstein)


Der recht martialisch klingende Name Thalenstein passt so gar nicht zum hübschen klassizistischen Schlösschen am Rande des Drautales. Tatsächlich hat an seiner Stelle Bernhard Thalant, der Pfleger der Herrschaft Heunburg, bereits um 1499 einen leicht befestigten, spätgotischen Edelsitz erbaut. Als Baugrund diente ihm eine Hube, die ihm von Kaiser Ferdinand I verliehen wurde. Er besaß den Bau bis 1517 und nannte ihn „Thalantstein“. Nach seinem Tod wurde der Vicedom in Steyer Christof Resch mit Thalenstein belehnt. Ein weiterer Besitzer der Herrschaft im 16. Jahrhundert war der Abt von St. Paul Ulrich Phinzing. Wegen der hohen Schulden, die er angehäuft hatte, musste er zurücktreten. Er zog sich nach Thalenstein zurück, wo er 1530 starb. 1553 ging das landesfürstliche Lehen an den Vicedom Georg von Wildenstein, der mit der Aufsicht über den kaiserlichen Wildbann betraut war. Mit dem Lehen verbunden war der Auftrag, seinen Sitz entsprechend wehrhaft zu gestalten. Durch die Heirat der Töchter Wildensteins gelangte Thalenstein je zur Hälfte an Erasmus Mager von Fuchsstatt und Christof Freiherr zu Racknitz. Dem landesfürstlichen Forstmeister Wolf Mager von Fuchsstatt gelang es 1596 auch die zweite Hälfte der Herrschaft zu erwerben. Er hatte jedoch große finanzielle Schwierigkeiten und musste seinen Anteil bald wieder verkaufen. 1609 wurde Thalenstein an Zacharias Limpacher verliehen. Vor allem durch den Barockumbau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, aber auch durch die weiteren Ausbauten im 19. Jahrhundert entstand der heutige Baukomplex. An den Arbeiten waren die Rauber von Reinegg und die Familie Urschenbeck beteiligt. 1772 erwarb Franz Graf Orsini-Rosenberg das Schloss Thalenstein. Die nächsten Eigentümer waren ab 1799 Max Thaddäus Freiherr von Egger bzw. dessen Nachkommen. Die Eggers betrieben hier eine große Schlossgärtnerei, die sich auf die Züchtung von Edelobst spezialisiert hatte. Sie lebten aber nicht hier und kümmerten sich wenig um die Erhaltung des Schlosses, so dass das obere Stockwerk fast einstürzte. 1885 fiel Thalenstein durch Heirat an den Freiherrn Ferdinand von Helldorff. Seine Nachkommen sind noch heute im Besitz des gepflegten Schlosses, des anschließenden Biogutes und der umliegenden Wälder.

Das hufeisenförmig angelegte Schloss ist heute vorwiegend dreigeschossig. Es besteht aus einem fünfachsigen Mittelteil, an den an den Ecken zweiachsige Flügelbauten vorspringen. Vom Bau des 15. Jahrhunderts hat sich nichts erhalten. Die Schauseite ist nach Süden gerichtet. Die Fassadengliederung zeigt Merkmale des oberitalienischen Villenbaues. Die Mitte der Eingangsfront wird durch einen einfachen Dreieckgiebel betont. Dieser ist mit dem Allianzwappen der Familien Egger und Lodron geschmückt. Die hohen Beletage-Fenster sind mit segmentbogigen und dreieckigen Ziergiebeln ausgestattet. Im Gegensatz zum dreigeschossigen Westflügel ist der gegenüberliegende Osttrakt nur zweigeschossig. An der Westseite springt ein Kapellenbau aus der Zeit um 1720 vor. Er zeigt ein Glockentürmchen und einen halbrunden Chor. Sein Inneres ist mit einem Tonnengewölbe gedeckt. Pilaster gliedern die Wände. Der barocke Hochaltar ist mit 1727 bezeichnet. Das romanische Sandsteinfragment eines Reliefs zeigt die Madonna mit dem Jesuskind. Es stammt aus dem 13. Jahrhundert und befand sich ursprünglich im Kreuzgang des Stiftes Griffen. Die Wohnräume des Schlosses sind zum Teil mit schönem Deckenstuck versehen. Vor allem die Decke des Empfangssaales ist bemerkenswert. Hinter dem Schloss erstreckt sich ein ausgedehnter Park.

Lage: westlich von Haimburg an der Straße nach St. Stephan

Ort/Adresse: 9111 Haimburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


10.01.2015