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Klagenfurt - Bischofspalais


Erzherzogin Maria Anna war eine Tochter der Kaiserin Maria Theresia. Sie war sehr klug und wie ihr Vater Kaiser Franz Stephan von Lothringen an den Naturwissenschaften sehr interessiert. Leider war sie meist kränklich und wenig hübsch. Nicht zuletzt wegen ihres Buckels konnte sie ihre Mutter nicht standesgemäß verheiraten. Sie wurde daher Äbtissin eines von Maria Theresia in Prag gegründeten Damenstiftes. Obwohl Maria Anna dieses Amt nie ausübte, war durch das damit verbundene Einkommen von 20.000 Gulden ihr Auskommen gesichert. Da sie am Wiener Hof nicht sehr beliebt war, zog sie sich nach Klagenfurt zurück, wo sie vorerst im Kloster der Elisabethinen lebte. In der Zwischenzeit errichtete Maria Theresias Hofbaumeister Nikolaus Pacassi bis 1771 in unmittelbarer Nähe des Klosters, knapp außerhalb der Altstadt, ein hübsches Gartenpalais, das Maria Anna nach dem Tod ihrer Mutter von 1780 bis zu ihrem Tod 1789 bewohnte. Sie war die einzige Habsburgerin, die sich dauerhaft in Klagenfurt niederließ. Zuvor wurde das Palais vom Wiener Architekten Franz Anton Hillebrand nach ihrem Geschmack umgestaltet. 1789 verlegte der Gurker Bischof Kardinal Franz-Xaver Altgraf Salm-Reifferscheidt-Krautheim seine Residenz von Schloss Pöckstein am Beginn des Gurktales nach Klagenfurt. Nach einem zweijährigen Aufenthalt im Stadtpalais des Viktringer Abtes bezog er das Palais der inzwischen verstorbenen Erzherzogin. Die Raumausstattung wurde weitgehend verändert. Der Plan der Stadt Klagenfurt, das Gebäude zu erwerben und es dem Militär als Generalstabsquartier zur Verfügung zu stellen, konnte nicht verwirklicht werden. Das Palais dient auch heute noch der Diözese Gurk als Wohnsitz des Bischofs. Außerdem ist hier das Bischöfliche Sekretariat untergebracht. Das ab 1917 von Erzbischof Adam Hefter aufgebaute und hier eingerichtete Diözesanmuseum wurde wieder abgesiedelt und in ein Gebäude am Domplatz verlegt.

Die Zufahrt zum durchaus standesgemäßen Bischofspalais liegt in einer wenig repräsentativen Nebengasse. Die hohe Mauer, die das Areal umgibt, wird hier von einem eleganten Schmiedeeisentor unterbrochen. Über ihm ist das von Rosengehängen gehaltene Wappen des Kardinals Franz-Xaver Altgraf Salm-Reifferscheidt-Krautheim angebracht. Auf den beiden rustizierten Torpfeilern stehen steinerne Vasen. Ein großer Ehrenhof breitet sich vor dem hufeisenförmig angelegten Palais aus. Dieses ist im Empirestil gehalten. Seine Fassade wird durch Pilaster gegliedert. Die Hauptfront ist zweigeschossig und weist neun Fensterachsen auf. Dem nur schwach vortretenden dreiachsigen Mittelrisalit ist ein einfacher Dreieckgiebel aufgesetzt. Die beiden Seitenflügel sind fünfachsig. 1961 wurde dem Ostflügel ein zehnachsiger Anbau zugefügt, dessen Fassade jener des Hauptbaues angeglichen wurde. Hinter dem Palais erstreckt sich ein von Georg Till ab 1776 angelegter ausgedehnter Park. Der Mittelrisalit wird auch an der Parkseite von einem Dreieckgiebel gekrönt. Unter ihm springt ein von Doppelkonsolen gestützter und von einem Schmiedeeisengitter begrenzter Balkon vor. Betritt man das Gebäude, so gelangt man in ein Vestibül. Rechts und links von ihm liegen die Arbeitsräume der bischöflichen Verwaltung. Die Repräsentationsräume befinden sich im Obergeschoß des Ostflügels. Der schönste Raum ist hier das Eckzimmer. In seine klassizistische Vertäfelung sind 13 Ölbilder von Mitgliedern der Familie Salm eingelassen. Sie wurden von Georg Weikert um 1790 gemalt. Außer einigen weiteren Gemälden hat sich von der einst prächtigen Innenausstattung nur wenig erhalten. Die der Mater Dolorosa geweihte Kapelle befindet sich im Mitteltrakt des Palais. Sie wurde 1797 durch Kardinal Altgraf Salm eingerichtet. Es ist ein einfacher Empiresaal, der 1958 nicht sehr vorteilhaft umgebaut worden ist. Eine holzgeschnitzte Kopie der Gurker Pieta von Raphael Donner steht an der Stelle des sonst üblichen Hochaltares. Ihr zur Seite stehen Skulpturen des hl. Johannes und der hl. Maria Magdalena. Zwei sehr große vergoldete Leuchter sind jetzt im Vorzimmer der Kapelle aufgestellt. Sie wurden von Kardinal Salm gestiftet.

Ort/Adresse: 9010 Klagenfurt, Mariannengasse 2

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.12.2014