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Enzersdorf im Thale


Die Wurzeln des Schlosses bzw. seines Vorgängergebäudes liegen wohl im 13. Jahrhundert. Der Ort wird jedoch erst 1376 als „Enzersdorf im Langenthal“ bzw. „Enczestorf in longa valle“ urkundlich erwähnt. Ob ein erster Wehrbau auf dem zwei Kilometer nordwestlich des Schlosses liegenden Hausberg lag, ist fraglich, ebenso wo der 1261 genannte Dietrich von Enzinstorf lebte. Die Herren von Enzersdorf, die vom 14 Jahrhundert bis zu ihrem Aussterben 1598 hier saßen, waren mit der gleichnamigen Adelsfamilie in Enzersdorf an der Fischa verwandt. 1373 belehnte Herzog Albrecht III die Brüder Stephan, Hans, Heinrich und Görg mit der Herrschaft. Veit von Enzersdorf dürfte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Wasserschloss am Ortsrand des Dorfes in der von Georg Matthäus Vischer gezeichneten Renaissanceform erbaut haben. Danach erlebte das Schloss seine Glanzperiode. Während der Reformationszeit war es ein wichtiges Zentrum der Lutheraner im Weinviertel. Nach dem Erlöschen der Familie von Enzersdorf wechselten die durchwegs adeligen Schlossherren sehr häufig. Zunächst wird David von Teuffenbach genannt, auf den 1621 Georg Ehrenreich von Zinzendorf folgte. 1636 übernahm die Familie Windischgrätz die Herrschaft. Fünfzig Jahre später fiel diese an die Starhemberg. Während das Schloss 1529 den Türkeneinfall wohlbehalten überstanden hatte, wurde es 1683 von türkischen Streifscharen in Brand gesetzt. 1706 erfolgte der Wiederaufbau in barocken Formen. Es waren vermutlich die 1803 gefürsteten Grafen von Sinzendorf, die ab 1758 im Besitz von Enzersdorf waren, die das Schloss neuerlich barockisierten. Damals entstand auch der Ehrenhof. Sie behielten Enzersdorf bis 1813, als es an die Grafen von Hardegg überging. Bereits 1820 verkauften diese es an Carl Graf von Spangen. Zwischen 1834 und 1838 ließ Philipp Graf von Spangen etliche größere Umbauten vornehmen, wodurch die ursprüngliche Architektur weiter vereinfacht wurde. Auf die Grafen Spangen folgten 1912 die Grafen Schönborn-Puchheim, in deren Besitz sich das Gut auch derzeit noch befindet. Das heutige Gebäude ist jedoch nur mehr der traurige Rest des einstigen Prachtschlosses. Der Haupttrakt sowie der Ostflügel wurden 1945 durch Artilleriebeschuss zerstört und anschließend abgetragen.

Erhalten aber völlig ungepflegt ist nur noch der schlichte Westtrakt der einst eindrucksvollen Anlage. Nachdem er noch jahrelang von der Forstverwaltung des Gutes genutzt wurde, ist er heute unbewohnt und offensichtlich dem Verfall überlassen. Erhaltenswert und mit vertretbaren Kosten wohl auch zu sanieren. ist die barocke Toranlage, die in den Ehrenhof führte. Sie stammt aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts. Vier Pfeiler unterbrechen das klassizistische Gitter. Sie sind mit Putten geschmückt, die Wappen des einstigen Besitzers halten. Das wie eine Halbinsel wirkende Schlossareal ist an drei Seiten von zum Teil teichartig verbreiterten Wassergräben umgeben, die vom nahe vorbei fließenden Göllersbach gespeist wurden. An der Außenseite des Grabens sind noch Reste einer ehemaligen Wallanlage zu sehen. Lediglich an der Nordseite, wo sich der Zugang befindet, ist kein Wassergraben mehr zu erkennen, doch muss es logischerweise auch hier einen gegeben haben. Die Größe des Schlosses ist noch an der ausgedehnten Wiese vor dem erhaltenen Seitentrakt sowie an den Fundamentresten der abgerissenen Bauten zu erkennen. Der mit einem Flachgiebel versehene fünfachsige Mittelteil des zweigeschossigen Hauptgebäudes war dem Ort zugewandt. In ihm befand sich ein Saal, den der Maler Johann Franz Greipel 1769 mit Fresken schmückte. Der erhaltene Längstrakt, der den Ehrenhof im Westen begrenzte, ist zweigeschossig. Er weist noch einen geringfügig überhöhten Eckpavillon auf. Über seine gesamte Länge erstreckt sich im Erdgeschoß ein platzlgewölbter Laubengang, der von heute völlig überwachsenen Pfeilern gestützt wird.

Lage: ca. 12 km östlich von Hollabrunn

Ort/Adresse: 2032 Enzersdorf im Thale

Besichtigung: von außen meist möglich


Weitere Literatur:


31.12.2014